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Alt 10.07.2005, 20:27
Gast
 
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Standard Meine Mama hat es nicht geschafft..

Lieber Gregory,

es schmerzt mich sehr, obwohl ich dich nicht kenne, deine Worte hier zu lesen. Du bist noch so jung, jünger noch als meine älteste Tochter.
Fühl dich aus der Ferne mal fest in den Arm genommen.

Die anderen haben es ja auch schon geschrieben, jeder trauert anders. Tu das, was für dich in diesem Moment das richtige ist.

Als vor vier Jahren mein Vater starb, aus heiterem Himmel, dachte ich zunächst, die Welt stürzt ein. ich habe an dem Abend eine halbe Flasche Whiskey geleert und alle angerufen, die ich kannte (auch wenn ich schon Jahre keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte), strunzenbetrunken habe ich ein Loblied auf meinen Vater gesungen. Was für ein toller Mann er war. Und wie schmerzhaft es für mich ist, dass er nicht mehr da ist.

Gut, es ist bestimmt nicht die beste Art, sich sinnlos zu betrinken. Für mich war es in dem Moment die beste Lösung, so blöde es sich anhört. Und ich schreibe das auch nicht, um dich zu ermuntern, genau das zu tun. Lieber nicht!!!

Am nächsten Abend habe ich chants gesungen und getrommelt. Stundenlang (meine armen Nachbarn und meine Kinder bedauer ich jetzt noch *ggg*).
Egal, auch das war für mich richtig.

Ich hätte mir am liebsten die Haare ausgerissen, so blöde es sich anhört. Und ich konnte in dem Moment auch die Bilder von Frauen verstehen, die sich die Kleider zerreißen. Klingt bekloppt, oder?

Aber sowas macht "man" ja in unserer ach so zivilisierten Welt nicht. Da vergräbt man seinen Schmerz und geht am nächsten Tag wieder arbeiten, als wäre nichts gewesen.

Was ich damit sagen will ist, dass du dich einfach einen Fiedlerfurz (sorry) drum kümmern sollst, was andere denken, wie andere es für richtig halten, was andere vielleicht von dir an Trauerarbeit erwarten.
Es ist dein ureigenes persönliches Gefühl und nur du kannst bestimmen, wie du damit umgehst.

Irgendwo wird sie bestimmt sein, auch wenn du sie nicht siehst. Du kannst ihr alles erzählen, sie wird dich hören. Und ich glaube, sie wird auch stolz auf dich sein, auf ihren Sohn, der so schnell erwachsen werden musste.

Pass auf dich auf.

Alles Gute

Sabine
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