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Alt 27.11.2008, 13:24
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marvi marvi ist offline
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Standard AW: Mein liebster Papa.....

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam.Sie war wohl schon recht alt,doch Ihr Gang war leicht und Ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter.Das Wesen was da im Staub des Weges saß,schien fast körperlos.Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte..Wer bist Du? Zwei fast leblose Augen blickten müde auf..Ich?ich bin die Traurigkeit..flüstere die Stimme stockend und so leise,dass sie kaum zu hören war..ach die Traurigkeit.rief die kleine frauverfreut aus,als würde sie eine alte Bekannte grüßen…Du kennst mich?fragte die Traurigkeit misstrauisch…Natürlich kenne ich dichImmer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet…ja aber..argwöhnte die Traurigkeit..warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du den keine Angst?..Warum sollte ich vor dir weglaufen,meine Liebe?Du weißt doch selber nur zu gut,das du jeden Flüchtigen einholst.Aber was ich dich fragen will:warum siehst du so mutlos aus?



Ich bin traurig..antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.Die kleine ,alte Frau setzte sich zu ihr..Traurig bist du also..sagte sie und nickte verstädnisvoll mit dem Kopf..Erzähl mir doch was Dich so bedrückt.Die Traurigkeit seufzte tief.Sollte diesmal wirklich jemand zu hören wollen?Wie oft hatte sie sich das gewünscht..Ach weißt du..begann sie zögernd und äußert verwundert..es ist so,das mich einfach niemand mag.Es ist nun mal meine bestimmung,unter die Menschen zu gehen und für eine gewissse zeit bei Ihnen zu verweilen.Aber wennwenn ich zu ihnen komme,schrecken sie zurück vor mir und meiden mich wie die Pest..Die Traurigkeit schluckte schwer..Sie haben Sätze erfunden,mit denen sie mich bannen wollen.Sie sagenapperlapapp,das Leben ist heiter.Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot.Sie sagen:Gelobt sei,was hart macht.Und dann bekommen sie herzschmerzen.Sie sagen:Man muß sich nur zusammenreißen.Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.Sie sagen:Nur Schwächlinge weinen.Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre köpfe.Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen,damit sie mich nicht fühlen müssen.

Oh ja..bestätigte die alte Frau..solche Mensche sind mir schon oft begegnet..Die Traurigkeit sackte noch ein wenig mehr in sich zusammen..und dabei will ich doch den Menschen nur helfen.Wenn ich ganz nah bei ihnen bin,können sie sich selbst begegnen.Ich helfeihen,ein Nest zu bauen,um ihre Wunden zu pflegen.Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut.Manches leid bricht wieder aufwie eine schlecht verheilte Wunde,und das tut sehr weh.Aber nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint,kann seine Wunden wirklich heilen.Doch die Menschen wollen gar nicht,dass ich ihnen dabei helfe.Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über Ihre Narben..oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu..Die Traurigkeit schwieg.Ihr weinen war erst schwach,dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine,alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalts tröstend in die Arme.Wie weich und sanft sie sich anfühlt,dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel..Weine nur Traurigkeit..flüsterte sie liebevoll..ruh dich aus,damitt du wieder Kraft sammeln kannst.Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern.Ich werde dich dich begleiten,damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt..

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen.Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt Ihre neue Gefährtin..aber..aber..wer bist eigentlich du?


Ich? Sagte die kleine,alte Frau schmunzelnd,und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.


Ich bin die Hoffnung..
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Mein Papa
22.02.1950 - 02.11.2008

Ich werde dich immer lieb haben.......du fehlst mir so!
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