Meine Klavierlehrerin
Hallo Zusammen,
ich muß hier was loswerden: Meine Klavierlehrerin und herausragende Konzertpianistin ist tot. Seit über 1 Jahr schon. Ich bin nur ihretwegen zur Universität gegangen, sie hat mir etwas beigebracht, womit ich heute meinen Lebensunterhalt verdiene. Sie hat so einen unverwechselbaren Interpretationsstil gehabt. Und als Mensch war sie einfach ein Engel.
Es ist so gewesen: ihr Mann (und Professor) hat sie unverschämt betrogen 1 Jahr lang, so daß es die meisten wußten, und dann selbst die Scheidung eingereicht. Die Scheidung dauerte 7 Jahre, denn er wollte ihr alles wegnehmen (und hat es geschafft). Sie mußte ihr Elternhaus verkaufen, ihren Flügel, um seine Schulden zu begleichen, zum Schluß ist sie in eine kleine Wohnung gezogen, wo sie nicht mal spielen durfte. Der Lungenkrebs war so agressiv, zwischendurch ging es ihr gut und dann das Ende. Als ich es erfahren habe, habe ich geheult, aber mich nie richtig ausgeheult. Ich fühlte mich so richtig verwaist, denn bei uns Musikstudenten ist es oft so, daß man sich von seinem Lehrer lange noch nicht innerlich so richtig trennen kann, auch, wenn das Studium vorbei ist. Man denkt, ich habe ja noch eine Lehrerin, wenn ich Fragen habe, kann ich sie fragen. Nach ihrem Tod mußte ich in professioneller Hinsicht erwachsen werden. Jetzt habe ich selbst Krebs, im Frühstadium. Ich bin sehr traurig irgendwie. Es gibt schon so viele Leute im Jenseits, die ich treffen möchte nach meinem Tod. Und auch meinen über alles geliebten Kater. Ich glaube fest daran, daß er dort auf mich wartet.
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