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Alt 17.10.2004, 14:09
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Ihr Lieben,
jetzt bin ich doch etwas irritiert. Heute morgen um ca. 9.30 Uhr habe ich an Euch geschrieben, aber mein Beitrag ist plötzlich verschwunden, obwohl ich ganz hundertprozentig sicher bin, dass ich ihn abgeschickt habe. Merkwürdig. Aber nicht so schlimm, schreibe ich eben noch einmal.
Ich finde es einfach schlimm, dass man sich zu aller Traurigkeit und Jammer auch noch um das Geld kümmern muß. Liebe Andrea, es geht doch nicht an, dass Du ohne Geld dastehst. Hat Dein Mann nicht wenigstens eine Lebensversicherung oder ähnliches, mit der Du Dich die erste Zeit über Wasser halten kannst? Uli hatte zwar eine Lebensversicherung, aber da geht doch schon viel von weg für der Beisetzung und den Rest werde ich versuchen, eisern zusammenzuhalten. Die Rente muß ich auch noch irgendwann in der nächsten Zeit beantragen,obwohl es nicht viel werden wird. Von der Hinterbliebenenrente bekomme ich 10,8 % abgezogen wurde mir schon gesagt, da Uli die Unverschämtheit besessen hat, nicht bis zu seinem 65. Lebensjahr zu warten. Dann wird noch mein eigenes Einkommen verrechnet, so dass am Ende nicht viel dabei herauskommen wird. Aber es stört mich zur Zeit nicht wirklich. Es ist nur bitter, wenn man immer nur hört, dass man jetzt überall weniger Geld bekommt, in eine schlechtere Steuerklasse eingestuft wird und und und. Als wenn wir nicht schon genug bestraft sind.
Heute um 13.15 Uhr war Uli genau eine Woche tot. Mir kommt es vor, als wenn es schon viel länger her ist. Ich habe lange an seinem Bild gesessen, an dem immer eine Kerze brennt und versucht mit ihm zu reden. Er hat mir nicht geantwortet. Wie sollte er auch....
Vorher bin ich zu meiner Mutter gefahren, die mich heute zum Essen eingeladen hat. Sie hat es gut gemeint, aber ich wäre besser zu Hause geblieben.
Liebe Andrea, wie geht es Dir? Kannst Du schon wieder etwas im Haushalt erledigen? Ich bin noch wie gelähmt. Wenn meine Familie nicht für mich mitkochen würde und dafür sorgen würde, dass ich etwas esse, wäre ich noch nicht einmal in der Lage, selbst daran zu denken geschweige etwas zu essen. Aber da ist meine Tochter unerbittlich. Sie versorgt mich oder, wenn sie es nicht selbst kann, meine Mutter.
Mein Schwiegersohn ist gerade dabei mein Schlafzimmer zu renovieren. Uli hatte im Frühjahr daran angefangen, aber ihm fehlte dann die Kraft es fertigzustellen. Ich bin meinem Schwiegersohn sehr dankbar, aber vergleiche immer insgeheim mit meinem Uli. Leider schneidet mein Schwiegersohn da immer schlecht hab, obwohl er sich alle Mühe gibt. Ich weiß, das dieses Vergleichen unfair ist, ich sollte vielmehr großzügig sein und dankbar, aber ich kann nicht anders.
Liebe Thekla, ich finde es schön, wie Du Deinen Mann immer noch in alles einbeziehst und denke, er wird es spüren. Sicher wird es für Dich sehr schwer sein, wenn Euer 30. Hochzeitstag anbricht, versuchst Du Dich dann irgendwie abzulenken oder wirst Du an diesem Tag nur seiner gedenken, zu Hause sitzen und eine Kerze anzünden? Ich wüßte ehrlich gesagt nicht, was ich tun würde. Unser 36. Hochzeitstag steht erst im März nächsten Jahres an aber vorher gilt es noch seinen 57. Geburtstag im Dezember und Weihnachten zu überstehen. Nur wie?
So, das Wetter ist noch ganz schön, wenigstens trocken und ich werde versuchen, ein bischen an die frische Luft zu gehen. Es ist zwar öde, alleine durch die Felder zu laufen, aber vielleicht tut der frische Wind meinem armen Kopf und meinem wehen Herzen ein wenig gut.
Einen schönen Sonntag müssen wir uns ja nicht wünschen, aber wenigstens einen Tag, den wir einigermaßen gut herumbringen. Und wenn wir dann die Nacht überstanden haben ist morgen schon wieder Montag.
Es muss ja irgendwie weitergehen.
Alles liebe und laßt Euch umarmen
Beatrix
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