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Alt 20.09.2001, 23:29
Gast
 
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Standard Behandlungsmethoden nach Diagnose Darmkrebs

Lieber Peter, Lieber Günther! Und an alle:Vor einem Jahr wurde bei meinem Mann der Dickdarmtumor entfernt, die Leber war schon damals mit Metastasen voll - Prognose: 3 Monate, mit sofortiger Chemo etwas länger.Wir haben uns für Lebensqualität entschieden und zunächst nur die regionale Chemo gemacht. Zunächst ging der Tumormarker rasant runter, dann folgte die Chemopause, in der mein mann vorrangig sich in die liegengebliebene Büroarbeit stürzte...nach 2 Monaten waren die Metastasen wieder da und haben nun die Lunge befallen. Wir haben die Ernährung umgestellt, und seit 3 Monaten erfolgt die normale Chemo in einer Naturheilklinik. Etliches läuft nebenbei.Die Göttinger Uniklinik bietet Laser-OP wegen der Lebermetastasen an - aber der jetzige Chefarzt behauptet, die Klinik wäre nicht gut und außerdem würden dann die Metastasen in der Lunge explodieren. Die kürzlich aufgesuchte Heilpraktikerin empfiehlt Schlangengifttherapie, wird aber von dem Chefarzt der Klinik abgeblockt. Angeblich kann man das nicht mit der Chemo zusammen vereinbaren. Padma 28 als Nahrungsergänzung hat meinen Mann super aufgebaut - aber die Heilpraktikerin meinte nach der Bioresonanz, er würde das Mittel nicht gut vertragen.Nun wurde während der Chemobehandlung plötzlich Blut im Stuhl (nicht okkult) entdeckt. Der Chefarzt empfiehlt Koloskopie, es könnte aber auch sein, dass der Darm aufgrund der Chemo angegriffen sei. Meinen Mann belastet die heutige Neuigkeit sehr -von der Chemo geschwächt, soll er nun die nächsten Tage flüssig leben, den Darm entleeren und die Untersuchung machen. Viel lieber würde er eine Kernspin machen, aber auch hier sagt der Chefarzt, da mein Mann vorher immer CT hatte, wäre es dann schwierig, die Aufnahmen zu vergleichen...und nebenan stirbt gerade eine Mitpatientin, bei der es noch vor wenigen Wochen hieß, sie sei in einem guten Zustand. Kurz und gut:wir sind verunsichert. Irgendwie blockiert hier ein Arzt den anderen. Und dabei ist mein Mann ausserhalb der Chemos in bester Verfassung (gutes Blutbild, gute Kondition). Die jeweiligen 2 Wochen in der Klinik für Chemo und sonstigen Therapien empfindet er jedesmal als sehr anstrengend, weil hier Terminprobleme einzelner Behandlungen auftreten und die Therapien (Kneipp, Hyperthermie, Thymus, Chemo, Psycho) sich oftmals überschneiden.Ein echter Marathon also. Bei uns zuhause gibt es zu 70% Rohkost, 20% gekochtes (Reis, Kartoffeln,Algen, Shitake-Pilz)und 10% Brot, Öle, Petersilie. Dazu kommt AloeVera, Selen, Vit. A, E. Von der Heilpraktikerin einige Mittel, ebenso schulmedizinische Mittel. Und unser Privatrezept: Schafsläuse bei Lebermetastasen. Also, wir machen eine Menge und versuchen, es gut miteinander zu koordinieren. Alles unter dem Motto: Lebensfreude und Mut haben. Nun überlegen wir , die Habichtswaldklinik zu kontaktieren - vielleicht läuft dort alles etwas ruhiger ab. Vielleicht sehen sie keine Probleme, Schlangengift und Chemo gemeinsam zu gestalten. Wir versuchen es.
Nun zu Peter: ich weiß, wie schwierig es auch für die Angehörigen ist - mein Empfinden ist: es gibt keinen "normalen" Alltag mehr, die frühere Sorglosigkeit ist futsch. Statt dessen wacht man morgens mit einem lebensumfassenden Problem auf und geht damit zu Bett.Aber man lebt auch ganz anders: viel liebevoller, viel intensiver. Ich glaube, man kann den Krebs nur besiegen, wenn man die größtmögliche Energie für die Gesundung freisetzt. Der Körper, die Seele, die Psyche muß eindeutige Botschaft-jeden Tag- erhalten: Ich nehme dich an, ich kümmere mich um dich, deine Heilung ist mir zu jeder Zeit das Wichtigste. Nein, kein Leben im Sauerstoffzelt, keine Diktatur durch den Krebs - einfach allumfassendes Zuführen von Gutes. Dadurch haben Patienten und Angehörige einen ungeheuren Anspruch zu erfüllen: Lebensfreude schaffen unter dem Aspekt, dass das bisherige Leben nunmehr ersetzt wird durch ein viel, viel höheres Niveau. Und das Schwierigste dabei ist doch die Umstellung, der Abschied von lieb gewordenen Gewohnheiten, bis ins Detail.Alles steht nunmehr unter dem Motto, den Krebs im Griff zu haben und letztlich hoffentlich zu besiegen. Es ist ein langer Weg, bis man darin zur inneren völligen Zufriedenheit gelangt. Und immer wieder wird es Phasen der Schwäche, der ungewollten Härte geben, weil es einfach an manchen Tagen zu schwer zu tragen wird. Und auch das sollte man gemeinsam durchstehen. Sich zurückziehen, um Konfrontation zu vermeiden, ist nicht immer gut. Manchmal muß man deftig streiten, heulen und wieder lachen. Das ist leben.
Noch etwas: ich glaube, gerade wir Betroffenen/Angehörige leisten nun einmal viel mehr als die "Normalos". Ich hatte in den letzten Tagen das Gefühl, bei der Katastrophenmeldung aus den USA, eine extrem dünne Haut zu haben.Irgendwie hat es mich total erwischt. Und ich bin sicher, es hängt schon damit zusammen, dass man irgendwie sowieso schon sehr gefordert ist, um das Leben mit Krebs zu meistern. Ich denke, wenn wir es schaffen, den Krebs zumindest zu zügeln, kann man nach einem Mittelweg suchen: Lebensfreude mit hohem Anspruch und ein wenig Normalität... Alles Gute für Euch alle! Nicole
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