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Alt 07.12.2005, 12:26
Barbara 64 Barbara 64 ist offline
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Standard AW: Zwei Jahre danach...

Heute vor zwei Jahren warst Du mit uns zum letzten Mal an Papas Grab. Du hast nicht viel geredet, und ich habe keine Ahnung, was in Dir vorging. Heute, rückblickend, frage ich mich, ob Du daran gedacht hast, daß Du da auch liegen würdest... Hast Du geahnt, wie bald das sein würde, Mama ? Ich glaube nicht. Wir alle haben mehr Zeit erwartet...

Danach warst Du bei uns zum Kaffeetrinken, 2. Advent... Es war ein schöner Nachmittag, Du warst guter Dinge, hast unsere Plätzchen probiert, gescherzt, gelacht... Cons Mutter war da, und ihr habt Euch unterhalten, ich glaube, Du hast es genossen. - Weißt Du, früher dachte ich, irgendwann würde ich sie vielleicht auch mit irgendeinem 'Mutter-Namen' ansprechen können, ich glaube, sie wünscht sich das auch ein bißchen... Seitdem Du tot bist kann ich mir das überhaupt nicht mehr vorstellen... Ich werde nie mehr zu jemandem 'Mama' sagen...
(Unser kleiner großer Nick versucht manchmal, die Vornamen zu benutzen, einige seiner Freunde tun das bei deren Eltern, klingt ja auch nicht cool, 'meine Mama'... Ich habe ihm gesagt, daß er sich das gut überlegen soll: alle benutzen die Vornamen, Mama und Papa gilt nur für ihn, ganz exclusiv... Das fand er dann doch wieder besonders. Und in der Schule spricht er von seiner 'Mutter' bzw. seinem 'Vater', das klingt erwachsen genug... Dich hat er beim Vornamen genannt. Manchmal denke ich, es hätte ihm gefallen, Oma zu Dir zu sagen...)

Du warst sehr müde und schlapp, und irgendwann hast Du Dich dann aufs Sofa gelegt und bist eingeschlafen. Nick ist in irgendein Kindertheaterstück gegangen, er wollte Dich nicht wecken und hat Dir einen Zettel geschrieben, 'Tschüss...'.
Er hat Dich an diesem Tag zum letzten Mal gesehen. Als ich Monate später all Deine Sachen, die tausend Kleinigkeiten geräumt habe, habe ich diesen Zettel gefunden, Du hattest ihn mitgenommen und aufbewahrt. Das hat mich schon sehr gerührt... und gefreut für ihn. Ich habe ihm seinen Zettel gezeigt, er war spürbar bewegt... Schade, Mama... Du hättest alle Chancen bei ihm gehabt, und genutzt hast Du nur die letzte... Nick weiß das nicht so, wie wir es wissen, er hat Dich in guter und fröhlicher Erinnerung, und das darf auch so bleiben.

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wolken schweben
Und schwinden wir.
Und messen unsre trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen's nicht) in Mitte
Der Ewigkeit...

Johann Gottfried Herder
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