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Alt 28.09.2015, 23:25
Peperoncino78 Peperoncino78 ist offline
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Standard Palliative Sedierung und eingeschlafen - Selbstvorwürfe

Wer nicht alles lesen möchte kann gleich zum letzen Absatz übergehen!

Hallo, mein armer Papa ist am vergangenen Samstag gegen Nachmittag eingeschalafen. Er war ein Man mit Ecken und Kanten, Stur wie ein Bock und es war nicht immer einfach mit ihm. Er war Einzelgänger und liebte die Natur. Zwei Jahre haben wir gegen die verfluchte Leukämie angekämpft. Es wurden ihm noch ein paar schöne und unbeschwerte Monate geschenkt. Wir dachten er wäre über den Berg. Dann wurden die Werte schlechter und er bekam eine DLI. Erneute Injektion von Spenderzellen. Es kam nach Wochen zu einer akuten GVHD (Abstoßung des Darms). Er kam im Juni auf die Isolation. Anfang Juni wurden mit uns die lebenserhaltenen Maßnahmen besprochen. Er stand unter Morphium um die Schmerzen zu lindern. Aber der Teufelskerl hat dem Tod nochmal ein Schnippchen geschlagen und hat sich aufgerappelt. Die GVHD betrug die höchste Stufe 4. Er hat sich damit noch drei Monate gekämpft. Mal besser mal schlechter. Und obwohl er so krank war, haben wir uns trotzdem noch gestritten. Unglaublich, aber so wahr er eben. Die letzen zwei drei Wochen hat er merklich abgebaut und nur noch geschlafen. Er verweigerte das Reden teilweise. Obwohl die Ärzte uns sagten, dass es unmöglich ist was dieser Körper mitmacht, war er bis auf die lezte Woche selbstständig. Die Frage kam auf wie lange das noch geht. Die Ärzte gaben uns keine konkrete Aussage. Bis auf vergangenen Donnerstag. Der Chefartz teilte uns mit, dass mein Vater nicht mehr wolle und die Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Er ging mit mir zu meinem Vater, der öffnete die Augen und reagierte ein wenig. Der Chefarzt schüttelte den Kopf und gab mir zu verstehen, dass er nicht mehr wolle. Er teilte uns mit, dass die Therapie eingestellt wird und mein Vater Mophium gegen die Schmerzen nimmt. Das nimmt die Angst und die Schmerzen. Das ist das beste für Ihn, teilte er uns mit. Wir waren entsetzt, traurig überfordert. Mein Vater schlief und reagierte nicht wirklich. Über den Perfusor bekam er 2,5 Morphin (weiß wievile das ist). Er stöhnte, Dosis wurde auf 3,5 erhöht. Er zuckte immer wieder. Riss die Augen auf und schaute ins leere. Wir versuchten mit ihm zu sprechen aber wir konnten nicht erkenne ob er überhaupt noch bewusst etwas wahr nahm. Es war schlimm. Am zweiten Tag war er ruhig, sehr ruhig und atmete friedliche. Ich kam eine halbe Stnde zu spät, allerdings waren meine Geschwister bei ihm. Mein Vater hatte Angst zu sterben und hat auch nie mit uns darüber gesprochen. Er hat den Tod verdrängt. Bis zum Schluss hat er nicht darüber geredet. Viele Fragen blieben dadurch unbeantwortet.

Uns quält der Gedanke, dass die palliative Sedierung der richtige Schritt war? Wir wurden wenig aufgeklärt. Es hieß nur das Morphium nimmt ihm die Angst (und die hatter er definitiv) und die Schmerzen. Die aktuelle Situation sei unwürdig etc. Wir fragten die Ärzte ob er dass so gewollt habe und Sie sagten Ja. Er habe es zu verstehen gegeben, obwohl er der Deutschen Sprache nicht 100% mächtig war. Wir fragen uns ob es Anzeichen für Ärzte gibt, dass es soweit ist oder das der Patient den Willen verloren hat. Uns hätte es gut getan nochmal in einem Wachen Moment mit ihm zu sprechen. Aber alles ging zu schnell. Mein Vater wurde 69 Jahre alt und wir machen uns jetzt Vorwürfe. Aber was hätten wir tun sollen?

Nico
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