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  #1  
Alt 19.02.2013, 20:29
Ruhepol Ruhepol ist offline
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Registriert seit: 19.02.2013
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Standard Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Hallo ihr Lieben, bei meinem Vater wurde vor 4 Wochen ein nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom durch Zufall entdeckt. Plattenepithelkarzinom, Stadium II (?), ein Lymphknoten befallen. Größe ca 2,5 cm... um mal grob die Infos zu umreißen, die ich habe.
Mein Vater ist 81, der Allgemeinzustand ist zwar ohne Schmerzen, aber allgemein fehlt ihn sehr viel Kraft, er wiegt auch nur um die 52 Kilo und Leberwerte und Nierenwerte sind unabhängig von der Krankheit schlecht. Weiterhin hat er COPD, der Lungenfunktionstest war allerdings gut. Es ist operabel, obgleich seines Alters und des körperlichen Allgemeinzustands mit nicht unerheblichen Risiken behaftet. Bei Bestrahlung und Chemo haben die Ärzte allerdings auch die Stirn gerunzelt.

Er ist hin und hergerissen, ob er eine Operation machen soll oder nicht. Die Ärzte wirken auf mich auch unsicher und das macht es nicht einfacher. Aktuell ist seine Lebensqualität okay, er hat keine Schmerzen, macht längere Spaziergänge und hat einfach wahnsinnige Angst, dass er aus dem Krankenhaus nicht mehr rauskommt oder so geschwächt ist, dass gar nichts mehr geht.
Uns sagt auch keiner, wie schnell so etwas geht, wenn man nichts machen lässt. Wichtig ist uns allen einfach Lebensqualität vor Lebensdauer, wenn ihr versteht was ich meine.
Soll er auf sein Bauchgefühl hören (Tendenz eher nicht Op) oder sollen wir ihm Mut zu einer Op machen. Ich finde es einfach sehr schwer, wenn nichts eindeutiges seitens der Ärzte kommt. Ende der Woche ist nochmal ein Gespräch mit dem Prof in der Klinik... Schwierig
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  #2  
Alt 19.02.2013, 20:44
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Registriert seit: 23.02.2005
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Beiträge: 2.004
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Vor ca. 2 Jahren wurde eine relativ große Raumforderung(ich meine es war ein Befund von 12 cm) bei meiner kleinen Alten(Schwiemu) gefunden.
Im Krankenhaus war sie wegen Magenbluten, wurde da durchuntersucht.

Als ich diesen Befund der Lungenaufnahme hörte, ging ich direkt nach nebenan auf die Onkologie- meine Schwester war kurz vorher dort gestorben, die kannten mich und ich kannte Die.
Hab dann gefragt, ob da noch eine Chemo gemacht würde,sollte es Krebs sein.
Klip und Klar wurde mir gesagt, dass bei dem Alter(obwohl sie bis dahin noch komplett fit und selbständig war)eine Chemo nicht mehr gegeben würde.
Gut, mein Schätzken wurde da schon 90.
Weitergehende Untersuchungen habe ich in Absprache mit Schnucki und Schwager und Schwiemu abgelehnt, sie sollte nach Hause kommen.

Heute lebt sie immer noch, die Aktivitäten sind sehr zurückgegangen, aber es geht ihr gut.
Schläft viel, isst wenig, Gewicht einigermassen konstant- wir sind zufrieden.
Sollte sie Schmerzen bekommen oder Luftnot, würde ich sofort einen Palliativmediziner hinzuziehen.
ich würde keine Operation machen lassen, ich würde sehen dass er gut gelaunt(redenredenreden)auf sein leben zurückblicken kann und abschliesst.
Das Leben ist endlich, und viele Menschen wissen es.
Er muss nicht ALLES versuchen, er kann den Dingen auch den Lauf lassen.
Wie gesagt, zieht einen Palliativmediziner hinzu.

Chemo und Strahlen haben aus meiner fitten 52 jährigen Schwester ein Wrack gemacht, bei dem kein Tumor mehr feststellbar war.
Sie ist seit 2 Jahren trotzdem tot.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #3  
Alt 20.02.2013, 20:10
Ruhepol Ruhepol ist offline
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Registriert seit: 19.02.2013
Beiträge: 3
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Danke für deinen Bericht.
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  #4  
Alt 21.02.2013, 21:32
andrea2012X andrea2012X ist offline
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Beiträge: 1
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Die Entscheidung liegt im Endeffekt ganz allein bei ihm. Wenn er operiert werden möchte, dann kann man es machen. Wenn nicht, dann sollte man ihm auch die letzte Ruhe gönnen. Wichtig ist nur, dass ihr deutlich zeigt, dass ihr hinter ihm steht und in diesen schweren Momenten voll und ganz für ihn da seid.

Geändert von andrea2012X (03.03.2013 um 03:29 Uhr)
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  #5  
Alt 25.02.2013, 18:25
Klaus Balke Klaus Balke ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Hallo Ruhepol,
mit leichter Ratlosigkeit habe ich gerade den Artikel gelesen.
Ich denke hier spielen in erster Linie die Fakten eine Rolle und dann die Emotionen.Sollte eine Patientenverfügung vorliegen hat sich das Problem der Entscheidung erledigt.Man kann ansich über das Leben bzw. die Gesundheit eines anderen Menschen nicht entscheiden.Er selbst ist für sein Leben verantwortlich.Wenn er -sei es auch nur aus dem Bauchgefühl heraus-sich gegen eine OP entscheidet,so ist das so zu respektieren.
Ein klärendes Gespräch wird seitens der Ärzte nicht so genau ausfallen,daß man eine reelle Lebenserwartung benennen kann.Die gesundheitliche Entwicklung eines Patienten nach der OP ist nicht vorhersehbar, nur zu vermuten oder aus Erfahrungen zu prognostizieren.
Solange Dein Vater bei vollem Bewußtsein ist sollte er frei entscheiden und die Mitmenschen haben das so hinzunehmen.

Mein Vater ist an Darmkrebs gestorben.Nach Aufklärung über die Krankheit,die Folgen ,Lebenserwartung und Heilungschancen hat er sich aus freien Stücken gegen eine OP entschieden.Die Chancen einer Heilung standen sehr gut,aber seine Entscheidung fiel eben so aus.
Das war für uns alle unverständlich aber wir haben seinen Entschluß respektiert.

Ich würde erneut das Gespräch mit dem Arzt suchen und genau alle Bedenken,Risiken und Erwartungen besprechen.Sicherlich wird das Einholen einer zweiten Meinung eines Facharztes hilfreich sein.

Viel Erfolg,Klaus Balke
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  #6  
Alt 26.02.2013, 14:28
Cipramil Cipramil ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Hallo Ruhepol,

eine schwierige Entscheidung. Meine Grossmutter stand vor 7 Jahren vor der gleichen Frage - nun wird sie in 1 Monat 92 Jahre. Sie hat die OP sehr gut ueberstanden, die OP war die einzige Chance auf Heilung und eine anschliessende Chemotherapie war nicht noetig. Ich habe damals eher zu "nicht operieren" tendiert und bin froh, dass sie auf ihr eigenes Bauchgefuehl gehoert hat.

Viel Kraft bei der Entscheidungsfindung!
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  #7  
Alt 05.12.2013, 20:32
Ruhepol Ruhepol ist offline
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Registriert seit: 19.02.2013
Beiträge: 3
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Vor 8 Monaten habe ich diesen Thread aufgemacht und für die, die es interessiert oder die in einer ähnlichen Situation sind, will ich mal ein update geben.
Mein Vater hat sich nach langem Überlegen und Hin und Her für eine Operation entschieden, auch durch starkem Zureden der Ärzte, wobei mir es für meinen Geschmack zu einseitig war und vielleicht auch andere Interessen bei dieser Klinik eine Rolle spielten, aber was solls.

Die Operation ist im März gut verlaufen und danach ging es ihm auch relativ gut, bis auf Magenschmerzen und eigentlich völlige Appetitlosigkeit inclusive nochmals massiven Gewichtsverlust. Die anschließende Reha war in Ordnung, Schmerzen hielten sich in Grenzen und/oder wurden durch Medikamente ganz gut klein gehalten.

Seit Sommer geht es eigentlich sukzessive bergab, wobei es schwer einzuordnen ist, ob das ursächlich vom Krebs, von der Op, oder von anderen Gesundheitsproblemen kommt.

Ärzte haben ihn mehr oder weniger aufgegeben, zu viele Baustellen. Das ist deprimierend, Ich habe immer mehr den Eindruck gewonnen, dass Krankenhäuser nur das tun, was gewinnmaximierend ist, das System ist inhuman, auch wenn es sehr viele in dem System gibt, die sehr liebevoll und richtig toll handeln.
Wobei ich das als Angehöriger kritischer sehe als mein Vater, der ist dankbar für alles.

Er ist zu Hause, wird palliativ betreut, ohne Atemgerät geht momentan nichts, die Kraft ist völlig weg, viel mehr als im Bett liegen und viel schlafen ist nicht drin. Lebensqualität naja... zumindest nach wie vor nicht viele Schmerzen.

Rückblickend auf die Ursprungsfrage bin ich dennoch stolz auf ihn, dass er es probiert hat. Wie es ohne OP verlaufen wäre, weiß niemand und darüber zerbreche ich mir auch nicht den Kopf.

Ich habe in den letzten Monaten ihn dafür bewundert wie positiv er an alles herangegangen ist und auch viele Rückschläge weggesteckt hat. Was die Zukunft bringt, weiß nur der liebe Gott.

Ich wünsche allen von ganzen Herzen Gutes, die ähnliches in der Familie erleben oder selbst betroffen sind.
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  #8  
Alt 05.12.2013, 20:46
Gina 58 Gina 58 ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 844
Standard AW: Operation bei 80jährigem sinnvoll ?

Danke für deine Rückmeldung.
Ich glaub, es war trotzdem eine gute Entscheidung, sich operieren zu lassen.
Alles Gute.
__________________
Im Leben geht es nicht darum zu warten, dass das Unwetter vorbeizieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen
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