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Mittendrin und dennoch außen vor
Liebe Forumsmitglieder,
seit genau 14 Tagen lese ich mich hier regelmäßig durch Eure Beiträge. Mein Vater (75 J.) ist seit 5 Jahren an Blasenkrebs (der 2x jährlich operativ entfernt wurde) erkrankt und wurde nun auf Bitten meiner Mutter geröngt, weil er nachts regelmäßig hustete. Dies war vor 14 Tagen und seither ist nichts wie zuvor, der Hausarzt überweis ihn sofort nach Gauting weil bereits am Röntgenbild zu erkennen war, dass der rechte Mittellappen + Aorta der Lunge betroffen sind. Im KH wurde sofort eine Bronchoskopie gemacht, leider blieb diese ohne Befund und wurde diesen Montag wiederholt. Nun scheinen die Ergebnisse vorzuliegen und am Montag um 08:00 Uhr muss mein Papa zur ersten Chemo nach Gauting. Neben der Erkrankung an sich, ist unser größtes Problem, dass mein Vater in keinster Form darüber reden möchte, bzw. wenn meine Mutter fragt, was der Arzt nun gesagt hat, antwortet er nur, die wissen schon was sie machen und wenn man dann noch einmal nachhakt ob er eine Spezifikation genannt hat, dann droht er damit sofort wieder in die Klinik zu gehen - und verlässt den Raum. Wir alle verstehen natürlich seinen Kummer und seine Angst - aber es ist auch für uns sehr zermürbend nicht zu wissen, was auf uns alle zu kommt. Wenn wir ihn darauf ansprechen reagiert er mit Sätzen wie "Mach mich nicht kränker als ich bin" oder "Das lass mal meine Sache sein". Als wir ihn letzte Woche in die Klinik brachten, wollte er nicht, dass wir gemeinsam mit den Ärzten sprechen - ich mache mir nun nicht nur Sorgen um meinen Vater, sondern auch um meine Mutter die seither nur noch wenige Stunden schlafen kann und immer mehr körperlich abbaut, weil ihr der Kummer jegliche Kraft raubt. Gibt es eine Möglichkeit, für uns, die Ärzte ohne sein Wissen zu kontaktieren, wird sind uns über die Schweigepflicht im klaren, aber zumindest wüssten wir gerne, was die kommenden Wochen angedacht ist und was auf uns alle zukommt. Oder kann mir vielleicht einer von Euch einen Tipp geben, wie wir unsere und seine Angst lindern können? Wir möchten Ihn in keiner Form verletzen, aber so ist dieser Zustand für uns nicht haltbar - er nennt uns nicht einmal den Namen seines behandelnden Arztes. Ich Danke Euch im Voraus und wünsche Euch allen viel Kraft! |
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
solange er voll zurechnungsfähig ist, ist der arzt an die schweigepflicht gebunden. euer vater hat die diagnose noch nicht verarbeitet. ihr solltet die entscheidung akzeptieren, dass er sich noch nicht öffnen will. sonst macht ihr es ihm noch schwerer.
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#3
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
Ja, leider ist das so mit der Schweigepflicht! Dennoch könnte deine Mutter mit dir gemeinsam versuchen, einen Arzt zu sprechen. Vielleicht habt ihr Glück und erfahrt ein wenig mehr. Ich kenne diese Gefühl, das du beschreibst nur allzu gut. Man ist derart ohnmächtig und die Phantasie kann einem übel mitspielen, vor allem auch deiner Mutter! Es ist sehr traurig, dass dein Papa so krank ist, doch dass er seine Frau auch so ausschließt, macht das Ganze noch viel unerträglicher.
Natürlich ist es sehr, sehr schwer, als Betroffener diese Diagnose zu realisieren, sie annzunehmen und damit zurecht zu kommen und die Menschen sind halt alle unterschiedlich. Einige müssen reden, andere machen das alles erst einmal mit sich selbst aus. Du kennst deinen Papa am besten. Vielleicht hilft es auch, wenn ihr ihm klipp und klar sagt, dass ihr mit der Wahrheit besser umgehen könnt als mit dem Nichtwissen. Es kann sogar sein, dass er euch "schützen" will, euch nicht mit der Diagnose belasten will. Versucht es noch einmal auf diesem Umweg... alles liebe Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#4
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
Guten morgen zusammen,
hellmichl das Problem ist, dass mein Vater vermutlich NIE darüber reden wird, er ist noch aus dem alten Holz geschnitzt - Probleme werden alleine verabeitet und er vertraut den Ärzten voll - was ja auch gut ist. Über seinen Blasenkrebs hat er nie ein Wort verloren, damals war aber meine Mama beim Gespräch dabei und so wussten wir was auf uns zukommt. Aber er verbittet sich jegliches Gespräch über das Thema - meine zwei Kids wissen, dass der Opa krank ist, da er mit Sauerstoff aus der Klinik kam ist das für sie auch nicht zu übersehen. Unser Kleiner hat gefragt ob der Opa nicht zu uns ziehen will damit er ihm helfen kann und der Große verschließt sich und grübelt viel, weil mein Papa ihm auf die Frage "wie gehts Dir denn" antwortete - "Du, lass mich mal in Ruhe" - ich kann dann nur beide in Schutz nehmen. Neben den Verlustängsten haben wir auch, so naiv es in so eine Situation klingen mag, organisatorische Sorgen, mein Mann und ich arbeiten Vollzeit und meine Mama hat keinen Führerschein, sodass die Fahrtenplanung in die Klinik nicht immer einfach ist. Mein AG ist sehr offen und bemüht, aber da Papa anruft und sagt "so du kannst mich jetzt holen" und mir dann das Gefühl gibt, dass er mir nicht wichtig ist, wenn ich sage - ich kann erst in einer Stunden hier weg, finde ich nicht fair, schlucke es aber runter! Ich bin 1,5 Stunden unterwegs zu ihm wenn der Verkehr gut läuft und dann steigt ein gebrochener Mann zu mir ins Auto, der auch noch enttäuscht ist, weil ich nicht auf Abruf da bin. Ebenso verhält es sich in Bezug auf den Patiententransport per Taxi - da sagt er dann "na dann hast du halt keine Zeit für mich" und jegliche Erklärungsversuche kann ich mir sparen. Mirilena, ganz lieben Dank für Deine herzlichen Worte! Das mit dem Tacheles reden haben wir auch schon versucht - er sagt dann - jetzt mach Dir mal keine Sorgen, wenns eng wird geb ich Euch schon Bescheid. Aber alleine seine veränderte körperliche Verfassung in den letzten 14 Tagen ist nicht zu übersehen. Wir hoffen so sehr, dass der die Chemo einigermaßen verkraftet! Liebe Grüße Kathi |
#5
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
hallöchen, mein vater wäre nicht anders als dein papa und bei meinem papa warten wir auch auf den befund.
auch mein mann hat sich ähnlich verhalten, er hat erst jetzt - 6 monate danach - gelernt, ein bischen darüber zu sprechen. viel spricht er darüber immer noch nicht. aber die situation ist sicher nicht mit eurer vergleichbar aber ich kann es gut nachvollziehen. ich wünsche euch alles alles gute und das die chemo anschlägt. lg gitti
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mein Mann: Adenokarzinom man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka |
#6
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
Hallo,
ich wollte nur zu den Problemen mit dem Transport was sagen. Wäre es nicht möglich, dass Dein Vater mit einem Taxi o. ä. gefahren werden kann? Es gibt ja auch viele Taxiunternehmen, die auf so etwas spezi- alisiert sind. Wenn Deine Mutter keinen Führerschein hat, wäre das ja die einzige Alternative. Darüber müßte allerdings auch Euer Arzt Bescheid wissen. Der könnte dann einen Antrag ausstellen, mit dem Du dann zur Krankenkasse gehen kannst. Ich würde mich für Dich freuen, wenn das klappen würde. Natürlich sind das nur "Kleinigkeiten" nebenbei. Trotzdem muß so etwas aber ja auch geregelt werden und da Dein Mann und Du arbeiten, macht man sich ja auch Gedanken. Das kann ich sehr gut verstehen. Viele Grüße! |
#7
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AW: Mittendrin und dennoch außen vor
Oh, ich habe eben erst gelesen, dass Du das schon versucht hast.
Trotzdem, man muß ja auch für längere Zeit planen und Du kannst ja auch nicht immer gleich losdüsen, zumal die Fahrt dann so lange dauert. Vielleich könnte Deine Mutter bei dem Transport ja dabei sein? |
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