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Alt 03.06.2005, 12:28
Gast
 
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Standard Wie lange warten?....

Liebe Jenny!
Laß Dich erst einmal drücken! Ich habe damals Deine Postings als stille Mitleserin gelesen. Es ist gut, dass Du Dich entschieden hast, Deinen Weg zu gehen und das Du auch hinter Deiner Entscheidung stehst. Das nach einer so schweren Zeit, jedes Mitglied Deiner Familie lernen muß, mit dem Verlust klarzukommen und das das seine Zeit braucht ... es ist so und es ist gut, das Deine Schwester und Dein Vater professionelle Hilfe annehmen und ihr Euch auch gegenseitig unterstützt.
Nach sechs Monaten hat Dein Vater eine andere Frau kennengelernt? Hm - ich kenne diese Situation sehr genau, bei meinem Vater hat "es" nur drei Monate gebraucht, bis er eine Freundin hatte. So sehr ich ihm gegönnt habe, dass er die Möglichkeit hat, glücklich zu sein - aber so schnell? Ich habe hier im Forum gelernt, dass es wohl Menschen gibt, die einfach nicht alleine sein können und einen Partner brauchen. Dein Vater sucht keinen Ersatz für Deine Mutter und ich bin mir sicher, dass er noch immer sehr um Deine Mutter trauert.
Auch wenn es für uns Kinder (egal wie alt) schwierig ist, diese "Hast" nachzuvollziehen, jeder hat nach dem Tod eines Familienmitgliedes einen anderen Weg vor sich, dieses Erlebnis zu verkraften. Wir Töchter haben die Mutter verloren, unsere Väter ihre Partnerinnen, mit denen sie ihr Leben geplant haben - jeder steht vor anderen Aufgaben, jeder entwickelt in dieser Zeit andere Bedürfnisse. Mir fehlt meine Mutter, die mich auch mal tröstet, wie es nur sie es konnte oder unsere Gespräche - und es ist für mich noch nicht die Zeit da, das ich es zulassen würde, einen anderen Menschen auch nur in Teilbereichen auf "Mutter-Art" (anders kann ich es nicht ausdrücken) an mich herankommen zu lassen.
Dein Vater hat seine Partnerin verloren und vielleicht ist für ihn eine andere Partnerin der Weg, wieder ins Leben zurückzukommen, ohne Therapie und Tabletten. Aber es wird für ihn immer ein anderes Leben sein, als das, was er sich mit Deiner Mutter vorgestellt hat. Die Freundin meines Vaters verhindert, dass er abrutscht und nur noch zu Hause sitzt, zwischen all diesen Erinnerungen. Es geht ihm gut mit ihr - das ist, was zählt. Ich gönne es ihm, das es für mich zu schnell war ... manchmal muß man Dinge einfach akzeptieren, denn es geht, wenn er sich schon für eine andere Partnerin öffnen kann, in erster Linie um ihn.
Wichtig ist nur, dass Du und Dein Vater Regeln entwickelt, wie ihr mit dem Thema Partnersuche/andere Partnerin umgeht und auch offen miteinander redet und auch sehr vorsichtig. Das kostet sehr viel Überwindung und Feingefühl, weil sehr viel als Vorwurf aufgefaßt werden kann, aber man kann sich herantasten, z.B. bei solchen Fragen "ist es ok, wenn er von der anderen erzählt?", "wieviel willst Du von ihr erfahren?". Wichtig ist es, Respekt vor den Bedürfnissen Deines Vaters zu haben und bei Deinem Vater Sensibilität dafür zu wecken, wo Deine Grenzen bei diesem "Thema" sind. Das geht nur mit reden.
Es ist nicht leicht nach so einer dramatischen Zeit, auch noch mit so einem schwierigen Thema konfrontiert zu werden. Eigentlich ist nicht das "wie früh" die Frage, sondern "wie wird damit von allen Seiten und miteinander Umgegangen?".

so, das war jetzt aber auch schwierig zu formulieren. Vielleicht hilft das Dir ein wenig.
Liebe Grüsse tini
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