Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 18.01.2006, 09:42
Juliana Juliana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.06.2004
Beiträge: 24
Standard AW: Wie wieder Vertrauen gewinnen (NET)?

Liebe Sanne, lieber Detlef,

wie sich die Dinge doch gleichen! Früher dachte ich immer, wer so etwas gemeinsam durchgestanden hat, den bringt nichts mehr auseinander, den verbindet so viel.

Doch auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Mann und ich erst mal auseinander gedriftet sind. Ich hatte nach der langen Zeit, in der ich nur für ihn da war, einfach keine Kraft mehr. Ich wollte endlich auch mal wieder ich selber sein, wollte wieder das Leben spüren und wollte mich auch selbst mal wieder anlehnen können und nicht immer die starke Schulter sein. Diese Gefühle konnte ich aber lange nicht ausleben und war bestimmt von schlechtem Gewissen - ich bin es immer noch. Ich wurde sehr aggressiv meinem Mann gegenüber und habe vielleicht unterbewusst sogar ein Stück weit daraufhin gearbeitet, meinen Mann zu "vertreiben" so nach dem Motto "wenn ich ihn nicht mehr habe, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben". Mir ist das relativ bald klargeworden, in was ich mich da hinein manövriert habe.

Ich bin jetzt wieder in Kontakt mit einer Psychoonkologin und werde auch versuchen, eine psychosomatische Kur zu machen.

Zum Glück habe ich im Gegensatz zu Euch einen Partner, der weiß, wie meine Psyche gelitten hat und immer noch leidet. Wir haben den Kampf gegen sein Lymphom immer als gemeinsamen Kampf angesehen und unsere Ärzte haben uns darin immer bestärkt, dass man nur als Team gemeinsam erfolgreich dagegen kämpfen kann. Jetzt bekämpfen wir gemeinsam die Dämonen, die diese schreckliche Erkrankung bei uns beiden hinterlassen hat: Zukunftsängste, totales Fehlen der Zuversicht, Angstzustände etc. Jeder von uns kämpft auf seine eigene Art und wir versuchen mittlerweile, den anderen in seiner Art zu bestärken. Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis wir soweit waren.

Ich bin mir bewusst, dass auch wir an einem Scheitern unserer Ehe vorbeigeschlittert sind. Diese Krankheit fordert einem einfach alles ab, sowohl dem Erkrankten, aber eben auch den Angehörigen. Irgendwann sind alle Kräfte aufgebraucht, die Psyche liegt darnieder und jeder der beiden Partner bräuchte eigentlich ein starkes Pendant, das einem da raus hilft. Doch der Partner hat nichts mehr zu geben. Das ist für eine Partnerschaft eine echte Herausforderung und ich denke, daran scheitern viele.

Ich wünsche Euch beiden das Allerbeste!

Juliana
Mit Zitat antworten