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Alt 10.12.2002, 23:24
Gast
 
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Standard Hinterbliebene mit Kindern

Liebe A.B.,

meine Jüngste hat die ersten Monate gar nicht über den Tod Ihres Vaters geredet. Sie ist weiter durchs Leben gehüpft als wäre nichts geschehen. Allerdings gingen Ihre schulischen Leistungen in den Keller, sie war häufig krank und hat manchmal schlecht geschlafen. In den Sommerferien kam sie dann von sich aus an und wir haben 3 Tage geredet, geweint und gelacht. Wir haben in diesen Tagen die 4 Jahre der Krankheit aufgearbeitet. Sie war sehr wütend darüber, dass ihr Papa gestorben ist. Dabei hatte er ihr doch versprochen wieder gesund zu werden.Und sie hatte Schuldgefühle- womit ich nie gerechnet hatte. Aber ich denke diese Last konnte ich ihr nehmen. Seitdem ist es kein Thema mehr für sie. Es geht ihr wieder gut, in der Schule geht es aufwärts und sie ist auch gesundheitlich stabiler geworden. Und ich weiß wenn es wieder ein Thema wird, dann wird sie mit mir darüber reden. Solange es für sie nicht notwendig ist akzeptiere ich ihren Umgang damit. Ich kann damit umgehen, dass Freundinnen, Jungen, Parties und Kinobesuche für sie momentan wichtiger sind. Einfach das ganz normale Leben. Und dass sie froh ist, dass die Zeit der Ungewissheit vorbei ist und bei uns wieder eine gewisse Stabilität eingekehrt ist.

Ganz im Gegensatz dazu hat meine Älteste von Anfang an immer wieder mit mir geredet. Manchmal war es mir fast zu viel, aber es hat auch gut getan- uns beiden.

Ich habe mich auch frühzeitig darum gekümmert ein soziales Netz für die Kinder aufzubauen. Es gab und gibt immer Ansprechpartner für sie, weil ich manchmal auch das Gefühl hatte, dass sie mich schonen wollten. Und ich denke, dass hat sich bewährt.

Ich dachte es ginge mir wieder ganz gut, aber der Absturz kam tatsächlich erst nach 7 Monaten. Jetzt in der Vorweihnachtszeit geht es mir manchmal mies. Aber ich rappele mich immer wieder auf. Und es geht weiter obwohl er mir unsagbar fehlt. Für Weihnachten habe ich noch keine konkreten Pläne, ob mit den Kindern oder mit der gesamten Familie und Freunden. Werden wir kurzfristig entscheiden.

Gruß
Dagmar
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