Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 31.03.2009, 15:34
Minimaus75 Minimaus75 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 31.03.2009
Beiträge: 4
Unglücklich ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Hallo,

ich stelle mich am besten erst einmal kurz vor: mein Name ist Anja und ich bin 33 Jahre alt. Ich habe 2 Söhne (12 und 8 Jahre).

Meine Schwiegermutter leidet seit knapp 3,5 Jahren an Krebs. Im Nov. 2005 wurde bei ihr Magenkrebs diagnostiziert. Ihr wurde komplett der Magen und die Milz entfernt und die Lymphknoten in diesen Bereichen. Das 1. Jahr nach der OP ging es ihr hervorragend, ab dem 2. Jahr ging es dann stetig bergab. Sie bekommt seit Juli 2007 Chemo.

Sie lag jetzt fast 4 Wochen im Krankenhaus wegen einem Kreislaufzusammebruch und weil das Blut nicht in Ordnung war wegen der Chemo. Heute kam sie nach Hause. Völlig entkräftet etc. Ihr Hausarzt war dann am Mittag da und hat meinem Mann die ganze Wahrheit gesagt. Die Ärzte im KH gehen ihr max noch 6 Monate, aber es kann auch jeden Tag zu Ende sein. Keiner weiss es.

Mein Problem ist allerdings, dass ich kaum Mitleid empfinde. Sie hat mir die ganze Jahre immer böse mitgespielt, einen Keil zwischen meinen Mann und mich getrieben. Und seit der Diagnose Krebs ist alles schlimmer geworden, weil auch ich mittlerweile erkrankt bin. Leide seither unter Angst- und Panikattacken, wogegen ich allerdings Medikamente nehme und keine Probleme mehr habe. Aber in der Beziehung zu meinem Mann und mir ist es so schlimm geworden, dass ich seit langer Zeit über Trennung nachdenke. Ich liebe ihn nicht, möchte nicht mehr mit ihm leben. Aber seit der Diagnose heute hat sich alles geändert. Ich schäme mich für diesen Gedanken, ich schäme mich für meine Kälte.

Aber es hat sehr viel damit zutun, dass er für sie immer da war und für mich nie. Bei jeder Attacke hat er mich alleine gelassen, ist gegangen etc. Für sie tut er einfach alles. Ich wurde immer zurückgesetzt. Er hat sie nie für mich stark gemacht, wenn sie wieder gegen mich gehetzt haben ( auch sein Vater war so!!!). Er hat alles hingenommen was sie über mich gesagt hat, hat nie auf den Tisch gehauen. Und am Ende stand ich dank ihr immer alleine da. Sie hat dann ein kleines Freudenfest gefeiert hatte ich das Gefühl. Und jetzt wo es zuende geht, nicht mal da habe ich Mitleid. Mir ist es teilweise völlig egal. Ich habe das Gefühl von Befreiung in mir, aber gleichzeitig das Gefühl an allem Schuld zu sein. Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen, keine Frage. Aber ich habe immer nur so gehandelt um mich ein wenig zu schützen, sonst wäre ich schon lange vor die Hunde gegangen.

Ich weiss das ich nach ihrem Tod wieder Höllenqualen leiden werde. Ich werde wieder die schlimmsten Attacken bekommen und werde mir die Schuld an allem geben. Werde wieder Stammgast bei meiner Psychiaterin sein und mir Vorwürfe machen. Ich will dieses ganze Leben nicht mehr. Ich möchte so gerne ausbrechen udn kann es doch nicht. Ich weiss nicht wie es weitergehen soll, ich weiss nicht wie ich handeln soll. Mein Herz sagt, pack deine Sachen, nimm die Kinder und geh...mein Verstand sagt: nein, das darfst du auf keinen Fall, du darfst sie jetzt nicht im Stich lassen. Ich weiss keinen Rat mehr, bin völlig am Ende und verzweifelt.
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 31.03.2009, 16:06
Benutzerbild von Summer 175
Summer 175 Summer 175 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.08.2008
Ort: Unterfranken
Beiträge: 542
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Liebe Minimaus,
was ich aus deinen wenigen Zeilen herauslese, ist pure Verzweiflung ...

Auch mein Rat an dich ist: nimm deine Kinder und geh! Auch wegen deiner Kinder - sie spüren genau, wenn die Beziehung der Eltern nicht in Ordnung ist und leiden sehr darunter, auch wenn sie es nicht (gleich) zeigen.
Wenn in deiner Beziehung keine Liebe mehr vorhanden ist, solltet ihr sie mit Anstand (!!!!) beenden.

Wenn du deinen Mann nicht (mehr) liebst, bist du ihm auch während dieser schweren Zeit nicht die Unterstützung, die er braucht. Aber deine Kinder brauchen dich, und wenn du dann vielleicht noch eine stationäre Therapie machen musst, weil es dir zu schlecht geht, hat niemand etwas davon.

Hast du denn nicht wenigstens einen Menschen, dem du vertraust, der dich unterstützen würde?

Ich nehm dich mal unbekannterweise einfach in den Arm,
Karin
__________________
"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 31.03.2009, 16:06
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2008
Ort: münchen
Beiträge: 2.987
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

hey anja, herzlich willkommen hier.
was du schreibst, läßt auf ein äußerst unbefriedigendes leben schließen. ich denke, man muß nicht verzeihen, weil jemand krank ist. vergebung kommt von innen, nicht durch äußere umstände. du willst dein leben nicht mehr in dieser gemeinschaft verbringen, das ist dein gutes recht, denn es geht um dein leben. eine andere sache sind deine kinder, da gelten ganz andere überlegungen. ich kenne das verhältnis unter euch allen ja nicht. eine beurteilung steht mir eh nicht zu. aber ich lese aus deinen zeilen auf alle fällle, daß du unglücklich bist und dich weder verstanden, noch geliebt oder beschützt fühlst. ich kann mir grad nicht vorstellen, wie du unter diesen gefühlsmäßigen voraussetzungen für deine schwima da sein könntest, wenn es ihr immer schlechter geht. fürs erste wünsche ich dir weise entscheidungen und die kraft, die du brauchst. achte gut auf dich, tut ja sonst keiner. lg tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 31.03.2009, 17:55
libra libra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.04.2008
Ort: Wien
Beiträge: 79
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Hallo liebe Minimaus,
Aus deinen Zeilen entnehme ich, dass du sehr unglücklich bist, aber wie kommst du auf den Gedanken, dass du an allem schuld bist?

Ich würde dir raten, sofort professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vielleicht hat die Therapeutin einen Rat, wie dir womöglich geholfen werden kann.

Dass dein Mann wegen seiner Mutter sehr besorgt ist, ist auch verständlich. Schließlich ist Krebs eine "handfeste" Krankheit und leider werden Krankheiten der Psyche nicht sehr ernstgenommen.

Das Wichtigste ist, dass du machst was für dich gut ist und du auf keinen Fall schuld hast an der ganzen Situation.

Ich wünsche dir alles Liebe
Ilse
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 31.03.2009, 19:16
Benutzerbild von annika1977
annika1977 annika1977 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.09.2008
Ort: Ruhrgebiet
Beiträge: 368
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Hallo,

ich hab jetzt schon mehrfach angefangen zu schreiben und immer wieder gelöscht.
Deine Zeilen machen nicht nur betroffen sondeern auch sehr wütend.

Was für mich ganz deutlich wird an Deinen Zeilen ist, dass Du bleibst und ihr beistehen möchtest "weil es sich so gehört".
Aber das ist falsch.
Auch ich kann Dir nur raten auf Dein Herz und Deinen Bauch zu hören und das zu tun was Dir und Deinen Kindern gut tut.
__________________
Prinz Tulpe 19.01.2001 - 12.07.2009

Für immer in meinem Herzen.
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 31.03.2009, 19:55
sanne2 sanne2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 1.085
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Hallo Anja,
auch ich musste lange ansetzen, da ich nicht wusste was man Dir antworten könnte!
Wie meine Vorschreiberinnen denke auch ich, höre auf Deinen Bauch, auf Dein Gefühl.
Du bist Deiner Schwiegermutter nichts schuldig, kannst nichts für ihre Krankheit.
Denke in erster Linie an Dich und Deine Kinder! Du invenstierst viel zu viel Kaft in Deine schlechten Gedanken und Dein Gewissen. Diese Kraft benötigst Du für Dich und eine wahrscheinlich glücklichere Zukunft.
Ich habe auch den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, vor längerer Zeit, während einer schlimmen Erkrankung und ich war hinterher einfach nur erleichtert. Es kommt immer darauf an, was vorgefallen ist.
Ich wünsche Dir, eine für Dich richtige Entscheidung.
Herzliche Grüße
Sanne
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 10.04.2009, 16:13
Minimaus75 Minimaus75 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 31.03.2009
Beiträge: 4
Standard AW: ich kann ihr dennoch nicht verzeihen

Hallo, sorry das ich mich jetzt erst wieder melde, aber ich hatte einfach soviel um die Ohren, dass ich mich erst jetzt wieder melden kann.

Es geht jetzt stetig mit ihr bergab, sie weiss auch das sie bald sterben wird und das es keine hoffnung mehr für sie gibt. Ob sie es aufgrund der Medis noch versteht und begreift kann ich so nicht sagen.

Ich weiss nach wie vor nicht was ich tun soll. Aber eins weiss ich, sobald das alles vorbei ist, werde ich weg sein. Ich kann in dieser Umgebung nicht mehr leben. Meine Jungs wenden sich immer mehr von meinem Mann ab, weil er sie ständig anschreit etc. und das nicht erst seit gestern oder heute oder wegen der derzeitigen Situation, das geht schon Monate so.

Ich bin so verzweifelt, ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Mir wurde eben vorgehalten ich wäre egoistisch und nur am jammern, aber ist es wirklich zuviel verlangt selbst glücklich zu sein? Ist es zuviel verlangt wenn ich wie ein Mensch behandelt werden möchte und nicht wie ein Putzlappen etc.? Im Moment bin ich einfach nur verwirrt.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:32 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55