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Alt 28.09.2013, 23:36
Peppi79 Peppi79 ist offline
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Standard schwierig

Hallo,

ich habe meine Mama am 14.05. an Lungenkrebs, bzw. an einen sehr schweren Schlaganfall, wohl wegen einer Hirnmetastase verloren.
Der Schlaganfall war Ende März und ich war dann bis zu ihrem Tod mit nur 59Jahren jeden Tag bei ihr im KH bzw. im Hospiz.

Diese Zeit war schon sehr schwer und wir konnten uns quasi nicht verabschieden, weil sie nicht mehr sprechen konnte und halbseitig gelähmt war.

Jetzt, einige Zeit danach überkommen mich manchmal die Gefühle die latent immer in mir sind.

Wir waren ein Team. Symbiotisch würde man wohl sagen.
Ich kam mit einem sehr schweren Geburtsfehler zur Welt, dessen Folgen wir zusammen versucht haben die ganzen Jahre zu bewältigen.
Dieser Geburtsfehler benötigt vielfache Operationen und wirkt sich auch dann auf das gesamte spätere Leben aus. Durch einige Umstände zeichnet sich diese Krankheit auch durch erheblichste psychische Belastungen aus. Sowohl in den Jahren der Behandlung, aber auch den restlichen Lebensweg wegen den ganzen Entbehrungen usw.
http://blasenekstrophie.de/index.php...e-Beschreibung

Gerade für die psychischen Belastungen habe ich wohl die denkbar schlechtesten genetischen Voraussetzungen. Mein Großvater schoß sich mit 70 Jahren in den Kopf, meine Mutter war auch depressiv veranlagt.
Keine Ahnung ob es auch daran liegt, aber ich bin seit 10 Jahren auch sehr am Kämpfen mein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Es war einfach "zu viel passiert" und mir ist bewußt, bzw. ich bin mir sicher, dass ich noch sehr viel kämpfen müsste in Zukunft.

Meine Eltern trennten sich, als ich 10 Jahre alt war. Seither hatte ich eine sehr innige Beziehung zu meiner Mutter.
Erst in letzter Zeit wurde mir bewusst, dass wir absolut alles gemeinsam trugen. Vll. war es nicht fair, aber durch das Teilen meiner Sorgen und Nöte, schob ich einiges auf Mama ab.
So wurden meine Sorgen zu ihren und ihre zu meinen.
Eine Symbiose.
Nun befinde ich mich, trotz des hohen Alters von jetzt 34 Jahren erneut in Ausbildung. Eine Beamtenausbildung.
Ein erneuter Versuch mein Leben in "stabile" Bahnen zu bringen.

Schon vor der Zeit von Mamas Krebs, war ich im Grunde völlig "abgekämpft". Oft hatte ich depressive Phasen. Ich hatte dann noch manche "Pläne" aus denen ich mir Hoffnung zog. Ich wollte z.B. nach der Ausbildung, wenn ich die Zeit hätte versuchen, mal eine längere Zeit in eine Kur zu gehen, möglichst mit täglicher Psychotherapie.

Heute geht es die meiste Zeit. An manchen Tagen aber überkommen mich die Zweifel und die Gedanken- die aber, wie ich glaube ständig latent da sind. sie spüre ich nur nicht, weil ich nicht an sie denke.
Es ist diese Hoffnungslosigkeit!

Mir geht es nicht besonders.
Aber was wirklich seit der Zeit mit Mama anders ist:
Ich habe keinerlei Szenario mehr in mir (das ich für realistisch zu erreichen halte) in dem ich ein tolles, erfülltes, glückliches Leben führen würde.
Die Zukunft ist schwarz- durch und durch.
Ich frage mich: warum noch weiter kämpfen?!

Ich glaube die Zeit im Hospiz und manche Bilder die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen, haben mir den absoluten Rest gegeben.

Zum GLÜCK kommen Momente wie heute vll. alle zwei Wochen hoch.
Die restliche Zeit funktioniere ich und habe hier und da auch ein "Highlight",
aber diese Hoffnungslosigkeit bzw. Ideenlosigkeit einer rosigen Zukunft wenn ich darüber denke sind schwer.

Wir waren EIN Team.

Naja im Moment mache ich Psychotherapie. Alle zwei Wochen 45 Min.
Oft sitze ich hier und weine wegen ihr und den ganzen Umständen während der Zeit im KH bzw. Hospiz.
Das tut mir dann gut.

Ich versuche wieder auf die Beine zu kommen. Sport und Ausbildung sollen mich ablenken.
Ich habe manchmal aber das Gefühl, dass ich mit Aktivitäten nur versuche vor meiner eigenen Wahrheit davon zu rennen.
Die Wahrheit ist, dass ich keine Lust mehr habe, gerade nach dieser Ungerechtigkeit, die Mutter erfahren musste.

Manche Lichtmomente geben mir dann aber wieder Kraft, wie die Beerdigung.
Ich wollte eigentlich nicht hin, so Angst hatte ich davor. Angst total die Fassung zu verlieren und dass man mich mit einem Nervenzusammenbruch vom Friedhof hätte tragen müssen.
Als ich aber den Friedhof betrat, war alles völlig anders. Ich war fast glücklich, denn der Baum unter dem Mamas Urne begraben wurde, hätte ihr auch sehr gefallen.
Sie war an diesem Tag bei mir, da bin ich mir sicher.

Naja..
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