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Alt 24.06.2018, 00:37
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo,
vielen Dank für die Antworten! Die Diskussionen hier spiegeln so ziemlich die verschiedenen Aspekte wieder, die mir auch immer wieder durch den Kopf gehen.
Zum einen da natürlich das berechtigte Sicherheitsbedürfnis meines Sohnes, die Seite, die Lehrerin und Sozialarbeiterin vertreten. Ich finde es auch eigentlich gut, dass mein Sohn genug Vertrauen zu diesen Personen hat, um dort zu erzählen, was ihn belastet. Dennoch Zusatzdruck durch das Jugendamt, das durchaus auf die Idee kommen könnte, das Kind aus der Familie herausholen zu wollen.
Auf der anderen Seite mein Mann, der sich gerade im Krankenhaus von lebensbedrohlichen Nebenwirkungen der Immuntherapie erholt, verzweifelt ist und sich nach seiner Familie sehnt und dem ich mitteilen musste, dass er nicht wieder nach Hause kommen soll. Dann die Frage der Alternative.
Das Gefühl, vielleicht wertvolle Zeit zu vergeuden, in der er noch 99% der Zeit er selbst ist (was, wenn die Immuntherapie nicht anschlagen sollte, evtl. nicht mehr lange so sein wird).
Was wir (sowohl mein Mann als auch ich) halt versucht haben, die reale Gefahr soweit wie möglich zu minimieren. Er war ja eine Woche in stationär in einem Epilepsiezentrum, um auf andere Medikamente eingestellt zu werden, da ja das Antiepileptikum, das er bisher bekam, durchaus dafür bekannt ist, Aggressivität/Erregungszustände als Nebenwirkung zu haben. Das ist nun ganz raus. Nur ob das die gewünschte Wirkung zeigt, kann halt keiner garantieren. Wir hoffen es aber, da der er bei dem einen Anfall, den er seither hatte, nicht aggressiv war. Aber ob das bei den folgenden auch so bleibt, können wir unserem Sohn halt nicht garantieren. Wir haben ein Notfallmedikament, das wie gewünscht wirkt (haben wir bei diesem einen Anfall "ausprobiert"), d. h. mein Mann schläft innerhalb kürzester Zeit ein. Wenn mein Mann eine Aura spürt, kann er das auch selbst noch nehmen. Das einzige reale Risiko wäre daher, wenn mein Mann tatsächlich einen unbemerkten Anfall hätte, den er nicht vorhergesehen hätte und dann tatsächlich doch wieder aggressiv wäre. Das sind aber sehr viele Wenns, weshalb ich denke, das Risiko ist vertretbar (zumindest, solange nicht weitere Faktoren wie Persönlichkeitsveränderungen durch den Tumor an sich o.ä. dazu kommen, dann müsste man wieder neu abwägen).
Nur, das Risiko ist doch so groß, dass ich meinem Sohn nicht garantieren kann, dass es nicht wieder passiert. Und diese Garantie hätte er gerne. Er ist halt noch zu klein um zu begreifen, dass man derartige Garantien für menschliches Verhalten eh nicht geben kann und er ist eben traumatisiert, was nicht verwunderlich ist.
Auch was zumutbar ist, was nicht: Weder die Krankheit noch den Vater kann man wegzaubern, davor kann ich ihn nicht beschützen. Ob man der Meinung ist, dass ein Kind in diesem Alter so etwas erleben sollte oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Auf der anderen Seite fühle ich mich schon in der Verantwortung, ihn so wenig wir möglich zu belasten. Aber ob es wirklich langfristig besser ist, den Vater dafür aus der Familie auszuschließen? Ob er sich nicht später deswegen Vorwürfe macht? Ich weiß es nicht. Außerdem, wie soll er wieder zu seinem Vater Vertrauen aufbauen (mal angenommen, die Medikamentenumstellung wirkt dauerhaft wie gewünscht), wenn er keinen Kontakt zulässt? Vermeidungsverhalten verstärkt Angst ja eher. Wenn er aber die Konfrontation verweigert...

Sicherheit im eigenen Haus: Also Pfefferspray etc. halte ich für schwierig, das wendet sich ja oft gegen einen selber, wenn man nicht aufpasst und wie das auf einen Menschen wirkt, der wirklich nicht bei sich ist? Keine Ahnung. Ich denke, dadurch hat ein 25 kg Kind immer noch keine Chance gegen einen 80 kg Mann. Mal abgesehen davon,
Unser Haus ist wirklich nur sehr begrenzt tauglich für einen "Panikraum" oder um jemanden sicher einzuschließen. Wir wohnen in einem kleinen Häuschen auf 60 qm /3,5 Zimmer mit ganz normalen Holztüren mit Holzzargen, die könnte man auftreten (wobei ich eigentlich bezweifle, dass mein Mann das machen würde, er war dann eher wie ein angeschossener Grizzly, langsam, taumelte hin und her, würde wahrscheinlich nicht lange genug auf einem Bein stehen können um zu treten. Wie auch immer, ich setze eher auf die Medikamente und bisher scheint das ja auch wunschgemäß zu funktionieren. Nur nimmt das meinem Sohn nicht die Angst...
Ach Mann, irgendwie dreht sich das alles im Kreis
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