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Alt 17.03.2007, 22:28
Sabitz Sabitz ist offline
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Registriert seit: 19.02.2007
Beiträge: 150
Standard AW: 6 Monate schon ohne Papa

Hallo lieber Papa,

ich bin so froh, dass ich Dir hier schreiben kann.

Am Tage war ich heute etwas abgelenkt, aber zum Abend stellte sich wieder die Sehnsucht ein. Ich habe Dich nun schon ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. So eine lange Zeit stand noch nie zwischen uns. Ich mag diesen Gedanken kaum zulassen, dass die Zeit nun endlos wird.

Werden wir uns je wiedersehen? Ich weiß es nicht, aber ich möchte doch daran glauben, weil alles andere nicht zum aushalten wäre!
Es ist so unfair, dass Du nicht mehr da bist!
Warum konnte Dich diese schreckliche Krankheit besiegen? Du warst so zuversichtlich.mutig und stark, aber es hat alles nichts gebracht.
Aber wenigstens hatten wir noch eineinhalb Jahre nach der Diagnose.
Ein Jahr davon ging es Dir unabhängig von den Therapien noch ganz gut.
Der Krebs ist ja erstmal nicht weiter gewachsen. Aber das letzte halbe Jahr
schlug er mit voller Härte zu.
Immer wieder muß ich daran denken, wie gern Du noch gelebt hättest. Wir haben nie über den Tod gesprochen, ich weiß nicht ob das richtig war. Aber wer weiß das schon? Ich denke, Du wolltest nicht darüber sprechen und das haben wir respektiert.
M. vermisst Dich auch sehr und ist sehr traurig und in sich gekehrt. Wir werden nie darüber hinwegkommen! Aber wir müssen lernen mit dem Verlust zu leben und das ist so unheimlich schwer. Man wird ja nicht darauf vorbereitet. Ich lese immer wieder, dass der Tod zum Leben dazugehört, aber in unserer Gesellschaft mit dem Jugendwahn wird er ignoriert. Das ist fatal, denn man merkt ja oft, dass unsere Mitmenschen nicht mit unserer Trauer umgehen können. Das macht mich oft wütend! Ich habe den Eindruck, dass wenn man nach einem halben Jahr noch so trauert wie ich, dass man für schwach gehalten wird. Aber egal, ich denke, dass es genau umgekehrt ist, wenn ich mich der Trauer stelle, bin ich mutig genug, da ich mich damit auseinandersetze. Denn es tut sehr weh!
Ich würde , wenn ich könnte, das Jahr zurückdrehen, denn dann hätte ich noch einen Papa gehabt.
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