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Alt 18.10.2004, 00:29
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Thekla,

die Nächte sind wirklich beängstigend. Ich kann noch nicht in unserem Bett schlafen, habe Angst nach Claus zu greifen... Zur Zeit sind Ferien, auch ich hatte seit Freitag Urlaub. Als ob er darauf gewartet hätte, denn die ganze Zeit vorher war Hektik, Schul - und Bürostress. Jetzt endlich hätte ich mehr Zeit für ihn gehabt. Nun haben die Kinder und ich uns ein Lager im Wohnzimmer gebaut, dort verbringen wir dann gemeinsam die Nächte. Mit Schulbeginn werde ich dann versuchen "Normalität" reinzubringen, aber bis dahin genießen wir das beieinander kuscheln...
Claus hatte ein Nierenzellkarzinom in der linken Niere. Nach der OP war klar, dass man nicht alles rausoperieren konnte, dass um die Aorta Reste lagen, an die man nicht ran konnte. Unmittelbar danach Immun - Chemo- in höchster Dosis, 8 Wochen Hölle, dann die Nachricht, dass es wohl nicht angeschlagen hatte, trotz Ende der Therapie weiterhin regelmäßige Fieberschübe, Hoffnung, dass abgestorbene Tumormasse abtransportiert würden. Nach drei Monaten endlich kein Fieber mehr und ab da ging alles ganz schnell.
Unsere 4 Kinder gehen alle ganz unterschiedlich mit seinem Tod um. Außer einer Tochter, waren am Freitag alle Kinder im Haus. Meine älteste Tochter war zusammen mit mir bei ihm, als er gestorben ist. Unser Jüngster ist später zu seinem toten Papa ins Zimmer gegangen und hat ihn geküsst und sich verabschiedet. Er leidet sehr, hat aber auch erfahren, dass mit Liebe auch das Sterben seinen Schrecken verliert. Sein Papa hat in jeder Phase zu uns gehört, auch mit seiner Krankheit und mit seinem Sterben. Obwohl ich manchmal meine Zweifel hatte, ob es nicht zu früh wäre, denke ich, dass es für Max so richtig war. Es wird ihn prägen, und er wird sich erinnern und er wird immer die Gewissheit haben, dass sein Papa bei uns war, bis es wirklich nicht mehr in unserer Macht stand.
Bei uns wird die Beerdigung im ganz kleinen Rahmen stattfinden, die Anzeige erst Ende der Woche in der Zeitung stehen, auch die nicht im klassischen Sinne als "Bekanntgebung" sondern ein letztes wir lieben dich von mir, den Kindern, der Mutter und Schwester. Ich könnte diese "Veranstaltung" nicht ertragen und dann noch den "Gastgeber" spielen, wie es so Sitte ist. Da haben wir schon ganz lange, bevor wir geahnt haben, dass es schon so bald aktuell sein könnte, genau drüber gesprochen, alles im kleinen Kreis, nicht für die Nachbarn, sondern ein letztes Abschiednehmen mit Menschen, die uns lieben

Ich versuche jetzt nochmal mein Glück. Vielleicht übermannt mich ja der Schlaf. Micki, unser Ältester, muss morgen wieder arbeiten
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