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#1
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ich habe angst...
..aber traue mich gar nicht, mich all der wut, ohnmacht hinzugeben, weil ich die kraft brauche, um mich zu informieren und meinem kranken vater und der verzwifelten mutter mut zu machen.
... weil ich die kraft brauche um entscheidungen zu treffen - welche klinik, welche wahrheit, welche weitere behandlung... so gern ich mich um meinen vater kümmere, so schwer lasten auch die entscheidungen auf mir. was, wenn es ihm schlechter gehen wird - trotz all der informationen die ich einhole, trotz all der überzeugung, die ich weiter zu geben versuche um ihm und mutter hoffnung zu verleihen. manchmal komme ich mir ob all der sentimentalität der letzten tage fast albern vor - plötzlich versuche ich die mutter, mit der ich mich all die jahre eigentlich immer schlecht verstanden habe, aufzumuntern - ihr gefällig zu sein, damit sie ein wenig ruhe findet. wir fassen uns an - wir sind uns nie grossartig nahe gewesen zuvor. jetzt telefonieren wir mehrmals am tag, umarmen uns ständig. fast befremdend - dennoch schön. ich erkenne mich selbst nicht wieder. und ich bin wütend. wütend auf die ärzte, die meinen kranken vater mit all seinen hilflosen, ängslichen fragen, sich vor schmerz krümmend auf dem flur stehen lassen. sind wir als kranke hilfols ausgelieferte bittsteller in unseren krankenhäusern? versteht mich nicht falsch - ich stehe mit beiden beinen auf der erde - denke ich - nicht jede klinik ist gleich, ich hole paps auch aus der jetzigen so schnell wie möglich raus, alles ist bereits in die wege geleitet. dennoch nutze ich dieses forum um meinen heutigen frust in der klinik zwischen den recherchen mal abzureagieren. es will mir nicht in den kopf, dass ärzte in einer klinik einem ernsthaft an krebs erkrankten patienten so arrogant entgegentreten - ...dürfen. ich finde das erschreckend traurig. für dieses verhalten finde ich einfach keine entschuldigung - so tief ich auch in meinem toleranzarreal grabe. es bleibt eine schande. und ich denke, es geht vielen so. ich gebe meinen vater nicht auf. joanna |
#2
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ich habe angst...
Liebe Joanna,
es wird einige Zeit dauern, bis Du einen Weg für Dich gefunden hast einen Weg mit dem Verhalten einiger dezentraler Ärzte, finden wirst Du diesen aber ganz bestimmt!!! Wie ein Traum kam es mir vor an Krebs erkrankt zu sein. Und obwohl dieTatsache ich habe Krebs mich wie ein Keulenschlag traf, war mir die Realität noch garnicht bewußt. Unbewußt hatte ich gehofft, dieser "Albtraum" würde einmal zu Ende gehen. Aber inzwischen wurde mir die Endgültig an Krebs erkrankt zu sein mehr und mehr deutlich. Kaum hatte ich mich von diesem Schock erholt mußte ich "funktionieren". Die Wartezimmer der Ärzte wurden zu den meist gehassten Räumen für mich, jeder wollte nur noch meine Zustand geschildert haben. Und dann dieses Beschwörungsgejohle von wegen es wird alles wieder gut werden, ich hörte nur von Prozenten wie in der Politik, ich habe es gehasst! Denn ich wollte wenn ich schon krank sein muß, wenigstens als Mensch behandelt werden und nicht wie ein tragischer Trottel der von Krebs befallen ist! Sicher fragst Du Dich was will sie mir denn nun damit sagen, ich möchte Dir sagen mir geht es gut ich bin kein tragischer Trottel! Ich habe die Zeit der Krankheit genutzt (ich nutze sie noch), einen Weg zu finden, der mich die scheinbare Gleichgültigkeit der Doktoren aushalten läßt. Niemanden hilft es weiter wenn die wertvolle Zeit mit Gedanken an Menschen vergeudet wird die es nicht achten können, nimm diese Zeit für Euch, Dich, Deinem Vater und Deine Mutter und mach damit was sie ist, "wertvoll", wertvoll für Eure Zukunft wie lange diese auch immer sein wird. Herzliche Grüße Anke " Wenn die Hoffnung aufwacht, legt sich die Verzweiflung schlafen" (Sprichwort aus Asien) |
#3
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ich habe angst...
Liebe Joanna,
Dein Brief läßt bei mir wieder alle Emotionen hochkommen, die Du heute hast und ich dieses letzte Jahr.Es ist beschämend, wie man als Kranker und Angehöriger behandelt wird. Und die Beschreibung Deines Vaters schmerzgekrümmt und ängstlich treibt mir die Tränen in die Augen.. Ich sehe dann meinen Mann vor mir, dem es ebenso ging.All das habe ich auch miterlebt. Ist es wirklich nirgendwo besser? Beim Rechnungen stellen sind die Ärzte nicht so unentschlossen. Mir flattern heute, über fünf Monate nach dem Tod meines Mannes, noch hohe Rechnungen ins Haus. Laßt Euch nicht unterkriegen.Vor allem, bleibt möglichst viel in der Nähe Deines Vaters, denn der Kranke wehrt sich oft nicht gegen Schikane. Ich wünsche Euch von Herzen Glück und gute Nerven. Alles Liebe, Nadine Auch Dir, liebe Anke, laß Dich nicht "ärgern".Ich wünsche Dir alles Gute. Liebe Grüße, Nadine |
#4
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ich habe angst...
hallo anke, hallo nadine!
anke, ich verstehe - auch bei solchen dingen muss man seinen weg finden, abgebrühter werden, auch wenn man kein versändnis aufbringen kann und will - wo wäre wir, wenn wir ein solchen verhalten verstehen und tolerieren könnten? es bringt nichts - erst recht im namen der erkrankten selbst - zu jammern. kämpfen ist angesagt. nur... manchmal ist es recht schwer und für mich; befremdend und wütend stehe ich vor diesen mechanismen und denke, dass ich dagegen "wettern" muss, dann wieder habe ich angst, dass die pfleger oder ärzte meine entgegengebrachte wut an meinem vater auslassen könnten, wenn ich zur tür raus bin... - manchmal kann ich diese situationen gar nicht einordnen. dagenen ankämpfen mit der hoffnung auf "besserung" im namen der nachfolgenden patienten oder still halten und seinen eigenen weg gehen...? und nadine! deine worte lassen mich spüren, wie verantwortungslos es ist, in einem solchen forum so sentimental zu werden. es tut mir leid, ich wollte nicht "erinnern". ich bin noch zu "frisch" in diesem ganzen thema. die gewisse "abgeklärtheit" fehlt mir scheinbar noch. momentan möchte ich nur kämpfen und erkenne noch nicht, wo es angebracht und wo zwecklos ist? täglich versuche ich abzuschätzen, ob paps eher informiert werden möchte oder ihm ablenkung, normalität lieber ist. heute war einer dieser "aufklärungs-tage". er wollte vieles wissen - ich habe ihm vieles erzählt, vorgelesen, dann habe ich über eine stunde in seiner anwesenheit mit einem arzt geredet. paps hat es gut getan - obwohl seine diagnose eher "schlecht" aussieht. er wollte wissen, gegen welche größe er ankämpfen muß und es geht ihm jetzt besser. ich glaube, die ungewißheit der letzten tage hat ihm mehr zu schaffen gemacht als den tatsachen ins auge zu sehen. ich hoffe, dass es ihm gut getan hat. wenn nicht, habe ich heute einen fehler gemacht. das ist die hilflosigkeit, die ich meine. ich danke euch und grüsse lieb joanna |
#5
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ich habe angst...
Liebe Joanna,
mach Dir keine Gedanken, Du warst NICHT verantwortungslos Deinen Kummer und Frust hier hineinzuschreiben. Dafür denke ich ist diese Forum auch da.Das ist ja diese gewisse Erleichterung mal alles loszuwerden und von den Mitlesern VERSTANDEN zu werden. Alles, was Du jetzt durchmachst habe ich im Laufe des letzten Jahres mitgemacht (und nicht nur ich...)Wir wissen VORHER nie, wann wir wieder einen Entscheidungsfehler begangen haben und was besser gewesen wäre.Es gibt kein Rezept für diese Ohnmacht! Ich selbst kann Dir nur raten zu kämpfen und die Interessen Deines Vaters zu wahren so gut es geht. Und hol Dir Informationen, je mehr desto besser, wenn es auch verwirrend sein mag.Aber es geht um Deinen Vater und Du würdest Dir Immer Vorwürfe machen jetzt nicht zumindest ALLES versucht zu haben. Hab Mut (auch wenn er Dich manchesmal verläßt), Dein Vater wird Dich brauchen und sich vielleicht immer mehr auf Dich verlassen (so war es zumindest bei uns) und die Verantwortung ist extrem belastend. Ich denke an Dich, auch wenn ich Dir keinen wirklichen Trost geben kann. Liebe Grüße, Nadine |
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