Einzelnen Beitrag anzeigen
  #36  
Alt 01.05.2005, 23:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Alina,
der Gedanke, daß das NICHTS nicht die schlechteste Variante sein könnte ist Mama und mir gekommen wenn man über die verschiedenen Phantasien, Religionen, Vorstellungen liest. Da gibt es so ensetzliche Visionen,daß man gerne denkt, dann ist mir lieber das NICHTS.

In diesem Zusammenhang beschäftigt mich seit einigen Jahren eine Frage für die ich keine Antwort finde: wir Menschen in der westlichen Welt bekommen mehr und mehr die Vorstellung, eigentlich sogar den Wunsch und die Hoffnung, mehrere Leben zu haben. In jenem Teil der Welt, in dem das wesentlicher Teil der Religion ist, ist es das Letzte was sich die Menschen wünschen.
Manchmal denke ich das ist so gekommen weil wir plötzlich ein Leben führen, in dem alles wiederholbar ist. Früher hatte man eine Arbeit für das ganze Leben, oft auch nur eine Matratze und einen Kochtopf, nur einen Partner, es war nicht nur das Leben sondern bereits vieles im Leben endgültig und end-lich. Es ist so schnell gekommen, daß wir ganz anders leben. Mehrere Ausbildungen, mehrere Berufe, Entfernungen spielen keine Rolle mehr, mehrere Heime, ein neuer Partner, Lebensabschnitte werden neu inszeniert, sogar seine Erscheinung kann man immer wieder neu gestalten! Wenn alles wiederholbar wird, dann wird die Vorstellung, das Leben nicht auch wiederholen zu können, schmerzhaft.

Für mich habe ich jetzt einmal die Hoffnung, daß ich in irgendeiner Weise wieder mit meinen Eltern und anderen Lieben zusammen sein kann.
Unlängst habe ich von Papst Benedikt einen Ausspruch gehört, den ich schon einmal gelesen hatte: jeder Mensch ist ein Gedanke von Gott und wenn er stirbt kehrt dieser Gedanke zurück zu Gott.

So wie Du Dein tägliches Leben beschreibst, Deine Bemühungen, so versuche ich auch zu leben. Thats my way. Aber ich frage mich ob der Sinn des Lebens vielleicht viel einfacher ist, nämlich: zu leben?

Liebe Alina, der Gedanke wie wird das sein wenn ich sterbe, wer wird bei mir sein, der kommt mir schon auch. Ich kann es nicht begründen, aber ich habe (jetzt einmal, so etwas kann sich ja ändern) Zuversicht in mir, daß entweder jemand da ist, oder ich diesen einen Schritt gut alleine machen kann und dann aufgefangen werde. Was Kinder betrifft, meinte ich, daß mein "Gehen" leichter ist, weil ich nicht so viel Trauer hinterlasse.

Das ist schön, das Erlebnis mit dem herunter gefallenen Buch. Ich habe auch einen Altar!

Als Mama tot war und mir Leute ihr Beileid aussprachen, brachen viele Frauen in Tränen aus, die weder zu mir noch zu meiner Mama ein nahes Verhältnis hatten. Erst dachte ich sie sind angerührt von meiner Trauer, dann wurde mir klar, die weinen alle um die eigene verstorbene Mutter.Zum Teil lag das 20-30 Jahre zurück. Ich glaube man muß sich damit abfinden, daß Menschen verschieden trauern, gar nicht trauern, es wegschieben. Ich habe mittlerweile kapiert, daß viele Männer - ich sage es einmal so - anders trauern. Es macht mich aber traurig, wenn die Schwester meiner Mutter sie nie mehr in einem Brief erwähnt, oder eine Freundin von mir, die gleich alt ist wie ich und deren Mutter vor einem Jahr starb, mir schreibt ich solle vorausblicken, dabei hatte ich nur gesagt, heute ist Mamas Geburtstag! Aber das ist halt so.Und daher bin ich auch sehr froh und dankbar hierher gefunden zu haben und im speziellen Dich gefunden zu haben.

Alles Liebe
Briele