Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 13.08.2007, 20:58
Kölner Leser Kölner Leser ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.10.2006
Beiträge: 319
Standard AW: Kennt sich jemand aus mit Mikrometastasen in Lymphknoten?

Hallo Christian,

[QUOTE=Christian S.;446261]
Bei einer Bekannten deren Mutter auch einen Magenkarzinom hatte, wurde bei einem befallenen Lymphknoten keine Chemotherapie gemacht. Ende vom Lied, es hätte besser eine gemacht werden sollen als jetzt sich mit der Tatsache eines Rezidivs rumzuschlagen.
QUOTE]

also den Zusammenhang kann man, zumindest nicht fundiert, aufstellen. Ich sehe solche Aussagen sehr kritisch. Die Wahrscheinlichkeit innerhalb der ersten fünf Jahre nach einer R0-Resektion ein Rezidiv zu bekommen ist bei OP-Chemo nahezu identisch (teilweise zum einen geneigt, teilweise zur anderen Seite) wie bei nur OP.
Das Rezidivrisiko hängt - statistisch - darüber hinaus nur zu einem geringen Teil von befallenen Lymphknoten ab. Da sind verschiedene Faktoren die eine übergeordnete Rolle spielen - leider wie gesagt statistisch.

Plakative Aussagen wie "mit Chemo wäre das nicht passiert". Naja. Abgesehen davon, daß es irgendwie geschmacklos ist. Das ist genauso plakativ wie "Ohne Wiedervereinigung hätten wir im Westen viel mehr Geld für die Erforschung der Krankheit gehabt" (heute morgen im Taxi augeschnappt, kann ich mich nur drüber aufregen den ganzen Tag).

Prof. Messmann ist ein wirklich sehr, sehr guter Arzt der nicht nur in Babsis Region, sondern auch in einschlägigen Kreisen in Westdeutschland, eher Westeuropa, einen sehr guten Ruf geniesst, weit über die Grenzen seiner Arbeit in der LMU hinaus. Ich halte es für fatal, wenn man gerade diejenigen Ärzte - und es gibt nun nicht gerade so viele davon bei uns - die wirklich top sind, in Frage stellt.

Emotional denke ich würde ich mich auch für die Chemotherapie aussprechen. Da stimme ich Dir voll zu, Christian. Man gewinnt das Gefühl, alles getan zu haben. Konsquenterweise sollte man das Gebiet dann auch bestrahlen.
Rational eher nicht. Da sind ja nicht nur die sinkende Lebensqualität während der Therapie, die im Nachhinein sicherlich erträglich wäre und bei Krebsarten, die nicht diese Chemoresistenz haben, bestimmt absolut gerechtfertigt sind. Diese akuten Nebenwirkungen gehen ja alle relativ schnell nach der Therapie weg, Bedeutung haben dann aber die Spätfolgen, insbesondere die Zweittumore (Leukämie, Non-Hodgkin usw.). Dem relativ hohen Risiko, nach einigen Jahren an den Spätfolgen zu erkranken (und zu sterben), steht dann eine relativ geringe (gegen 0) Chance einer verbesserten Prognose entgegen (Betonung liegt auf relativ, der Relation beider Werte).

Die Frage ist letztlich: Sind noch Mikrometastasen da? Wenn ja, bekommt der nach der OP wieder kräftigere, weil weniger Tumorlast zu verarbeitende Körper, diese Zellen alleine weg? Oder: Schafft es eine Chemo, die so gut wie nie ohne Operation eine komplette Remission erreicht, alle verbleibenden Tumorzellen zu vernichten? Wenn nein, nimmt man damit dem Immunsystem die letzte Chance selber zu agieren? Es ist ja nicht so, daß mehrere "Angriffe" möglich sind, um Krebszellen mit Platin & Co. zu zerstören und größere Tumore weniger weggehen als kleinere. Das kann man dann auch auf einzelne Zellverbände übertragen. Und das ganze immer vor der Frage, ob da überhaupt noch eine einzige bösartige Zelle im Körper ist bei solche einer Diagnose.

Naja. Wie in meinem vorangehenden Posting erwähnt, sollte man in objektiven Quellen wie pubmed recherchieren und dann sein eigenes Urteil bilden.

Du, Christian, hast ja auch ziemlichen Kampfgeist bewiesen und bist hier ein Vorbild für viele. Wenn ich Deine Sachen so lese, denke ich immer, daß Du vor allem wegen Deines Engagements mit der Krankheit und Dir selber so gesund bist. (m.M. wärst Du es ohne adjuvante Chemo genauso).

vG, KL
Mit Zitat antworten