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Alt 29.08.2010, 14:13
J.F. J.F. ist offline
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Registriert seit: 18.04.2007
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Standard AW: Jetzt hat es mich auch erwischt

Hallo Mischa,

erst einmal ein herzliches Willkommen.

Verständlich, dass der Befund ein Schock ist und dann gleich diese Tumordicke. Eine vorhandene Wut auf den ersten Dermatologen kann ich nachvollziehen, viele, auch ich, haben ähnliche Erlebnisse gehabt bis das "Ding" endlich draußen war.

Zu Deinen Fragen:
Ob man den oder die Wächterlymphknoten unter Vollnarkose oder einer örtlich begrenzten Narkose entnimmt, kommt auf den Ort Deines Melanoms an. Ist das Melanom im Gesicht oder Hals, dann mit Vollnarkose, da Eingriffe im Hals doch sehr gefährlich sind. War das Melanom am Rücken oder Arm, dann ist die Lymphstation Achsel an der Reihe. War das Melanom an den Beinen ist die Lymphstation die Leiste. Bei beiden kann es zur örtlichen Betäubung kommen, kann, muss nicht. Das wird Dir der Chirurg bzw der Narkosearzt erzählen. Auch wie der Eingriff vonstatten geht. Die Entnahme des Wächters ist kein großer Eingriff. Selbst nach den beiden Eingriffen im Hals habe ich eine Woche später wieder an meinem Schreibtisch gesessen. Etwas anderes ist es, wenn der / die Wächter Metastasen aufweisen, dann kann es zu einer sogenannten Ausräumung der jeweiligen Lymphstation kommen. Da gibt es aber auch Abstufungen in der Ausräummenge. Hier kann es dann je nach Verlauf des Heilprozeßes und der Radikalität doch zu unterschiedlichen Ausfallzeiten kommen, von ein paar Wochen bis zu Monaten. Da aber keine Infos von Dir da sind und es außerdem doch noch Zukunftsmusik ist, kann und sollte man das auf nach der Sentinel Node Biopsie (=Wächterlymphknotenentnahme) verschieben.

Wie sagt man es seinen Leuten? Nun, je nach Typ, Charakter desjeweiligen. Aber sagen würde ich es, denn Du wirst auch in tiefe Löcher fallen, mal einfach erledigt sein, die Nebenwirkungen des Interferons können unterschiedlicher nicht sein.

Ja, man kann unter Interferon arbeiten. Wir haben einen ganzen Thread rund ums Thema Interferon. Vielleicht liest Du ihn. Es gibt die unterschiedlichsten Nebenwirkungen in der unterschiedlichsten Stärke. Manche können es mit Sport und anderen Dingen in den annehmbaren Griff bekommen, andere müssen ihre Arbeit aufgeben. Zu welchem Typ Du gehörst kann Dir am Anfang keiner sagen. Aber es sollte Dir bewusst sein, dass vorhandene Wehwehchen unter dem Inteferon verstärkt auftreten können, nicht müssen, aber wohl werden .

Aufklären, ein leidliches Thema. Eigentlich Aufgabe der Ärzte. Eigentlich, aber meist leider nicht. Deswegen kommen auch so viele ins Forum, eben weil die Aufklärung fehlt. Auch die kleinen Hinweise, was das Interferon alles anstellen kann, fehlen häufig. Oder Möglichkeiten, die NBW abzudämmen, werden nicht aufgewiesen. Und ganz wichtig, das Internet mit seinen Suchmaschinen ist ein Quell des Wissens. Das Forum, das soll im grunde helfen die Diagnose besser zu verarbeiten, zu verstehen, Mittel und Wege aufzuzeigen, wie man mit den Therapien besser fertig wird, aufzeigen wie andere Kliniken arbeiten etc. Aber Fachwissen wird man übers Internet suchen und finden.

Und was das Alleinleben anbelangt, gibt es genügend Menschen, die allein leben. Es gibt auch genug Menschen, die eigentlich einen Partner haben und trotzdem allein dastehen oder es sogar durch den Partner noch erschwert bekommen. Gottseidank, gibt es aber genügend Angehörige,die helfen und zur Seite stehen. Man muss aber auch immer davon ausgehen, dass es Angehörige und Freunde gibt, die einfach mit der Diagnose komplett überfordert sind. Und das muss man akzeptieren. Man muss immer im Auge behalten, es können sehr, sehr viele Menschen mit der Endlichkeit des Lebens, insbesondere bei Erwähnung des Wortes Krebs, nicht umgehen. Krebs gleich sterben ist irgendwie in den Köpfen der Menschen verankert.


Und jetzt noch eine Bitte: Lies nicht so viel quer im Forum. Du stehst am Anfang. Noch ist der tatsächliche Status nicht festgestellt. Es kommen noch einige Untersuchungen ( Thoraxröntgen, Abdomenultraschall, Kopf-MRT) auf Dich zu, neben der Wächterlymphknotenentnahme. Mit dem Lesen hier (hier schreiben die Fälle mit Metastasen,schweren Operationen mit ihren heftigen Ausfallerscheinungen, verunsicherte Leute und in laufender Therapie befindliche Betroffene und deren Angehörige etc) machst Du Dich nur verrückt und das ist jetzt nicht gut. Du musst mit einem klaren Kopf in die Gespräche und nicht durch die Geschichten hier verunsichert.


Folgende Links kann ich Dir empfehlen, sie sind auch als wichtig gepinnt:
http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=35912
http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=41359

Interferon-Thread:
http://www.krebs-kompass.org/forum/showthread.php?t=808


Für morgen wünsche ich Dir einen klaren Kopf und gute Gespräche mit den Ärzten. Und richtig, mach Dir einen Zettel mit den Fragen, man vergisst schnell mal etwas zu fragen. Stift, ein gutes Buch gegen die Warterei, etwas zu trinken und der Tag kann kommen . Toi,toi,toi!
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Geändert von J.F. (29.08.2010 um 14:39 Uhr)
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