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Alt 13.08.2008, 14:04
sanmei sanmei ist offline
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Registriert seit: 13.08.2008
Beiträge: 16
Standard Hirnmetastasen haben sich vermehrt

Hallo Zusammen,
mein Name ist Sandra (36), meine Mutter (56) hat seit einem Jahr Lungenkrebs mit Hirnmetastasen. Festgestellt wurde das ganze, nachdem sie über Wochen einen tauben Fuß hatte. Es konnte nicht operiert werden, so wurde der Kopf stark bestrahlt und die Lunge mehrfach mit Chemo und und später mit auch mit intensiver Bestrahlung behandelt. Ich hatte mich zum Zeitpunkt der Diagnose viel im Internet informiert und wusste von Anfang an, wie schlecht die Chancen stehen (statistische Diagnose ohne OP ca. 6 Monate)

Umso glücklicher bin ich, dass es ihr nun über ein Jahr relativ gut ging. Kaum Nebenwirkungen (außer der Übelkeit bei der Chemo, die Haare sind ausgefallen, aber wieder nachgewachsen) und auch mental hat sie die Krankheit eher weggewunken, als dass sie Angst oder Sorge gezeigt hätte. Tapfere Mutti! Obwohl ihr bestimmt auch öfter schlimme Gedanken durch den Kopf gegangen sind. Leider hat sie weiterhin geraucht (und zwar nicht zu knapp) und sich viel mit ihrem Partner gestritten, weil beide nun den ganzen Tag zu hause waren und sich beide einfach manchmal auf den Wecker gingen. Dazu regelmäßig die Behandlungen beim Arzt, aber immer ambulant, nie war sie bislang im Krankenhaus.

Jetzt wissen wir seit letzter Woche, dass sich die Metastasen vermehrt haben (wegen starken morgendlichen Schwindels wurde ein neues MRT gemacht). Meine Mutter hat die Ärztin gefragt:
"Und was hat mir dann die Bestrahlung gebracht?".
Und die Ärztin, sagte ihr: "Ein Jahr, Frau X. Ein Jahr."

Weitere Bestrahlung nicht möglich. Noch mal Chemo?
"Ja, wenn sie wollen, können Sie das natürlich machen...."
Die Ärztin hat viel rumgedruckst, aber wir haben schon verstanden, was sie uns sagen wollte.

Uns allen ist nun klar, dass es jetzt doch schnell gehen kann, dass wir sie verlieren. Zum ersten Mal ist vor allem IHR das klar geworden. Sie hat sich mit ihrem Partner ein paar Tage in ein verlängertes Wochenende geflüchtet und sie haben gemeinsam beschlossen - gottseidank - nicht mehr zu streiten und die verbleibende Zeit richtig zu genießen. Ihre Sprüche ("Ach, da lachen wir alle in 20 Jahren drüber") macht sie nun nicht mehr und ich habe das Gefühl, dass sie nun anfängt, die wichtigen Dinge zu sagen und Abschied zu nehmen.

Sie haben schon vor einiger Zeit Urlaub im September gebucht und auch vom Arzt gesagt bekommen, ja, sie solle jetzt alles tun, was ihr Freude macht. Wenn es passiert, dann passiert es. Es mache keinen Sinn Wochen und vielleicht Monate darauf zu warten.

Puuh, wie ihr seht, ist dies mehr ein Bericht über den bis jetzt verhältnismäßig guten Verlauf einer schlimmen Krankheit und eine sehr tapfere Mama. Ich selbst habe mich zum Zeitpunkt der Diagnose sehr stark auseinandergesetzt mit dem, was da kommen mag. Nachdem ich den Kopf wieder heben konnte (nach fast 2 Monaten!), habe ich mich darauf konzentriert, mich solange zu freuen, wie es ihr gut geht und ihr ein ehrlicher Ansprechpartner zu sein. Leider wohne ich 300 km weit weg und wir sehen uns deshalb nicht so oft, wie es nötig wäre. Auch jetzt - wo mir das Herz wieder in die Magengrube sinkt - versuche ich, den Kopf oben zu behalten, mich mit ihr auf den Urlaub zu freuen und sie zu ermutigen, wenn sie sagt "Dieses Jahr will ich noch schaffen".

Ich habe Angst. Vor dem Tag, an dem sich alles verändern wird.
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