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Alt 04.11.2003, 16:14
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Liebe Claudi,lieber Shalom
Claudi es tut mir so Leid,weis ich doch genau was du jetzt fühlst,und kann dir keine Hilfe sein.Beim lesen deiner Zeilen kamen auch mir wieder die Tränen.Dennoch hoffe ich auf die Zukunft.

Ich möchte nun über unseren letzten gemeinsamen Tag schreiben über, den Tag der mir alles so schwer macht weil er absolut unerwartet kam für uns beide.Ich hatte das große Glück,das ich nicht zur Arbeit mußte.

Es begann morgens um 8:00,mein Mann stand auf und wie immer in den letzten Jahren war ich sofort hellwach wenn er sich bewegte.
Er ging ins Wohnzimmer und ich folgte Sekunden später.Ich fragte ihn,warum stehst du so früh auf wir haben doch frei und du mußt nicht zur Bestahlung.Scherzhaft antwortete er mir ob ich denn wisse was ich wolle,ich hätte doch gesagt er solle früher mit der Einnahme der Medikamente beginnen.
Wir lachten beide denn er hatte ja recht.
Ich machte ein kleines Frühstück das er auch
zu sich nahm.Wenig später nahm er die erste
Tablette,die er nach wenigen Sekunden erbrach.Ich tröstet ihn mit den Worten nicht schlimm,wir versuchen es gleich noch einmal.In mir kroch die Angst hoch,würde auch die Morphium-Tablette die ihm den Schmerz nahm nicht drin bleiben.Und was dann?
Und Gott hatte ein einsehen sie blieb drin,und ich war dankbar und glücklich.Um 11:00Uhr bekam er starke Magenschmerzen er vermutete das es sich um Blähungen handelt.Ich massierte eine ganze weile seinen Bauch aber es wurde nicht besser,also ging ich zur Apotheke.Doch auch das brachte keinen Erfolg.Zum ersten mal seit Ausbruch der Krankheit hörte ich ihn sagen,was hab ich gemacht das ich solche Schmerzen bekomme,ich habe doch niemanden etwas getan.In diesem Moment hätte ich meine wahnsinnige Angst am liebsten heraus geschrien aber ich durfte nicht.Ich versuchte ihn mit gesprächen abzulenken.Um 14:00Uhr sagte ich er möge doch mal auf die Toilette gehn das könne ihm möglicherweise Erleichterung verschaffen.Er ging ohne hilfe dort hin,als er aber ein ganze weil dort verblieb,ging ich hin und sagte scherzhaft willst du hier übernachten?das ist aber für deine knochen auch nicht das richtige.Ganz traurig sagte er zu mir,Schatz ich kann mir den Hinter nicht abwischen.Und wieder stieg die unbändige Angst in mir hoch.Scherzhaft sagte ich wo ist das Problem?das kann ich doch wohl noch machen.Im laufe der nächsten Stunden wurde ich das Gefühl nicht los, das er zeitweise nicht ganz da war.Um 16:00Uhr hab ich ihn gebeten ein wenig Reis zu essen den hatte er immer vertragen.Er nahm eine Gabel voll,doch nur wenig später sagte er Schatz ich muß ihn ausspucken da ich nicht schlucken kann.Und wieder sah er mich sehr traurig an.Ich hätte am liebsten geweint,statt dessen schimpfte ich wenn du nichts ißt bringe ich dich ins Krankenhaus,dort ernährt man dich künstlich.Denn du brauchst Kraft für diese Krankheit.Um 18:00Uhr sagte er Schatz ich weis nicht wie ich morgen zur Bestrahlung kommen soll das schaff ich nicht.Ich antwortete ihm wo ist das Problem du wirst abgeholt,dann musst du dir eben helfen lassen.Und wieder diese Angst.Um 19:30 sagte ich zu ihm möchtest du nicht noch einmal zur Toilette und er antwortete ich glaube das schaffe ich nicht.Ich sagte das schaffen wir schon ich gehe ja mit,er kam vom Sofa nur wenige Schritte da versagten ihm die Beine,ich war dicht hinter ihm und konnte ihn auffangen und sanft zu Boden lassen.Es stieg soetwas wie Panik in mir auf als er sagte Schatz ruf bitte einen Krankenwagen.Ich legte ihn mit hilfe eines lieben Nachbarn wieder aufs Sofa und rief nach Absprache mit seiner Ärztin den Krankenwagen.Als dieser da war scherzte er noch mit den Sanitätern,auf der Trage liegend bat er mich noch um ein Kissen,er könne nicht so flach liegen dann habe er schmerzen.Um 20:30Uhr nach nur 10Min. fahrt waren wir im Krankenhaus.Doch er konnte nicht mehr sprechen,er verstand aber was ich ihm sagte.Er gab mir zu verstehen das er mir etwas aufschreiben wolle,ich sucht fieberhaft nach Stift und Papier als ich es endlich hatte,konnte er auch das nicht mehr.Die Ärztin führte mich in einen anderen Raum und erklärte seinen zustand mit der Dosis eines starken Schmerzmittels
sagte mir aber gleichzeitig mein Mann würde die Nacht nicht überstehen.In mir tobte ein Gefühlschaos ohne gleichen ich glaubte in einem Irrenhaus zu sein.Alles in mir schrie nein,nein,nein,warum.....warum nicht hier und nicht heute.
Man brachte ihn auf Station,ich setzte mich an sein Bett nahm seine Hand und redete und redete wie in einem Nebel lief alles an mir vorbei.
Um 22:45Uhr hatte ich eine Sekunde das Gefühl das seine Hand die ich in meiner hielt einmal ganz kurz zudrückte.Ich schaute in sein Gesicht und mußte fassungslos feststellen das er mich soeben verlassen hat.
In diesem Augenblick ging auch eine Hälfte von mir.
Ich habe für diese Zeilen nun einige Stunden gebraucht,immer wieder unterbrochen von Weinkrämpfen mit Sicherheit enthält er auch viele Fehler wer es liest möge es mir nachsehen.

Doch nun wo ich fertig bin mit schreiben und noch einmal alles gelesen hab,fällte eine ungeheure Last von meiner Seele.

Ich danke euch und ganz besonders dir Shalom ohne deine Beiträge hätte ich das niemals gewagt.

Liebe grüße Vanessa
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