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Alt 16.07.2001, 15:39
Gast
 
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Standard Hilfe für Hinterbliebene

Hallo Ihr Lieben,

puh, heute habe ich gar keinen guten Tag erwischt! Gestern haben sich alle Geschwister sowie Lieblingstante und -onkel bei meinem Vater getroffen. Mit dabei war natürlich auch der Sohn meines Bruders, der Ende August 1 Jahr alt wird. Sooooo süß!!! Jedesmal, wenn ich den Zwerg sehe, finde ich es furchtbar, dass meine Ma nicht mehr erleben darf, wie er größer wird. Sie hat sich so auf ihr Enkelkind gefreut! Sie hätte es großartig gefunden, ihm die Welt zu zeigen. Stundenlang wäre sie mit ihm durch den Wald getobt und hätte große und kleine Abenteuer mit ihm erlebt. Ihren Verlust erlebe ich immer besonders intensiv, wenn Klein-Lasse zu Besuch ist - und natürlich, wenn ich im Haus meiner Eltern zu Besuch bin.

Im Haus meiner Eltern ist es, als wäre meine Ma noch da. Keiner von uns war bisher in der Lage ihre Sachen auszusortieren. An der Pinnwand in der Küche hängen Zettel, die sie geschrieben hat und Fotos von uns. All ihre Sachen hängen im Schrank, sogar die Perücke, die sie so lange tragen musste, liegt auf der Kommode. Wenn ich bei meinem Vater bin, ist es so, als müsste jetzt gleich die Tür aufgehen und meine Mutter reinkommen. Auf dem Weg zurück nach Hamburg muss ich jedesmal auf irgendnem Rastplatz anhalten, weil ich vor lauter Tränen nicht weiterfahren kann. Es ist einerseits so schön, wenn sie so nahe ist, alles ihre "Handschrift" trägt, aber es tut auch jedes Mal so schrecklich weh.

Heute bin ich gar nicht die zuversichtliche Josefine, die vor einiger Zeit hier das erste Mal geschrieben hat. Heute könnte ich abwechselnd weinen und vor Wut darüber, dass meine Ma nicht weiterleben durfte, schreien.

Und während ich das schreibe, muss ich fast schon wieder ein wenig schmunzeln, weil ich meine energische Ma vor mir sehe. "Lass Dich nicht hängen", hätte sie zu mir gesagt. "Okay, Mami!"

Schreibt alle bald wieder!
Liebe Grüße

Josefine
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