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Alt 07.09.2006, 10:41
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Taubheitsgefühl nach Platinchemo - was kann man tun?

Liebe Milki

Wir können dir aus eigenen Erfahrungen zum Thema "Taubheitsgefühl" und "neurologische Schmerzen" etwas berichten - Auslöser bei uns sind 4 Ursachen:

- Chemo (Liz und Willy) - diffuse Taubheitssituationen und Schmerzen an den Beinen und Händen - wurde bei Willy etwas besser - ist stellenweise fast wieder weg - aber nicht ganz.... nach fast 4 Jahren - er hat sich daran gewöhnt. Ich kann es nicht so klar definieren, weil ich aufgrund meiner MS und dem Rückenleiden schon Probs habe und weiss nicht was kommt von was!

- Hirn- (Rücken)metas (Willy) - klar zu definierende Ausfälle je nach Lokalisation des Hirnmetas - sind seit der Bestrahlung weg. Rückenmetas sind sehr schmerzhaft da sie nicht nur die Nerven betreffen, sondenr auch die Knochen. Hirnmetas führen nicht selten zu Wesensveränderungen der betroffenen Person, sowie zu den klassichen Bildern wie Teilähmungen, Fallenlassen von Tassen etc.

- Nervenresektion (also Entfernung von grossen Nerven bei der LU.Ca. op. mit unerträglichen Phantomschmerzen und Lähmungen seit der Op. vor 3,5 Jahren - da Willy's Lungenkrebs ein Pancoast Tumor war, wurden ihm 4 Wirbelteile, 4 Rippen, 4 Nervenwurzeln, 2/3 des Nervengeflechtes für den Arm, 14 Lymphknoten sowie der linke obere Lungenlappen entfernt. Seither hat er Dauerschmerzen (Phantomschmerzen - gleichzustellen mit einer Amputation des Arms ab Wirbeln (nicht erst ab Schulter etc.), Lähmungen und Kribbeln etc.. Führt zu einem Rückgang (Atrophie) der Muskeln. z.B. ist die Hand nur noch Haut und Knochen, keine Muskeln mehr, es entstehen Krmpfe und die Finger sind gestreckt steif. Grund ist wiel man die Muskeln nicht mehr benutzen kann verkümmern sie.

MS (Multiple Sklerose)
Eine fortschreitende Krankheit der Nerven "Isolationsschicht" im Gehirn udn /oder Rückenmark die zu Fehlmeldungen von normalen automatischen Befehlen an ein Körperteil (z.B. heben des Armes etc.), neuropathische Schmerzen, Lähmungen, Kribbeln etc. führt zu ähnlich wie Kurzschlüsse im Elektrokabel bei einer kaputten Kabelisolation zu unkontroliierten Bewegungen udn Abläufe inkl. Lähmungen.

- Rückenleiden aufgrund eines doppelten Wirbelbruches und 8 Diksus henrien
Schmerzen und Nervenausfälle genau den Nervenbahnen entlang bis zum Ende des betroffenen Nerven. z.B. Lendenbereich führt zu Schmerzen entlang des jeweiligen Nervenwurzels und Nervs an den der Nerv komprimiert wird (zusammengedrückt wird) bei Rückenleiden wie Diskus hernien, erholt sich der Nerv nach Entlastung des Druckes, bei Brüchen wo der Nerv/Rückenmark durchtrennt wurden bleibt eine Teil oder komplette Lähmung von da an abwärts.


Die Symptome (poly=mehrfach) Neuropathien - egal woher und warum ausgelöst, wird in 4 Komponenten aufgeteilt

1. Taubheitsgefühl und Kribbeln

ist meist oberflächlich, unangenehm aber sollte nicht schmerzhaft sein, birgt das Problem der gestörten Raumorientierung d.h. man unterschätzt wie weit ein Glas steht bis man es in der Hand hat und dadurch Fehlgriffe macht. Man hat auch getsörte Empfindungen sodass man daher Sachen nicht richtig anpacken tut. Man verbrennt sich gerne weil man die Hitze nicht mehr so spürt. Kälte löst oft mehr Schmerzen aus, also warm halten aber nicht zu warm! Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. ist nicht lebensgefährlich einfach nur sehr unangenehm.

Das Kribbeln bei Neuropathien macht meistens nicht diese Schmerzen wie das Kribbeln, das jeder von uns kennt, wenn man einen Nerv etwas abgedrückt hat.

Oft herrscht auch eine Überreiztheit der Areale, sodass Haut- oder Gegenstandkontakt gemieden wird, weil es eine Mischung aus Kribbeln, schmerzen, brennen etc. auslöst. wie wenn das Areal explodieren würde.

Taubheitsgefühl wird unterteilt in das oberflächliche oder tiefliegende Taubheitsgefühl. Das Oberflächliche ist eher ein dumpfes empfenden auf der Haut, man kann schwer zwischen stumpf und stichen unterscheiden. es als es eine leichte Wachsschicht zwischen Haut und dem Gegenständen den man anfasst liegt. Man spürt es aber nicht mehr so doll.

Wenn tiefer liegende Nerven betroffen sind, dann ist ist dieses Wachs- oder Wattegefühl sehr ausgeprägt und man spürt nur durch eine dicke Schicht noch was, wenn man überhaupt noch was gross spürt. Man kann nicht definieren was gerade die Haut berührt, Spitz, Stumpf, etc. oft sind dann auch Temperatur- udn Schmerzwahrnehmungen z.B. Nadelstich, Verletzungen etc. stark gestört. Hier fehlen oft auch Vibrationsempfindungen, also man spürt Vibrationen nicht mehr.

Dagegen kann der Versuch mit Antiepileptika, Antidepressiva sich lohnen, man muss aber wissen, dass diese Medikamente auch starke Nebenwirkungen haben. Ergotherapeutisch werden die Nerven zu normalen Empfindungen und Wahrnehmungen stimmuliert und trainiert.

2. neuropathische Schmerzen

sind Schmerzen die den Nerven entlang gehen und können sehr schmerzhaft sein. Leider sind sie sehr schwer zu behandeln. Hier wird eine Kombination von Antidepressiva, Antiepileptika und Schmerzmittel. Schmerzmittel alleine inkl. Morphium helfen nicht sehr gut.

3. Schwäche

Das sind neurologische Ausfälle wo es zu Lähmungen führt. Einkicken, nicht heben können des Fusses oder derHand/Arm, schlaffes runetr hängen oder verkrampfes zusammenziehen ohne sich wieder zu entspannen gehört dazu. Je nach Ursache kann dies beliebend sein oder nur vorübergehend sein.

4. Krämpfe / Spastiken

Tiefliegende Nervenstörungen können zu Muskelkrämpfe führen die plötzlich und wiederholt auftreten schmerzhaft sind und zu unkronollierten Bewegungen /Zuckungen bis regelrechtes Ausschlagen der Beine und Arme sowie des Körpers führen kann.

Hier kann bedingt mit Physio, Ergotherapie etwas hilfe geleistet werden, ansonsten Medikament gegen Krämpfe. Wärme entspannt, Kälte verkrampft.

Magnesium und Vit C helfen nicht, leider!

Zusammenfassend ist es wichtig sicher zu stellen, dass es keine Hirn- oder Rückenmetas sind, denn die Behandlung ist hier ganz anders.

Dann muss man definieren wie stark der Leidensdruck ist, ist er sehr gross, dann sollte über Medikamente gesprochen werden im Wissen, dass sie deftige Nebenwirkungen haben können (nicht immer müssen) udn eien zusätzliche Belastung für den Körper darstellen. Wenn man mit dem Leben kann, dann versucht man ohne Medis auszukommen....

Wenn es Chemo bedingt ist (Platinol wie du geschrieben hast) und weiterhin Chemo noch anstehen, dann lohnt es sich die Hände und Beine zu kühlen während der Chemogabe, es lindert den Ausbruch weiterer neuropathischen Beschwerden.

So nun hoffe ich, dass dieses ganze was ich geschrieben habe auch verständlich rüber kommt, denn es ist komlpex. Sehr sogar!!!!

Liebe Grüsse s'Doppelpäggli
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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