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Alt 04.10.2007, 12:55
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SonneSollScheinen SonneSollScheinen ist offline
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Standard AW: Wo gehöre ich hin ??

Hallo Karin,

gratuliere zu Deinen "fast-5-Jahren" :-). Ich kann Dich sehr gut verstehen...tja, wo gehörst Du hin? Ich hatte im Alter von 12 Jahren Knochenkrebs, bin jetzt wiederum 12 Jahre danach an BK erkrankt. Ich habe es damals so gehalten, dass ich mich immer mehr von der Krankheit entfernen konnte - psychisch wie psychisch. Da sie allerdings eine Gehbehinderung hinterlassen hat, die mir jeder ansieht, ist nicht der Krebs ansich, aber die ganze Krankheitsgeschichte von damals, immer Teil von mir und Teil meines Lebens geblieben. Wenn ich neue Menschen kennen gelernt habe (jaa... in der Teenie-Zeit nicht immer einfach), "musste" ich wohl oder übel erklären, "was mit mir los" ist bzw. war. Natürlich wünsche ich mir immer noch, dass ich diese Behinderung nicht hätte. Aber da sie nun mal da ist und nicht mehr weg gehen kann... Manchmal denke ich, es hat mir geholfen, damit klar zu kommen, Krebs gehabt zu haben, weil ich es nie verheimlichen KONNTE. Ich habe nie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen wollen und müssen, weil die Auseinandersetzung mit der Krankheit bzw. deren Folgen immer da war - täglich. Von anderen Jugendlichen kenne ich das, was Du jetzt beschreibst. Sie hatten das Gefühl, eine "dunkle Vergangenheit" mit sich rumzutragen... die keiner weiss, keiner wissen will (da offensichtlich wieder gesund) und manche einfach schon wieder vergessen haben. Das manchmal Ängst hochkommen ist doch aber klar. Wie Du schon sagst, man fühlt sich "anders als die anderen"... aber so fühlen sich Menschen ohne Krebsvergangenheit auch von Zeit zu Zeit. Es reicht da schon, als Bayer in Rügen unterwegs zu sein... Ich würde Dir raten, mit Deinen Freunden/Familie zu reden. Vielleicht blocken die erstmal ab und sagen solche "Ende-der-Diskussion-Sätze" wie "Aber jetzt bist Du ja wieder gesund und alles ist ok, also mach Dir keine Gedanken...Themawechsel", die jede eigentliche Diskussion unmöglich machen. Dann bleib dran. Ist ja nicht so, als ob Du Dir nicht ihre Probleme und Sorgen anhören würdest, die eventuell auch schon Jahre zurückliegen (Verflossene, Scheidungen...alles mögliche), aber wo eben doch noch manchmal Gesprächsbedarf vorhanden ist, weil es einem irgendwie manchmal auf der Seele brennt. Klar bist Du hier im Forum auch immer willkommen, aber wenn ich Dich recht verstehe, dann fehlt es Dir gerade in Deiner "realen" Welt Menschen zu haben, mit denen Du ab und an einfach über Dich und diesen Teil Deiner Vergangenheit sprechen kannst. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Du Dein 5-Jähriges richtig schön feierst. Verdient hast Du es, und vielleicht ruft es einigen ins Gedächtnis, was für ein Glück es ist, dass Du damals alles so gut überstanden hast und auf dem besten Weg zur vollkommenen Heilung bist. Es zeigt auch, dass Du mit dem Thema noch nicht abgeschlossen hast und auch nicht abschliessen musst, es ist ein Teil Deines Lebens. Geburtstag feiert man auch, obwohl man nicht jedes Jahr neu geboren wird :-).

Alles Gut für Dich... ich wünsche mir so sehr, dass auch ich die 5-Jahre-Marke in ca. 5 Jahren und 6 Monaten feiern kann :-)

Liebe Grüsse,

Sonne
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