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Alt 28.05.2004, 21:36
Gast
 
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Standard Wechsel vom Angehörigen zum Hinterbliebenen

Hallo Gaby, hallo Susanne, habe gestern abend antworten wollen, hatte schon ziemlich viel geschrieben gehabt, habe dann irgendwo raufgedrückt und alles war weg. Ich war ganz schön traurig darüber, denn Gefühle ändern sich täglich und dadurch auch das gesagte bzw. geschriebene.
Am Tag als Axel Trauerfeier stattfand, also am 24.05.20004, war es genau 1 Jahr her, dass wir aus Bremen weggezogen sind und uns in einer Kleinstadt in der Nähe von Bremen ein Haus gemietet hatten.
Jetzt sitze ich in diesem großen Haus und alles ist so schrecklich. Im Wohnzimmer habe ich das letzte Mal am 24.05.2004 gesessen. Es ist mir viel zu groß. Ich verbringe meine Abende in der Küche und im kleinen Zimmer . Dort steht der PC und auch ein Fernseher, der so nebenbei läuft, aber im Grunde niemanden interessiert.
Als Axel starb, hatten mich die Ärzte gerade aus dem Zimmer geholt, um mit mir über die infauste Diagnose zu sprechen. Sein Bruder war allerdings bei ihm. Ich ging dann auch wieder ins Zimmer und streichelte seinen Arm. Er lag vor mir, die Apparate piepten noch, er war aber laut Aussage der Ärzte schon tot. Sein Herz schlug nicht mehr, obwohl im Monitor noch etwas zu sehen war. Ich stand also an seinem Bett und merkte langsam , genau so wie bei Dir Gaby, dass sein Arm kälter wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht.
Wenn Axel nicht angefangen hätte zu bluten, wäre es wahrscheinlich bei ihm genauso gekommen wie bei Deinem Mann.
Nee, über die Einzelheiten kann und will ich jetzt nicht nachdenken.
Gaby, es tut mir so leid. Ich finde den Verlust nach 14 Jahren schon so schrecklich, wie muss es dir nach 27 Jahren Ehe gehen ?
Ich bewundere dich, dass du jetzt alleine wegfährst. Ich habe mir allerdings auch schon vorgenommen gehabt, in der nächsten Zeit bzw. spätestens im Herbst auf unsere Lieblingsinsel Läsö im Kattegat zu fahren und noch mal den Spuren zu folgen, die wir in den Jahren seit 1997 dort hinterlassen haben.
Wir haben dort Bernsteine gesammelt und mein lauffauler Axel konnte dort stundenlang am Strand spazieren gehen und Bernsteine suchen. Er war nicht zu bändigen, hat schon fast genervt. Er war sozusagen ein Bernsteinfreak. Er konnte sich da so richtig reinsteiegern. Es hat aber auch Freude bereitet zu suchen.
Telefonieren wäre schön.
Fahre ersteinmal ein paar Tage weg.
Susanne, dich will ich aber auch nicht vergessen.
War heute los und wollte mir das Buch kaufen, da du aufgeschrieben hattest. Leider hatte sie es nicht vorrätig. Ich bekomme es am Dienstag oder Mittwoch.
Ich glaube es dauert nicht mehr lange und ich suche mir tatsächlich einen blinkenden Stern. Es ist wirklich schön, wie du darüber schreibst.
Habe gestern in Traueranzeige wieder 2 Sprüche gefunden, die mir sehr, sehr gut gefallen.
Aber sicherlich kennt ihr diese auch schon. Ich schreibe sie mal kurz auf.
Der Nachdenkliche :
Niemand kennt den Tod, es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist. Dennoch wird er gefürchtet, als wäre es gewiss, dass er das schlimmste Übel ist. (Sokrates)
Der Glücklichmachende:
Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch. (Antoine de Saint-Exupery)
Bevor ich diesen letzten Spruch überhaupt kannte, habe ich schon einmal geschrieben, dass meine heißgeliebte Omi noch immer bei mir ist - nach 21 Jahren -, dass ich noch immer ihre Stimme höre und das ich vor allem ihre Liebe spüre.
Alle Menschen, die in unseren Herzen eine Bleibe gefunden haben, sind immer bei uns. Und genauso wird es auch mit Axel werden, genauso wird es mit deienem Mann werden, Gaby und genauso wird es mit deinem Schwiegervater sein, Susanne.
Gaby, falls wir vor deinem Urlaub nichts mehr voneinander hören sollten, wünsche ich dir gute Erholung, finde Frieden mit dir, sei nicht mehr so furchtbar traurig, denn dein Mann ist bei dir.
Ich glaube, sie hätten nicht gewollt, dass es uns so schlecht geht.
Ganz, ganz liebe Grüße an euch alle
Petra
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