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Alt 29.03.2006, 08:26
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nachdenken (Nachfragen) über mich als immer noch Trauernden, der sich und seine Umgebung (auch hier im Forum) betrachtet:

Wenn ich schon mein Leben neu gestalten will (muß), was ist dann meine Orientierung ? Wenn ich mich nur an dem Verlust orientiere, wird der Teufelskreis der Trauer mich gefangen halten. Orientiere ich mich an dem gemeinsam erlebten schönen Dingen, fühle ich Wärme und Licht. So suche ich Tag für Tag etwas, das Licht und Wärme für mich bedeutet.

Wenn ich selbst Wärme und Licht in mir spüre, werden auch andere mich vielleicht wieder als lebend empfinden. Trauern macht meist einsam, wirkt unnahbar und abweisend.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Umgebung dann wieder auf mich zugehen konnte, als ich - langsam ins Leben zurückkehrend - auf sie zugehen konnte. Das war nicht immer so ganz leicht, aber irgendwie stimmt der Vergleich mit dem Bumerang (siehe das Zitat unten).

Was Zorn, Aggression, Depression über den erlittenen Verlust betraf, wollte ich nicht, daß mich jeden Tag die unbändige Wut packt und so mein tägliches Handeln, meine Stimmung, meine Worte bestimmt. Eine Zeitlang hatten Zorn, Aggression eine wichtige Reinigungsfunktion für meine Seelenlage, aber dann ? Dann war alles ausgesprochen, Zorn und Aggression waren in der Wiederholungsschleife, Änderung meiner Seelenlage: Null.

Da blieb dann bald nichts anderes übrig, als mich mit mir zusammenzusetzen und den Start meines weiteren Lebens zu bedenken. Das war/ist die Hauptarbeit, ziemlich mühsam, aber aber nach einiger Zeit dann auch erfolgreich.

Die innere Stimme zu hören, zu begreifen und von Störgeräuschen zu befreien, war nicht immer so einfach. Den Gedanken überhaupt Raum zu geben, sie zu entwickeln, sie zu ordnen, sie tragfähig zu machen für meine Art des weiteren Lebens hat Zeit, Beständigkeit und das Aushalten von Frustrationen und Rückschlägen gekostet.

Jeden Tag ein klein wenig Licht und Wärme waren der Antrieb und Motor für kleine Schritte in mein anderes Leben.

Shalom

P.S.

Einige der folgenden Sätze habe ich im Krebsforum gefunden, andere an verschiedenen Stellen im Internet .

Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden, als über große Dunkelheit zu klagen.

Höre ich auf meine innere Stimme,
weiß ich, was gut für mich sein möge;
lausche ich aber den vielen Stimmen anderer,
vergesse ich meine eigene, die gewichtigsten aller Stimmen.
(Jutta)

Das Leben ist wie ein Bumerang: man bekommt zurück, was man gibt.
(Dale Carnegie)

Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.
(Albert Einstein)

Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, daß sich so wenig Leute damit beschäftigen.

Achte auf deine Gedanken,denn sie werden deine Worte.
Achte auf deine Worte,denn sie werden deine Handlungen.
Achte auf deine Handlungen,denn sie werden deine Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten,denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,denn er wird dein Schicksal.
(Talmud)

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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (29.03.2006 um 08:44 Uhr)
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