Habt Ihr das Gefuehl, das da noch etwas ist?

[hope75]

Ihr Lieben,

mein Vater ist vor dreieinhalb Wochen gestorben. Er konnte dank Palliativteam, Aerzten, der unermuedlichen Pflege meiner Mutter und seiner eigenen Einstellung zu Hause sein, als die letzten Stunden anbrachen, und am Ende waren wir bei ihm. So hatte er es sich gewuenscht, und so ist es Got sein Dank passiert.
Was mich beschaeftigt, ist dieser letzte Moment, als er aufhoerte zu atmen / und da war einfach nichts, einfach nur Leere. Ich hatte gedacht, hatte gehofft, dass ich ihn irgendwie spueren wuerde, das da irgendetwas waere, irgendein Gefuehl, dass es da noch etwas ist. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht auf der Suche nach dem Beweis, dass es nach dem Tod weitergeht, ich jage nicht irgendeiner romantischen Vorstellung hinterher.

Ein paar Tage spaeter war ich draussen unterwegs, die Sonne schien, der warme Wind wehte mir ins Gesicht und am Himmel tanzten die Insekten. Da hatte ich ploetzlich das Gefuehl ... ach hier bist Du ..... Ich habe die Gedanken schnell wieder zur Seite geschoben, mir gesagt, dass ich das nur fuehle, weil ich es fuehlen will.

Ich weiss nicht, ob ich mich verstaendlich ausdruecke. Ich denke, dass sich die Menschen Dinge oft einbilden, weil sie mit der Tiefe und Intensitaet des Schmerzen kaum leben koennen. Trotzdem hatte ich immer gedacht, dass ganz tiefe Liebe nicht nur als Liebe spuerbar bleibt, sondern auch darueber hinaus etwas bleibt. Ich glaube, ich schreibe Kuddelmuddel. Alles ist so frisch, ich befuerchte, ich kann meine Gefuehle noch nicht ganz klar aufschreiben, geschweige denn selbst fassen.

Ich bin wohl auf der Suche ... und weiss noch nicht mal wonach ... ich fuehle mich wie ein Vogel, der aus dem Nest gefallen ist .....

[Stewey]

Hallo Hope75,
du schreibst kein Kuddelmuddel! Ich weiß genau was du meinst! Als meine Mama zu Hause bei uns gestorben ist, war es auch leer und kalt. Aber egal wo ich war oder hingegangen bin, war mit einmal alles ganz warm, als ob sie immer bei mir war. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich habe gezählt es waren genau 48 Tage die ich dieses Gefühl hatte. Dann hat mit eine Heilpraktiketin erzählt, dass man davon ausgeht das die Seele eines Menschen genau 48 Tage auf der Erde ist....als sie mir das erzählte lief es mir eiskalt den Rücken runter. Also das ist anscheinend wirklich was dran!
Alles Liebe Sandra

[MamaVonZweien]

Moin,

wir wünschen und denken alle dass es irgendwie weitergeht.

Im Sterbeprozess meines Vaters saß ich lange bei ihm. Oft hatte ich das Gefühl dass etwas bereits seinen Körper verlassen hat und hinter mir stand, mich berührte. Damals dachte ich es sei einbildung, ich war übernächtigt, hungrig, fertig....

als wir nach hause gingen um ein paar stunden schlaf zubekommen geschah etwas seltsames. ich wachte tieftraurig auf, wollte am liebsten "sterben" - war zerissen weil ich wusste: auf zu papa, der kampf um den TOD geht weiter. ich ging ins bad, irgendwie musste ich plötzlich ein liedchen trällern und fühlte mich absolut frei, war gut gelaunt, fühlte mich großartig und es war - warm. plötzlich klingelte das telefon, meine mum sagte mir dass papa vor 5 minuten gegangen sei.


im krankenhaus an seinem leblosen körper hatte ich auch das gefühl nichts sei mehr da, eine hülle. ich streichelte ihn und er war noch so warm. ich küsste ihn, und seine haut war noch so weich. ich sagte mir "so ist das sann also"


Wie meine Vorschreiberin sagte, hatte auch ich für etwa 6 wochen das gefühl dass er ganz oft ganz nah ist. ich hörte ihn sogar. an seinem hochzeitstag hörte ich ihn sagen "kleene denk an die blumen für mutti" - und ich stand mit tränen in den augen in der küche, meinen kaffee in der hand und sagte laut: "ja mache ich, aber welche waren das nochmal?" und ich bekam eine antwort, leicht genervt klang sie, á la -hab ich dir schon tausendmal gesagt-. ein laaaaang gezogenes freeeeesschn! (freesien)

auch so half er mir oft. redete mit mir, wenn ich fragte wie ich was machen soll oder wo in seiner garage ich was finde... ich hörte oft in meinem kopf seine stimme die mir den richtigen ort sagte...

ach mensch, soviele worte sinds geworden. was ich sagen will: ja, es fühlt sich wie kuddelmuddel an. nein, es ist keins. ja, ich denke da ist und bleibt etwas. inzwischen ist er weg... das weiß ich. und trotz der trauer bin ich auch sehr erleichtert. denn er hat mich erzogen, er hat mir den weg gezeigt, er ist maßgeblich dafür verantwortlich wie ich bin - und ich bin m.E. ganz gut geworden ;-) er lebt weiter in den dingen die er mich lehrte, in meinen ansichten. es bleibt etwas - wenn auch nicht unmittelbar der geist :-)

lg und alles gute
michaela

[fraunachbarin]

also ich kann leider nicht behaupten, daß da noch was ist.
meine mami ging am 15.oktober und ich kann es noch gar nicht realisieren, daß sie tot ist. und ich fühle nichts. ich schau zum himmel, zu den sternen und ich hoffe so etwas zu spüren, aber da ist nichts.
wenn ich das hier lese, frage ich mich noch verzweifelter: mama wo bist du?
morgen fahr ich zum friedhof, wohn ja leider 90km weg und vielleicht realisier ich da, was passiert ist.
lg tine

[Petra_S]

Hallo liebe hope,

...schau mal hier: " Zeichen von unserem geliebten Menschen ", wie viele deine Erfahrungen machen - nein, es ist nicht "nur in deinem Kopf"!

Ich wünsch`dir Mut und Hoffnung!
Petra

[Mirilena]

Liebe Hope,

ich kann mich den anderen hier nur anschließen und dir sagen: Ja, ich glaube, dass da noch etwas ist und auch etwas bleibt... Wie das auch immer ausschauen mag bzw. sich anfühlt, ist wohl ganz unterschiedlich, obwohl viele unserer Erfahrungen sich ähneln.

Die Erfahrung in der Natur, die du beschreibst, finde ich sehr schön und auch sehr tröstlich. Mein Vater ist im Februar auch daheim gestorben und ich habe zwar nicht diese Kälte verspürt, aber als sein Körper im Bett lag, dachte ich unwillkürlich an eine Hülle, die er nun verlassen hatte. Dass er nun wieder heil und ganz sei, keine Schmerzen mehr habe. Er war befreit. Ich habe auch in den folgenden Wochen ähnliche Erlebnisse wie du gehabt und manchmal habe ich sie noch heute. Meistens dann, wenn ich spazieren gehe und die Natur beobachte. Gelegentlich fühlt es sich so an, als würde mein Papa mir einen Sonnenstrahl schicken (hat er auch einmal, als wir beim Gedenkgottesdienst waren und ich still vor mich hinweinte... Da kam ein Sonnenstrahl durchs Fenster und für mich fühlte es sich so an, als würde er mir sanft über die Wange streicheln, um mich zu trösten und zu sagen: "Hey, es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut."), oder er würde als Wind mein Haar zerzausen, dann ist er mir ganz nah, so als bräuchte ich nur die Hände auszustrecken und könnte ihn dann umarmen. Letzlich sind wir ja alle Teil des Ganzen... Und ich denke genau wie du, dass diese tiefe Liebe, die euch verbunden hat, bleibt. Sie ist nicht immer sichtbar, greifbar und doch ist sie immer da. In dir! Wie Michaela schreibt, dein Papa lebt in gewisser Weise in dir weiter.

Liebe Grüße
Miriam

[Stoffelzombie]

hallo
ich hab vor einem halben jahr meine mutter verloren an brustkrebs
und ja da is noch was zumindestens manchmal da spür ich das da was ist
es gibt auch ein paar situationen
eine in dem schlafzimmer meiner mutter standen die getränke ich wollte mir was zu trinken holen und hab das dimmlicht ganz schwach angemacht damit ich nur was sehe als ich mittem im raum stand ging das licht auf ganz hell und ich hatte das gefühl sie ist da dass habe ich bei mehreen dingen schon erlebt

du spinnst nicht es liegt glaub ich daran das wir so verbunden mit den personen waren

[hope75]

Hallo Stoffelzombie,

danke für Deine Nachricht und den Zuspruch... und alles Gute für Dich!

[Canaris]

Guten Morgen

Habe dieser Threat gesehen und wollte eigentlich sofort losschreiben. Es ist ein Thema was mir enorm beschäftigt.

War doch die erste Zeit nach der Tot meiner Frau irgendwie noch eine Gemeinsamkeit da und konnte ich sie spüren, wobei ich natürlich weiß, dass diese meiner Projektion war.

Und da sind auch gleich in Medias Res.
Heute nämlich , 14 Monate später kommt langsam aber sicher der Erkenntnis zu Vorschein, dass es mit der Tot wirklich komplett AUS ist.

Meine Liebe hält an. Die wird immer da sein. Da gibt es auch Momente wo ich sie greifen und riechen kann. Es gibt Momente in dem mein Unterbewusstsein Schockhaft bewusst wird , dass sie wirklich tot ist (Ich vermute das mein Unterbewusstsein es immer noch nicht ganz kapiert hat) , aber wenn ich realistisch bin , und versuche außer meine Emotionen und Vorstellungskraft , meine Wahrnehmungssinne in die Schale werfe ist da…. Nichts.

Meine Frau ist auch wie bei vielen in meine Armen verstorben und trotz der grauenhafter Schocktrauer, nahm ich damals schon etwas enttäuscht war, das sterben an sich vollkommen unspektakulär ist. Wirklich nicht viel anders als eine Kerze der zum brennen aufhört und auch sofort kalt wird und nichts mehr von dem Glanz hat als sie noch brennte. Eine ausgebrannte Kerze ist einfach … aus.

Ich weiß nicht ob ihr mir hier folgen könnt, aber der Tot meiner Frau hat das bisschen Glaube was ich noch hatte, ziemlich zur Nichte gemacht. Nicht wegen „der Ungerechtheit“ oder mehr solcher infantiler Pathos…. Nein wegen diesem Nichts welcher für mich ziemlich eindeutig ist

[Mirilena]

Guten Morgen Canaris und alle anderen,

aber weißt du, nur weil die Kerze ausgebrannt ist, bedeutet es für mich nicht, dass da nichts mehr ist. Ich weiß ja, dass diese Kerze einmal gebrannt hat und ein wunderbares Licht und Wärme ausstrahlte. Und dieses Licht kann nun als Erinnerung in uns scheinen. Und das ist doch dann mehr als nur ein Nichts, oder? Für mich zumindest ist es etwas, vor allem auch etwas Tröstliches.

Viele Grüße
Miriam

[Petra_S]

Hallo zusammen,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass die "Empfänglichkeit" sehr von meinem "Zustand" abhängt. Wenn ich viel in angestrengter Bewegung bin, geistig am "rennen" bin, ständig besorgt, angestrengt und planend... dann verdränge ich, ich bin nicht offen - es ist als ob ich diesen Empfindungen signalisiere "ich habe keine Zeit für euch!" ... aber warum ist das so? Habe ich dann ggf. Angst vor ihnen gehabt? Es hat sich geändert und ich bin überzeugter denn je ... es ist nicht zu Ende ...und wenn es nur meine Wirklichkeit ist, dann ist es auch in Ordnung, denn genau in meiner Wirklichkeit muss ICH ja leben! Ich bin weniger einsam, weniger verbittert und sensibler als früher geworden...

Petra

[HeikesFreundin]

Zitat von Canaris

Guten Morgen

Habe dieser Threat gesehen und wollte eigentlich sofort losschreiben. Es ist ein Thema was mir enorm beschäftigt.

War doch die erste Zeit nach der Tot meiner Frau irgendwie noch eine Gemeinsamkeit da und konnte ich sie spüren, wobei ich natürlich weiß, dass diese meiner Projektion war.

Und da sind auch gleich in Medias Res.
Heute nämlich , 14 Monate später kommt langsam aber sicher der Erkenntnis zu Vorschein, dass es mit der Tot wirklich komplett AUS ist.

Meine Liebe hält an. Die wird immer da sein. Da gibt es auch Momente wo ich sie greifen und riechen kann. Es gibt Momente in dem mein Unterbewusstsein Schockhaft bewusst wird , dass sie wirklich tot ist (Ich vermute das mein Unterbewusstsein es immer noch nicht ganz kapiert hat) , aber wenn ich realistisch bin , und versuche außer meine Emotionen und Vorstellungskraft , meine Wahrnehmungssinne in die Schale werfe ist da…. Nichts.

Meine Frau ist auch wie bei vielen in meine Armen verstorben und trotz der grauenhafter Schocktrauer, nahm ich damals schon etwas enttäuscht war, das sterben an sich vollkommen unspektakulär ist. Wirklich nicht viel anders als eine Kerze der zum brennen aufhört und auch sofort kalt wird und nichts mehr von dem Glanz hat als sie noch brennte. Eine ausgebrannte Kerze ist einfach … aus.

Ich weiß nicht ob ihr mir hier folgen könnt, aber der Tot meiner Frau hat das bisschen Glaube was ich noch hatte, ziemlich zur Nichte gemacht. Nicht wegen „der Ungerechtheit“ oder mehr solcher infantiler Pathos…. Nein wegen diesem Nichts welcher für mich ziemlich eindeutig ist

Eigentlich ist hier nicht der richtige "Platz" zum Diskutieren, daher möchte ich Dir nur
mal zwei Gedanken dalassen, der mir immer wieder durch den Kopf geht:

Wenn mit dem Sterben auf dieser Erde ALLES für uns zu Ende sein soll/te -
kannst Du mir erklären, WARUM ein Menschenwesen soviele Möglichkeiten hat,
sich zu entwickeln - er so vielfältige Fähigkeiten hat?
Würde für über den Daumen 80 Jahre "Leben auf der Erde" nicht ausreichen,
sich ernähren und vermehren zu können - also der Entwicklungsstand den zB die Neandertaler hatten?
Warum also sollten wir so entwicklungsfähig sein, wenn wirklich alles aus ist?

Und:
Ich führe viele Gespräche und habe viele Kontakte. Was mir oft und immer wieder auffällt:
Mir begegnen da oftmals Menschen, die sind mit 16 oder 20 schon viel "reifer", haben
eine andere Tiefe als so mancher "ältere".
Gespräche mit ihnen verblüffen mich in deren Tiefe und Umfang manchmal,
weil sie um so vieles gehaltvoller sind .....
Meine Idee dazu ist im Grunde: das diese "Menschen" schon öfter "hier" waren, viel mehr
Erfahrungen gesammelt haben, viel weiser und reifer sind ...

Wogegen manch "Älterer" vll noch in seinem 1. Dasein steckt.

Könnte das nicht sein?

Wir werden es erst dann erfahren, wenn wir selbst diesen Weg gehen -
und es bleibt spannend, das letzte große Geheimnis dann zu erfahren ...

Bis dahin bleibt: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Liebe Grüße,
Angie

[hope75]

Hallo Ihr Lieben,

ich kann irgendwie beide Meinungen gut verstehen / es gibt Zeiten, da hab auch ich das Gefuehl, dass da nichts ist, dass der Wunsch danach einfach unsere Angst vor der Endlichkeit ist.
Und dann wieder empfinde ich es anders ... auch bei mir ist das recht abhaengig von meiner Stimmung, wie gehetzt ich bin und und und.
Interessant ist, dass dieses Thema offenabr so viele Leute beschaeftigt. Natuerlich ist man mitten hineingestossen, wenn eine ernsthafte Krankheit oder sogar der Tod ploetzlich ins Leben tritt.

Danke fuer Eure Meinungen und Offenheit!