Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 15.06.2017, 22:01
TaraN TaraN ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 14.06.2017
Beiträge: 6
Standard AW: Mein Vater ist am Sterben, Sorge um den Rest der Familie und Zukunft

Lieber Lotol und Safra,

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass auf meine Sorgen eingegangen wurde. Es ist wirklich hilfreich andere Perspektiven zu erfahren. Krebs war stets ein fremdes Thema für mich, doch jetzt wird mir klar, wie viele Menschen diesen Kampf bestreiten. Ich selbst habe Freunde, die einen Elternteil an den Krebs verloren haben und es auch wieder geschafft haben auf die Beine zu kommen. So traurig es ist, so sehr gibt es mir auch Mut.

Ich gebe euch Recht, dass Eltern sicherlich nicht wünschen, dass sich ihre Kinder in Teufelskreisen bewegen. Deshalb bin ich auch froh, eine Routine gefunden zu haben, die mich zwingt aus der Gedanken-Karusselfahrt auszusteigen. Und es tut wirklich gut die Angespanntheit zu Bündeln und anderweitig zu verarbeiten.

Das Endstadium solch einer Krankheit, ist wie eine tickende Zeitbombe. Man hört die Uhr ticken weiß aber nicht wie viele Minuten noch verweilen. Es ist irgendwie schrecklich, dass man bewusst auf das Hochgehen der Bombe wartet. Ich versuche meinem Vater jedes mal zu zeigen, dass ich ihn liebe und mich nicht fürchte. Ich weiß, dass er immer Teil meines Lebens sein wird. Jedoch will ich ihm nicht jedes mal, wenn ich ihn sehe das Gefühl geben, dass wir uns bald am Ende unserer gemeinsamen Reise befinden. Das trübt die schon sowieso sehr traurige Stimmung noch mehr. Ich versuche ihm stattdessen zu erzählen, was ich gerade so mache, oder was mich beschäftigt. Über den Krebs reden wir nicht viel.

Mit meiner Mutter versuche ich auch normale Dinge zu unternehmen und ihr eine Freundin zu sein. Ich habe irgendwann versucht, die Rolle eines "Mentors" einzunehmen und sie zu pushen sich abzulenken, oder mal rauszugehen. Ich denke, ich muss etwas respektvoller damit umgehen und Leuten die Zeit geben, die ihnen zusteht um wieder in die Normalität zu finden. Außerdem wären die Rollenverhältnisse auch verzerrt, wenn ich ständig versuchen würde alle um mich herum hochzuziehen. Das würde ich in solch einer Intensität auch gar nicht schaffen. Der Verarbeitungprozess scheint dann doch individuell zu sein und jeder muss seine eignen Ventile finden.

Ich drücke euch fest eure TaraN

Geändert von TaraN (15.06.2017 um 23:16 Uhr)
Mit Zitat antworten