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Alt 26.05.2011, 22:49
K+O K+O ist offline
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Standard AW: Mama und Papa an Krebs verloren

Hallo Kristina!

Eben habe ich deinen Beitrag gelesen und habe mich daraufhin hier angemeldet, weil auch ich wie so viele hier durch ein tiefes Tal gehe und meine Geschichte nun auch teilen möchte.

Zu aller erst möchte ich dir sagen wie leid es mir tut. Beide Eltern in so einem kurzen Zeitraum und in so jungen Jahren zu verlieren ist so unbeschreiblich hart. Dieses Forum hier ist wirklich eine gute Sache, den man kann sich mit "seinesgleichen" austauschen und sich zumindest ein wenig gegenseitig stützen.

Ich habe meine Mama vor etwas länger als einem Jahr verloren. Mit meinem Vater verstehe ich mich nicht sonderlich gut. Eigentlich weiß ich gar nicht was ich dazu schreiben soll. Es fällt mir so schwer darüber zu reden. Wir beiden -Mama und ich- hatten auch ein ganz besonderes Verhältnis. Vielleicht wie es so viele Töchter und Mütter haben. Aber sie war und ist mein Sonnenschein und ich weiß manchmal wirklich nicht wie ich überhaupt noch atmen kann. Ihren Krankheitsverlauf und die Auf- und Ab's sind wir zusammen durchlaufen und in den letzten Wochen war ich mit ihr im KH und sah wie sie von Tag zu Tag schwächer wird. Sie starb mir weg und ich konnte nichts machen. Diese Bilder, ihr Leid und Schmerz, meine Mutter die sonst so stark ist und die ganze Familie zusammenhält, meine mum die alles für mich ist liegt da und ich sitze daneben und sehe zu wie sie immer schwächer wird. Ich kann nichts tun. Die Chemo schlägt nicht an. Diese Bilder der letzten Wochen haben sich so in mein Hirn gebrannt, dass sie alles andere überschatten. Und auch wenn schon mehr als ein Jahr rum ist, es wird nicht leichter. Man lernt nur irgendwie durch den Tag zu gehen und zu funktionieren. Man vergisst für gewisse Augenblicke und wirft sich ins Leben. Und abends im Bett, dann holt einen alles ein.

In den ersten Wochen und Monaten hat mir die Arbeit sehr weiter geholfen. Ich war abgelenkt - zumindest überwiegend, denn es gab viel zu tun. Ich hätte nie gedacht, dass ich nach so einem Verlust so schnell wieder in den Alltag bzw. die Arbeitswelt gehen könnte. Ich tat es weil ich es daheim nicht aushielt und jetzt weiß ich, es war besser so.

Mittlerweile studiere ich. Immer wenn ich Heim fahre führt mich mein erster Weg zu Mama. An ihrem Grad sein und mit ihr reden....schöne Erinnerungen raus krammen, auch wenn es weh tut. Ab und an muss ich dabei sogar lachen, wir haben immer oft und viel zusammen gelacht.... das Grab pflegen hat mir auch sehr geholfen, den meine Mama liebte Blumen und ich meine ihr somit eine Freude zu machen wenn sie ein schönes Grab mit vielen Blumen hat. Es hört sich etwas seltsam an vielleicht, aber mir hilft es. Ich weiß nicht wie es für dich ist. Allgemein rede ich auch im Alltag öfter mit meiner mum, über alles mögliche. Natürlich kommt keine Antwort, aber ich vermisse einfach unsere Gespräche, ich vermisse mein Leben. Ich vermisse sie. Und mit "ihr" reden lässt die Realität nicht verschwinden, aber ein wenig verschleiern.

Vielleicht hilft es dir auch mit deiner Mama und deinem Papa ab und an zu sprechen als wären sie da.....auch einfach mal eine Weile am Grab sitzen, einfach da sein.

Das du dein Studium wieder aufgenommen hast finde ich persönlich gut. Auch wenn es in einer solch schweren Zeit noch härter ist, aber es bringt doch auf andere Gedanken. Sicherlich wäre es deiner Mama nicht wirklich Recht, wenn du es und dich schleifen lässt. Man muss sich ja einfach nur in die Mutterrolle hineinversetzen um zu wissen was eine Mama sich für ihr Kind in einer so schweren Zeit wünscht. Und wenn unsere Lieben uns wirklich sehen, es würde ihnen das Herz zerreisen uns am Boden zu sehen. Daher müssen wir diesen Weg schweren Herzens gehen und wenn wir leben, das Beste daraus machen und hoffen, dass unsere Eltern/ Mütter stolz auf uns wären.

Ich wünsche dir viel Kraft für diesen Weg!
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I shut my eyes in order to see. - Paul Gauguin
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