Einzelnen Beitrag anzeigen
  #12  
Alt 02.03.2008, 01:35
o-otto o-otto ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 29.02.2008
Beiträge: 9
Standard AW: Kann das sterben meines Papa`s nicht vergessen...

Hallo Stella,
meine liebe Lebenspartnerin ist hier im Haus verstorben. Über viele Jahre habe ich sie bei ihrem Leiden begleitet und in den letzten Wochen gepflegt. Rasend schnell ging es abwärts mit ihr nach Wihnachten – trotz ihres schlechten Zustands hatte sie Pläne. ….im Frühjahr will ich im Garten… den Busch zurückschneiden, …. die Blumen umpflanzen u.v.m. Unsere einst großen Pläne waren mit den Jahren immer kleiner geworden – und nach Weihnachten ging alles sehr schnell – ich pflegte sie hier bei uns im Haus (sie hatte Angst vor Pflegeheim, Krankenhaus und Apparatemedizin). An einem Sonntagnachmittag kam Besuch – ihr Lieblingsneffe und ihr Sohn – zunächst saßen beide bei ihr am Bett (hatte sie auf ihren Neffen gewartet????) Ich wurde gerufen und sie wollte zur Toilette, ich hob sie in den Rolli und unterstütze sie. Inzwischen hatten die jungen Leute Kaffee bereitet. Sie wollte den Kaffee nicht im Bett aus dem Schnabelbecher trinken sondern im Esszimmer am Tisch. Am Kaffeetisch hob sie ihre Tasse und sah wie der Sohn eine Zigarette anzündete – „ich möchte auch eine“ – ein Blick in die Runde den ich nicht vergessen kann – Erstaunt? Verwundert? Erschreckt? – mir fehlt der passende Ausdruck.
Die Tasse fiel, der Kaffee ergoss sich über Kleidung und Tisch ………

Im Freundeskreis habe ich einen Bestatter. Dieser Mann hatte mir als Freund geraten nicht sofort den Bestatter zur Abholung zu rufen.
Wir haben meine verstorbene Partnerin mit dem Notarzt in ihr Bett zurückgelegt und ich hatte Zeit bis zum anderen Tag um Abschied zu nehmen.
Was habe ich in dieser Nacht gemacht? – Ich habe in dieser Nacht an ihrem Bett gesessen – ein Glas (zuviel) von unserem Lieblingswein getrunken, geweint, zwischendurch etwas gegessen, den Hund Gassi geführt und auch etwas geschlafen. Ganz früh habe ich Kaffee bereitet und bei ihr (mit ihr?)am Bett getrunken.
Während der Nacht hatte sich das erstaunte, verschreckte, und von Krankheit und Schmerzen gequälte Gesicht völlig verändert, in das eines zufrieden und glücklich schlafenden Menschen – so wie ich es aus schönen Tagen kannte verwandelt.
Hätte ich diese Verwandlung nicht erleben dürfen, könnte ich sie mir nicht vorstellen.
Dann ging die Tür auf, ihr Sohn kam ins Zimmer – ich hab sie noch einmal in die Arme genommen – „ Machs gut“……

Stella,
du fragst wie du deinen Verlust verkraften kannst – ich habe keine Antwort und suche selbst.
Zur Zeit betäube ich mich mit Arbeit, Arbeit, Arbeit – und trotzdem holt es mich immer wider ein, wie jetzt – und ein weiterer schwerer Verlust bahnt sich für mich an.
Dir und allen von ähnlichem Schicksal betroffen viel Kraft.
o-otto
Mit Zitat antworten