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Alt 27.10.2003, 08:48
Gast
 
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Liebe Vanessa,

schreibe (schreie) alles heraus, was Dich bedrückt oder belastet.

Als Angehöriger stark sein zu müssen, dennoch nicht helfen zu können, ist eine sehr große Belastung für mich gewesen. Ich habe sie (die Belastung) im Wald, auf den <gemeinsamen> nun <einsamen> Spazierwegen herausgeweint, herausgesprochen im lauten Dialog mit meiner verstorbenen Frau. Es bedeutete zunächst Überwindung, dann jedoch kam während des Gesprächs mit meiner verstorbenen Frau die Entlastung.

Ich bin auch z.B. nach Freiburg gefahren, um Trauerarbeit zu leisten: Klinik besucht (Stockwerke aufgesucht, mit Schwestern gesprochen usw.), See umlaufen; ich bin in die Klinik ihres letzten Aufenthaltes gegangen, habe länger dort im Flur auf einer Fensterbank gesessen: Die Gefühle kamen und gingen;
Ich bin nach einigen Wochen nach ihrem Tod am Hospiz vorbeigegangen, in dem sie gestorben ist, am dritten Todestag bin ich IN DAS HOSPIZ gegangen.

Ich wollte meine Trauer bearbeiten, vielleicht etwas steuern.
Ich weiß, daß ich damit nichts schneller machen kann, aber ich helfe meiner Seele und mir.

Mir ist erst nach etwa zwei Jahren bewußt geworden, daß auch ich als gesunder Mensch, der seine liebste Partnerin begleitet hat auf ihrem schweren Weg, Enormes geleistet hat. Ich habe mir im Innersten meiner Seele erst nach dieser langen Zeit das zugebilligt. Vernunftbezogen war mir das schon lange klar, aber als meine Seele sich das Recht dieser Erkenntnis nahm, habe ich erst mal lange geheult und mich dann wunderbar entlastet gefühlt.

Sterbende haben eine unerbittliche Zielsicherheit, in ihren Worten, Entscheidungen, Wünschen. Ich habe zum Glück allen ihren Wünschen noch nachkommen können.

Es war klar, Gesundheit wird ihr nicht mehr geschenkt, wir haben uns in Liebe loslassen müssen.

Ach, Vanessa, Du hilfst mir, mir Deinen Forumsbeiträgen mich an diese letzten schweren (aber auch wunderbaren) Tage zu erinnern und ihr (meiner Frau) Danke zu sagen.

Mit lieben Grüßen Shalom
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