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Alt 04.05.2017, 03:20
Thymus Thymus ist offline
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Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Hallo Anne,

ich selbst habe Krebs im Endstadium, d.h. da keine Therapie mehr erfolgversprechend ist, bekomme ich nur noch Schmerzmittel, und im vergangenen Herbst hatte mein Onkologe den Mut mir auf meine Frage, wie lange er glaubt, dass ich noch habe, die Jahreszahl 2017 zu nennen.

Ich dosiere die Schmerzmittel selbst, wobei ich "gewöhnliche" Schmerzmittel wie Novaminsulfon und Ibuprofen verwende, aber auch Morphinderivate, Oxycodon und Fentanyl. Die Dosierung ist relativ konstant, ich erlebe aber immer wieder Schmerzschübe, die ein, zwei Tage andauern, und in denen ich dann die Dosis entsprechend erhöhen muss. In dieser Zeit habe ich aber auch absolut keinen Hunger und bleibe den ganzen Tag im Bett. Aus Vernunft, weil Schmerztropfen und Tabletten als einzige Nahrung natürlich auch Gift für meinen Magen sind, esse ich auch mal einen Zwieback und trinke ein Glas Tee oder Cola (ja, ich weiß, Cola ist krebserregend ), aber ich weiß inzwischen, dass es nach ein paar Tagen wieder besser wird. Natürlich nimmt man auf diese Weise auf Dauer auch ab. Doch obwohl ich in den letzten 3 Jahren etwa 30 Kg verloren habe, wiege ich jetzt bei 176 cm Körpergröße etwas unter 70 Kg - habe jetzt also beinahe mein Idealgewicht. Jetzt will ich versuchen, nicht weiter abzunehmen. Aber ich lebe allein in meiner Wohnung und versorge mich selbst, und kann das bislang auch noch bewältigen.

Worauf ich aber hinaus möchte: Wenn Deine Mutter keine Schmerzen hatte in ihren letzten Tagen, so ist das sehr gut. Und auch wenn sie die meiste Zeit geschlafen hat, die Schmerzmittel mögen einen zwar benommen machen, aber man wird damit nicht ruhig gestellt, wie dies z.B. mit bestimmten Psychopharmaka der Fall ist. Du hättest ganz sicher bemerkt, wenn Deine Mutter sich nicht wohl gefühlt hätte damit, und vermutlich war ihr schon länger klar, dass es mit ihr zu Ende geht. Es ist eine gute Art zu sterben, wenn man ohne Schmerzen langsam einschläft. Und um mit dieser Krankheit weiter leben zu können braucht man einen festen Willen, Zuversicht und Kampfgeist. Und wenn jemand im Inneren entschieden hat, dass die Zeit gekommen ist, dann trifft der Krebs auf keinen Widerstand mehr.

Ein gutes Hospiz, in dem der Patient mit Respekt behandelt wird und keine Schmerzen leiden muss, ist ein guter Ort zum Sterben, so, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Lieben Gruß

Stefan
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Wer bis zum Hals im Wasser steht sollte den Kopf nicht hängen lassen......
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