Liebe Pieler,
ich habe eben Deinen thread gelesen und ehrlich gesagt bin ich ein bisschen erschrocken, dass Du vor mehr als einem Monat geschrieben hast und Dir keiner eine Antwort geschickt hat.
Wie kann das nur sein? Das ist wirklich blöd gelaufen. Ich schreib nicht überall, aber wenn ich merke einer bleibt ohne Antwort , dann versuch ich zu reagieren. Und wenn ich das übersehe, dann kenn ich mittlerweile einige Leute hier die herbei eilen und versuchen ein wenig Trost zu geben. Es tut mir leid, Pieler!
Alle, die wir uns hier treffen, trauern. Man kann die Trauer nicht auf eine Waagschale legen, man kann sie nicht bewerten, aber mir geht es besonders nahe wenn jemand in Deinem Alter einen Elternteil verliert. Übertroffen wird das für mich noch wenn ein Kind stirbt, die Trauer der Eltern um das verlorene Kind.
Was könnte ich Dir sagen, Pieler? Wenn Du Deinen Papa so arg vermisst, Dich nach ihm sehnst, Du nicht weißt wohin mit Deiner Liebe, dann heißt das auch, dass da ganz viel Liebe war zwischen Dir und ihm. Eines bedingt das andere, aber wenn man Dir jetzt sagen würde, Dich fragen würde, sag Pieler, würdest Du das Vergangene, die Liebe, die Nähe hergeben, wenn Du dafür nun weniger Schmerz und Trauer hättest? Du würdest – da bin ich mir ziemlich sicher – sagen, nein das geb ich nicht her, selbst um den Preis nicht, dass es mir jetzt besser geht.
Ich find es schon einmal gut, dass Du hier schreibst, auch wenn der Beginn, bedingt durch unsere Unaufmerksamkeit, ein bisschen unglücklich für Dich war. Liest Du in anderen threads? Vielleicht magst Du einmal im thread ..... von der Seele schreiben.... lesen. Dieser Thread befindet sich zwar im Angehörigenforum. Mario begann dort zu schreiben als seine Mama schwer krank war, sie ist gestorben, aber es wird dort weiter geschrieben. Ich erwähne diesen thread, weil er und seine Geschwister in Deinem Alter sind. Dann gibt es hier verschiedene threads, in denen Hinterbliebene schreiben, die ebenfalls früh einen Elternteil verloren haben.
Du kannst in diesen threads auch mitschreiben, man kann ja vorher fragen ob man dazu kommen darf.
Daneben gibt es fast überall Trauergruppen – natürlich eher in Städten. Nach Mamas Tod war ich bei ein paar Einzelgesprächen, die taten mir gut. Ich hab auch ein paar Trauerseminare besucht, die waren sosolala. Gut getan hat mir das Lesen über dieses Thema. Du findest hier auch viele Literaturvorschläge.
Das sind nun ein paar Krücken die ich Dir hinstelle. Manchmal bieten sich Hilfen an, manchmal muß man sie suchen und wenn man etwas gefunden hat, dann soll man zugreifen. Ganz wichtig bei der Trauer ist meiner Meinung nach die ZEIT. Erst ist man froh wenn man wieder einen Tag überlebt hat, dann merkt man, ach, jetzt konnt ich sogar ein paar Stunden fröhlich sein und an etwas anderes denken, dann glaubt man nun geht es bergauf und schwupps wirft einen wieder etwas zurück. Im ersten Jahr ist alles das erste Mal. Papas Geburtstag und der eigene. Die Jahreszeiten, Weihnachten, der Beginn der Krankheit, alles will irgendwie noch einmal durchlebt werden.
Vielleicht magst Du hier ein bisschen über Deinen Papa erzählen? Ich würde nun natürlich gerne wissen welches Geschenk Du für ihn gehabt hättest?
Liebe Pieler, ich hoffe wieder von Dir zu hören.
Liebe Grüße
Briele