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Alt 06.09.2011, 02:04
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riedlenseppl riedlenseppl ist offline
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Standard AW: Erst Lunge, dann Knochen, nun Hirn: Ist der Weg zu Ende?

Hallo liebe Mitleser!

Die "verdammt langen drei Wochen" Urlaub sind nun vorbei.
Sie waren angefüllt mit "dänemark-likem" Wetter (Wind, Wolken, Sonne, Regen, Durchschnittstemperatur 16° C), mit anfänglich diffusen, später konkreten Sorgen um meine Mama...

Nach langer Anreise am Samstag rief ich am Sonntag gleich bei meiner Schwester (bei der sich Mama für ca. drei Wochen aufhalten sollte) an, um zu melden, dass wir gut angekommen sind und zu hören, dass auch bei ihnen alles in Ordnung ist. Was auch erstmal so war.
Als ich dann am Mittwoch (Woche 1) mal wieder hören wollte, wie es so geht, hatte ich meinen kleinen Neffen am Handy: Nein, Omi ist nicht da, Mama auch nicht. - Wo sind sie denn. - Hm, äh, (rumdrucks)...ich weiß gar nicht, ob ich dir das sagen darf... -
Ich wollte ihn dann nicht so sehr bedrängen und bat ihn, meiner Schwester auszurichten, dass ich angerufen hätte und sie möchte mich doch bitte zurückrufen.
Das war eine unglaublich lange Stunde mit verknotetem Magen, zum Haareraufen...
Und so erfuhr ich, was passiert war:
Nach dem Mittagessen auf der Terrasse ist Mama (eventuell beim Versuch aufzustehen) mitsamt dem Stuhl umgefallen, hat sich beide Arme blutig geschlagen, am einen Ellenbogen das "Radialköpfchen" (oder so ähnlich) abgebrochen, ist heftig mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen (Riesenhämatom im Gesicht), war 20 Minuten bewußtlos. Der Notarzt kam und nahm sie (noch bewußtlos) mit. Im Krankenhaus wurde sie durchgecheckt (Röntgen, CT) und sie hat sich, bis auf den Ellenbogen und die aufgeschlagenen Arme, zum Glück nicht weiter verletzt.
ABER: Im Hirn wieder Ödeme (Auslöser oder Folge?).
Also wahrscheinlich ein erster Krampfanfall.
Letztendlich war sie dann mehr als zwei Wochen im KH, wurde am 2.9. nach Hause entlassen, weil jetzt auch ihre Betreuerin wieder aus Ungarn zurückgekommen ist.
Sie wurde und wird mit Cortison behandelt, hat motorisch abgebaut und auch ihre Verwirrung hatte zugenommen, was sich inzwischen, aber wieder etwas gebessert hat.

Na ja, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mein Urlaub nicht ganz so entspannt verlaufen konnte...
Das ist schon ein besch... Gefühl, in so einer Situation 1000 km weg zu sein, nichts machen zu können, außer zu telefonieren, mit einer mit leiser und langsamer Stimme sprechenden Mama (natürlich auch "zugedröhnt") und zwischendurch mit meiner Schwester, um die "echten" Neuigkeiten zu ergattern...

Aber die Zeit ging herum und ich konnte heute nach Stuttgart fahren, um sie zu besuchen.
Als ich kam, lag sie gerade im Bett. Ich habe sie in den Arm genommen und ihr gesagt: "Schön, dass du wieder da bist!" Und dann haben wir beide ein bisschen geweint. Wir haben uns über alles mögliche unterhalten, auch darüber, dass man die Dinge nehmen muss, wie sie kommen und dass man nicht darüber verzweifeln muss, dass manches sich verändert, sondern froh sein darf, dass vieles noch so gut ist. So redeten wir hin und her, bis unser Goldstück uns zum Essen rief.
Am Nachmittag hatten wir dann einen Termin bei Mamas neuem Hausarzt (der auch im Hospiz mitarbeitet), der sich wieder super viel Zeit genommen hat und mit dem wir viele offenen Fragen klären konnten.
Dann haben wir noch einen Besuch auf dem Friedhof gemacht und konnten beim Grab meines Vaters in der Sonne auf der Bank sitzen, einfach so, Schulter an Schulter,
das Gesicht zur Sonne, mit geschlossenen Augen, still und zufrieden.
Nachdem ich für die beiden dann noch die Einkäufe erledigt habe, bildete ein gemeinsames Abendessen den Abschluss eines schönen Tages.

Meine Mama ist eine Kämpferin.
Ich wünsche ihr so sehr, dass sie noch viel, viel Zeit hat.

Liebe, liebe Grüße an euch alle, besonders an Undine und Ange,

Christiane
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Mit den Gedanken
und dem Herzen
immer bei dir,
Mamsini
Bin ich hier, bist du's auch!
Du warst wunderbar.
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