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Alt 16.06.2017, 23:45
TaraN TaraN ist offline
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Registriert seit: 14.06.2017
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Standard AW: Mein Vater ist am Sterben, Sorge um den Rest der Familie und Zukunft

Hallo ihr Lieben,

Ich bin wirklich sehr berührt, dass mein Beitrag auf so viel Resonanz stößt.
Leider weiß ich nicht, wie das mit dem Zitieren funktioniert, von daher werde ich im laufenden Text auf eure Passagen eingehen.

Safra's Denkansatz Normalität zuzulassen, funktioniert auch für mich. Wenn Dinge so offensichtlich sind, dann möchte man einfach aus jeder Sekunde etwas schönes machen. Ich bin beispielsweise heute nach der Arbeit direkt wieder zu meinem Vater gefahren und trotz seines noch schlechteren Zustands saß er mit uns beisammen und hat uns Witze zugeflüstert (seine Stimme hat in den letzten Tagen sehr nachgelassen). Ich denke solche Momente möchte man als Familie, unabhängig ob jemand krank ist, gerne gemeinsam erleben. Das ist auch tatsächlich wie ich meinen Vater kenne: als super coolen und wunderbaren Menschen. Von daher, versuche ich mehr solche Momente zu initiieren. Ich verstehe aber durchaus, wenn dieser Ansatz nicht für alle Krebsangehörigen funktioniert.

Lotol hatte mich nach meinen Routinen gefragt. Also zunächst einmal ist dort die Arbeit. Ich sitze am Rechner und muss meine Konzentration auf eine Aufgabe bündeln. Klar schweift man manchmal ab, aber man geht dann doch mit einem guten Gefühl nach Hause "ich habe mich trotz allem aufrappeln können". Bevor es die Arbeit war, war es das Lernen. Am schlimmsten ging es mir tatsächlich, als ich nichts zu tun hatte und wie in meinem letzten Beitrag beschrieben das Gefühl hatte eine non-Stop Betreuung aller Beteiligter übernehmen zu müssen.
Weiterhin habe ich mich Menschen mehr geöffnet und rede nicht mehr "so um den heißen Brei herum wenn ich etwas anmerken möchte". Beispielsweise, wenn ich ein Kleidungsstück besonders schön an jemandem finde, dann sage ich es. Oder auch andersrum, wenn ich Bedenken mit etwas habe, so kommuniziere ich es. Ich denke dass es in solch einem tief emotionalen Zustand wichtig ist Grenzen vorher abzustecken, solange man noch einen halbwegs kühlen Kopf hat. Das beugt Eskalationen vor. Oder bei positiven Anmerkungen sich auf die Freude anderer einzulassen. Irgendwie ist es dann ja doch ansteckend.
Das einzige, was mir momentan noch fehlt, ist der Sport. Der ist in meiner Prioritätenliste nach hinten verrutscht. Aber gut, ich schwimme momentan gegen eine ziemlich starke Strömung, sodass mir körperlich einfach die Kraft fehlt. Bin beispielsweise auch deutlich anfälliger für Erkältungen geworden.

Es tut mir auch sehr leid, liebe Anni, dass du in solch einer verzwickten Situation steckst. Als Einzelkind kann man die Last leider nicht mit einem Geschwisterkind teilen. Hast du denn sonst irgendwelche Verwandten, welche sich zur Hilfe anbieten? Vielleicht auch Familienfreunde?
Ich muss sagen, das uns das Hilfe-Einholen extrem geholfen hat. Leider mussten wir die Hilfe tatsächlich selber einholen, da sich viele Freunde oder Verwandte nicht trauten sofort mit anzupacken. Alleine kann man die Pflege nicht Stemmen. Vor allem nicht als Kind des Erkrankten. Bitte scheue dich nicht, nach Hilfe zu fragen, oder deine Eltern wissen zu lassen, dass ihr welche bräuchtet.
Bezüglich der Wohnsituation meiner Eltern habe ich zwischenzeitlich nach Wohnungen geschaut. Jedoch kam immer etwas dazwischen, sodass wir das Thema Umzug nie wirklich realisieren konnten. Jedoch ist es in unserem Falle unausweichbar. Alleine in einem großen Haus zu leben ist schon als Paar schwer, vor allem, wenn die Kinder ausgezogen sind. Irgendwann komplett alleine in einem großen Haus zu sein stelle ich mir sehr einsam vor.
Ich hoffe, ich konnte deine Anliegen hiermit zumindest teilweise adressieren.

Ich drück euch alle fest eure TaraN
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