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Alt 12.06.2005, 22:09
Gast
 
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Briele,

eigentlich wollte ich heute was ganz anderes schreiben, vor allem zu deinem letzten Brief und zu dem Gedanken, zu lernen, sich selber auch Mutter zu sein.
Aber irgendwie ist heute ein schwieriger Abend für mich und mir ist ein bißchen nach jammern zumute.Mein Vater kommt ja morgen ins Krankenhaus wegen der Biopsie der Prostata. Es geht ihm aber überhaupt auch sonst nicht so gut, seine Spenderniere scheint in ihrer Arbeit nachzulassen.Ob das vielleicht nur auf die letzte Antibiotikagabe zurück zu führen ist oder ob es bereits "Abnützungserscheinungen" sind, kann nicht beurteilt werden, jetzt noch nicht. Ich weiß jetzt gar nicht,worüber ich mir mehr Sorgen machen soll und fühle mich ganz k.o.

Ich denke an deine Worte, dass du nämlich versucht,dir so wenig Vorab-Ängste zu machen wie möglich. Bemühe mich darum, gerade jetzt fällt es mir aber schwer. Eine Art "Sorgenpause" wäre schon gut gewesen.Na ja,ist aber nicht und ich fange mich auch wieder, aber jetzt ist halt gerade ein Energieloch da.
Papa ist ja schon sehr lange krank, aber früher konnte ich die Ängste und Besorgnis mit Mama teilen. Jetzt sind meine ganz guten Freunde da, die aber alle ( zum Glück !) noch gesunde Eltern haben.

Ganz eigenartig ist sie, die Trauer. Wollte dir eigentlich darüber berichten,dass ich in der letzten Zeit bemerke, wie mich die Trauer ein wenig auslässt, die Bilder vom Krankenhaus und der schreckliche Tag des Anfalls meiner Mama immer blasser werden und das "Ziehen in der Seele" sanfter wird. Das hat mich ganz irritiert, ich habe mich scheinbar schon so an diesen Schmerz gewöhnt, dass mir seine Milderung erst mal gar keine Freude oder Erleichterung brachte.Dann dachte ich, dass nun eben eine andere Phase anfängt, weil ich die heftigste Trauerzeit durchlebt habe, sie ausgelebt ist.Doch gerade heute ist´s wieder anders, ich rutsche wieder drei Sprossen auf der Trauerleiter hinunter. So ist das eben.

Briele, du hast geschrieben, dass Werner nun leicht erschöpft ist von den Bestrahlungen ? Hast du schon was gefunden zur Fatigue, dieser Folgeerscheinung von Krebs bzw.den Behandlungen wie Chemound Strahlentherapie- wenn nicht,gib den Begriff einfach in eine Suchmaschine ein oder ich sage dir Adressen, wenn es dich interessiert.Mama war auch müde, zunehmend mit der Anzahl der Bestrahlungen-. sie meinte aber immer, damit könne sie leben, wenn sie eben schlafen kann, wenn es sie übermannt.
Ich hoffe,dass auch Werner gelassen damit umgehen kann !

So, Briele, bis bald,ich halt mir jetzt noch eines meiner Trostbücher vor die Nase und hoffe, dass Mut und Energie wieder kommen- möchte Papa gut beistehen können und vielleicht ists ja doch nix Schlimmes mit der Prostata.
Es gibt Situationen wie jetzt, da möchte ich wieder so kindlich
beten können. Sprichst du mit Gott?

Alles Liebe für dich und danke für deine mütterliche Umarmung, tut gut, du Einfühlsame,
Alina