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Alt 20.01.2006, 17:43
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Mela Mela ist offline
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Registriert seit: 20.01.2006
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo! Ich bin heute das erste Mal hier und noch keine lange Internet - Benutzerin. Also verzeiht mir kleine Fehler, von denen wir uns alle nicht frei sprechen können. Ich bin so froh, dass ich dieses Forum durch eine Freundin gefunden habe, jetzt hab ich Leute gefunden die mich verstehen können. Meine Mutter ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben und auch mein Vater hat Krebs (Blasenkrebs/ kann operiert werden). Ich bin 25 Jahre alt und möchte im September heiraten. Vielleicht klingt es egoistisch, aber ich würde mir wünschen, meine Mutter wäre hier. Ich brauche Sie noch so sehr, gerade jetzt. Damals fing alles mit dem Verdacht auf Gallensteine an. Natürlich kamen ihre Schmerzen nicht von der Galle, sondern von einem Tumor. Ich habe zu dieser Zeit eine Abendschule besucht und viel verdrängt. Ich dachte immer, sowas würde unserer Familie nie passieren, alles wird gut, falsch gedacht. Mit 58 Jahren starb meine Mutter. Sie war ein Mensch der nur für die Familie gelebt hat, der am wenigsten an sich selbst dachte. Ich schäme mich manchmal, weil ich nicht so bin und ihr zu wenig gedankt habe. Sie hinterläßt 5 erwachsene Kinder und einen kranken Ehemann. Gegönnt hat sich diese Frau nichts, das wollte sie sich für die Rente aufheben, zu spät. Ihr Kampf hat ein halbes Jahr gedauert, länger reichten ihre Kräfte nicht. Ich mache mir oft Vorwürfe, weil ich ihr oft gesagt habe das sie kämpfen muss und nicht aufgeben darf. Aber sie konnte einfach nicht mehr. Ihr Bauch war stark aufgebläht, der Rest des Körpers war abgemagert, sie konnte weder essen, noch trinken. Wenn ich an sie denke, tut es tief in mir drin so sehr weh, dass ich schreien könnte. Wo ist sie jetzt? Ich soll hier über meine Mutter schreiben? Sie war/ist für mich die beste Mutter der Welt. Sie hatte die Gabe unsere Familie zusammen zu halten, sie war der Familienmittelpunkt.Sicher war sie keine Heilige, aber wenn ich sie umarmt habe, war die Welt in Ordnung. Das fehlt mir so sehr. Meine Mutter hat nie ihren Vater kennengelernt, er wäre sicher stolz auf sie gewesen. Geboren wurde sie in der ehemaligen DDR, ihre Familie war arm. Eine ihrer Schwestern litt unter Epilepsie und schrie viel in der Nacht. Gemeinsam teilten sie sich ein Bett. Schon als Kind musste meine Mutter arbeiten um die Familie mit zu versorgen, einfach hatte sie es nie. Dann lernte sie meinen Vater kennen, mit 15 wurde sie schwanger. Ihr Ehemann unterstützte sie nicht wirklich, sie war für ihn eine Art "Hausmädchen". Er liebt(e) sie und bereut heute, wie er sie behandelt hat, manche Dinge vergisst er einfach. Oft habe ich meine Mutter heimlich weinen gesehen, weil sie überarbeitet war und keinen Dank bekam. Wieso war ich damals so dumm? Warum habe ich ihr nicht mehr geholfen? Es tut mir so schrecklich leid. Am liebsten ist meine Mama Fahrrad gefahren, dass war ihr Stück Freiheit. Ihre Enkelkinder haben ihr große Freude bereitet, meine wird sie nicht mehr kennenlernen. Meine Kinder hätten eine tolle Oma gehabt. Viel Zeit hatte meine Mutter nie für mich, der Haushalt und die Arbeit haben sie voll und ganz eingenommen. Abends ist sie immer erschöpft auf dem Sofa vor dem TV eingeschlafen, dann habe ich sie zugedeckt. Ihre Sorgen galten meiner älteren Schwester, die ihr Leben nicht organisieren konnte/kann. Meine Mutter zog ihre beiden Kinder auch gleich mit auf, als wären es ihre eigenen und sie hat es gerne gemacht. Ich glaube die Sorge um meine Schwester hat sie mit in den Tod genommen. Auch mein ältester Bruder bereitete ihr Kopfzerbrechen. Der ewige Single ist schon fast 50ig und bekommt jetzt seine Wäsche von meinem Vater gewaschen. Das Essen wird ihm auch gekocht, früher hat das meine Mutter gemacht.Sogar als sie schon schwer krank war, stand sie in der Küche um für ihn etwas zuzubereiten, unglaublich. Er hat sich immer bedienen lassen.
Ich könnte noch Tage lang so weiter schreiben, aber an dieser Stelle höre ich auf. Wenn Jemand diesen langen Text liest, danke ich für´s zuhören, wenn nicht, hat es trotzdem gut getan.
Mela
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