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Alt 23.11.2010, 11:09
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Es ist heller Tag. Ich bin in der Stadt unterwegs. Vom Schloss aus gehe ich über die Brücke am Staatstheater nach St. Johann. Viele Menschen sind unterwegs. Auffällig viele. Die Gassen um den Markt sind verstopft, ich komme nur langsam vorwärts. Was ist da los? Keine Ahnung. Die Hände tief in den Taschen, es ist kalt, die Sonne scheint.

An der Ecke bleibe ich stehen und sehe mir das Treiben auf dem Marktplatz an. Alle Restaurants und Geststätten sind geöffnet. Zahllose Tische und Stühle uaf dem Platz, alles besetzt. Ich will weitergehen. Wohin? Keine Ahnung, hab nichts besonderes vor ..... und bleibe wie angewurzelt stehen. Mir bleibt die Luft weg.

Da drüben, mitten auf dem Platz unter den Menschen sitzt sie mit dem Rücken zu mir. An einem grossen Tisch, zusammen mit anderen. Sie ist es, da gibt es keinen Zweifel. Ich höre Unterhaltung, Lachen. Was tun? Hingehen? Weglaufen? Einfach weitergehen? Ich bleibe einfach stehen. Kann nicht weiter. Freude, Trauer, Weinen und Lachen purzelt durch meinen Kopf. Kann nicht definieren, was mich gerade bewegt. Ich möchte ... ich kann nicht. Möchte hingehen und weglaufen.

Plötzlich dreht sich Myriam auf ihrem Stuhl um. Den rechten Arm auf der Stuhllehne sieht sie mich an. Obwohl es kalt ist, hat sie nur eine Bluse an. Die rote, karierte. Jetzt schauen alle aus der Gruppe interessiert, abwartend herüber. Myriam lächelt, steht auf und kommt zu mir. Lächelnd gibt sie mir einen kleinen Begrüssungskuss, so wie früher, wenn ich nach Hause kam. Ihre Augen strahlen.

Ohne ein Wort dreht sie sich um und geht zurück zur ihrer Gruppe. Bevor sie den Tisch erreicht, sieht sie mich noch einmal fragend an, lächelt, setzt sie sich hin und die Unterhaltung geht weiter wie gehabt. Niemand beachtet mich mehr. Wie vom Blitz getroffen stehe ich an der Ecke. Möchte ihr nach, etwas sagen und kann mich nicht bewegen, nicht rufen .... nichts. In mir tobt ein Orkan. Alles purzelt durcheinander. Der kleine Kuss brennt auf meinen Lippen.

Langsam löst sich meine Erstarrung. Ich gehe nach rechts um den Brunnen herum. Schaue nach ihnen. Keiner beachtet mich. Ich sehe, wie sie sich unterhalten, sehe die Gestik ihrer Hände. Keiner beachtet mich. Verwirrt, unsicher gehe ich Richtung Innenstadt. Bleibe stehen. Sieht sie nochmal rüber? Nein. Ich drehe mich um, gehe schweren Herzens in die Gasse, lasse den Marktplatz hinter mir. Keine Ahnung, ob sie mir jetzt nachschaut. Ich drehe mich nicht mehr um.

Ok, ein Traum. Nur ein Traum? Nein. Nicht nur ein Traum. Es ist nicht der Erste. Ich denke, ich habe verstanden. Wenn auch mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Danke.


Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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