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Alt 11.02.2002, 13:12
Gast
 
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

Du hast schon recht - man hört nie auf traurig zu sein und noch heute gibt es ganz schlimme Tage, an denen ich meinen Vater unendlich vermisse und ihn um Rat fragen möchte, wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe. Verändert hat sich nur, daß ich heute darüber reden kann, meine Traurigkeit nicht mehr verdränge und auch zu den Veränderungen stehe, die sich durch seinen Tod in meinem Leben ergeben haben. Wenn ich Ruhe brauche, um mit meinen Gedanken mal allein zu sein, dann nehme ich sie mir und wenn ich Lust zum "Ausgelassen sein" habe, dann mache ich auch das - ganz ohne schlechtes Gewissen.

Mein Vater hat im Laufe seiner Krankheit auch viele Dinge von mir abhängig gemacht. Manchmal war das für meine Mutter sehr schwer, da er sie oft gar nicht gefragt oder sie ernst genommen hat. Er hat mir die Verantwortung für die Familie und für meine Mutter übertragen, für sie zu sorgen sollte nun meine Aufgabe sein. Vielleicht lag es auch daran, daß ich mich erst so spät mit meiner Trauer beschäftigt habe. Während der Zeit seiner Krankheit und seines Sterbens mußte ich stark sein für die anderen. Besonders weh getan hat mir, als mir jemand gesagt hat: "Du mußt doch auch mal weinen und traurig sein. Du wirkst so kalt, als würde Dich das gar nicht berühren." Ich hatte keine Kraft mehr zum weinen, keine Kraft mehr für eigene Tränen und die Blindheit dieses Menschen, der nicht sehen konnte, wie sehr ich am Ende bin, werde ich wohl nie verstehen.

Ich kann gut verstehen, daß Dir vor dem 16.02. graut und ich wünschte, ich könnte Dir ein bißchen Deiner Angst nehmen. Wenn Du "quatschen" möchtest bin ich gerne für Dich da!

Liebe Grüße
Sandra
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