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  #121  
Alt 31.08.2004, 07:45
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Mehr davon? Hm, Trampel gibt es zur Genüge:

Neulich beim Bafög-Amt

Meine Mutter besass keine Lebensversicherung und ich rutschte letzten Sommer aus der Vollwaisenrente raus. Also, einzige Möglichkeit, die Diplomarbeit zu finanzieren: Abschlussförderung. Bei mir recht unkompliziert, weil ich ja keine Angaben der Eltern machen muss (bis auf die Kopien der Sterbeurkunden)
Dann die "nette" Frau beim Bafög-Amt: (muss dazu sagen, dass wir uns etwa drei Tage zuvor über die Sterbeurkunden unterhalten hatten)

"Sie glauben doch wohl nicht, dass Sie Anspruch auf Bafög haben, wenn Sie die Angaben zu den Einkünften Ihrer Eltern unterschlagen!" Meine Begründung, dass meine Eltern keine Einkünfte mehr haben können, liess sie erst mal kalt, und so motzte sie weiter "Und die Adressen haben Sie auch nicht eingetragen!"

Als sie merkte, dass sie da wohl ein bisserl zu weit ging, meinte sie entschuldigend "Tut mir leid, ist heute ein stressiger Tag"

Dazu kommen dauernd irgendwelche blöden Sprüche wie "Deine Mutter ist immer bei Dir" und "Es war besser so". Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, dann sage ich automatisch "Danke, gut", denn eigentlich weiss ich ja genau, dass es zuviel für den anderen ist, wenn ich erzähle, wie es mir wirklich geht. Das ist aber wohl ein Problem, mit dem die gesamte Gesellschaft leben muss. Man spielt Anteilnahme vor und wenn es zu schwierig oder schmerzhaft wird, kann man ja wieder flüchten, ist ja schliesslich nicht sein eigenes Leben. Ich denke, besonders die schwer erkrankten Menschen leiden darunter, denn sie können nicht flüchten. Gut, ich verlange von keinem, dass er "mitleidet" und sein unbeschwertes Leben aufgibt. Würde nicht anders handeln, glaube ich. Aber ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen und Rücksicht und weniger gutgemeinte, aber naive Sprüche, das wär schon was.

In diesem Sinne,
wünsche Euch alles Gute!
Sandra
  #122  
Alt 31.08.2004, 11:43
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@Sonja - ich verstecke mich nicht, aber ich gehe den "... na ja, ist bestimmt besser für sie" Leuten aus dem Weg und arbeite sie nach und nach ab...

@Sandra - mein Vater lies sich schon immer gerne bedauern. Das ist derart ausgeprägt, dass meine Mutter nie die Möglichkeit hatte, mit ihm über ihre Ängste und Gedanken während ihrer Krankheit zu reden. Es wird nie eine gemeinsame Trauer geben.

Und Du bist auf dem Bafögamt nicht explodiert??????
Bei mir ist der Spitzenreiter der Pfarrer, der die Trauermesse halten sollte: er kam zwei Tage nach dem Tod meiner Mutter zu uns und begrüßte mich mit fröhlich entgegengeschmetternden Worten: "Mein Name ist Hummel, wie der Rummel, nur mit "H"", das alles mit einem aufmunternden Lachen untermalt - wie sensibel von einem Seelsorger, der die betroffene Familie überhaupt nicht kannte (und das war erst der Anfang vieler weiterer unlustiger Geschichten mit ihm).
Ich bin genervt davon, dass Bekannte und Leute, die meine Mutter kaum kannten oder sich nach der Diagnose nie wieder meldeten, auch noch etwas positives an ihrem Tod finden können "jetzt geht es ihr besser", "das war ja auch schlimm" oder "sie hat es hinter sich". Statt dieser pseudo Anteilnahmen, würde ich ein "das ist schlimm" wesentlich ehrlicher finden.

bis bald und einen schönen tag
tini
  #123  
Alt 31.08.2004, 11:55
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Hallo!

Ich kann euch so gut verstehen.Ich bekomme auch nur Unverständnis,das ich immer noch (mein Vater ist am 13.6.04 gestorben) trauere und mit dem Tod meines Vaters nicht fertig werde.
Alle schauen mich schräg an,weil ich immer noch dunkle Sachen trage.Die 6 Wochen wären doch schon lange rum.Ich fühle mich in den Sachen wohl.
Auch die Sprüche wie "es ist besser so" oder "er braucht nicht mehr leiden" hängen mir genauso wie euch zum Hals raus.Ich kann es wirklich nicht mehr hören.
Auch ich bin dabei,meine Fraunde auszusortieren.Komme mir nämlich ein wenig veräppelt vor von ihnen.
Bin selbst von meiner Schwester sehr enttäuscht.Gut, sie wohnt 170 km von uns entfernt.Aber überall kann sie hin fahren.
Sie ist das erste mal nach Papas Tod nach 10!!!! Wochen wieder dagewesen.Aber das auch nur,weil sie ihren Sohn in den Ferien abliefern wollte.
Sie waren am Tag von Papas Geburtstag da,und hatten noch nicht einmal einen kleinen Strauß Blumen fürs Grab dabei!
Ich bin in den letzten Wochen zu oft enttäuscht worden und bin sehr hart und ungerecht geworden.

Liebe Grüße Binchen
  #124  
Alt 01.09.2004, 21:37
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Ja, ja, die lieben Freunde! Was sind wahre Freunde? Ich weiß gar nicht, wer eigentlich noch meine Freunde sind!
Mit meiner besten Freundin habe ich nichts mehr zu tun, ich war einfach sehr enttäuscht von ihr, weil an dem Tag, als mein Vater starb - letztes Jahr im Juni - da fragte sie, ob sie vorbeikommen solle, ich sagte nein, passt eh, und das ging dann halt so weiter, ich brauchte sie zwar, aber sagte es nicht und sie merkte es nicht, dass ich sie brauchte!
Sie war meine beste Freundin, doch als es drauf ankam, war ich sehr enttäuscht, auf jeden Fall habe ich meine Konsequenzen gezogen und einen Schlussstrich gezogen!
Allerdings frage ich mich immer öfter, warum ich das nicht mit manch anderen auch nicht getan habe - wahrscheinlich weil sie nicht so eng mit mir befreundet sind - es vergehen Monate und keiner fragt mehr nach, wie es einem geht - man muss alles mit sich selbst ausmachen, der beste Halt ist die Familie! Es ist voll arg! Wenn ich mich nicht bei der ein oder anderen Freundin melde, dann meldet sich bei mir wochenlang keiner!
Öfter wenn ich etwas erlebe, würde ich am liebsten jemanden anrufen und es erzählen, doch wen soll ich sowas erzählen, irgendeiner Freundin, nein! Das zieht mich dann schon wieder runter, dass ich jetzt keine beste Freundin mehr habe!

Danke fürs zuhören!
lg, Claudia
  #125  
Alt 01.09.2004, 21:57
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Hallo,

@TIni: Nee, explodiert bin ich auf dem Bafög-Amt nicht, denn dann läufste da Gefahr, dass Du das Geld nie siehst...aber ich hab` mich geärgert, denn man könnte mit ein bisschen mehr Taktgefühl viele unschöne Momente vermeiden. Aber das kann man ja leider nicht von jedem verlangen.
Das soll sich jetzt nicht nach Jammern anhören, denn es gibt ja durchaus Schlimmeres, aber mir ist so oft aufgefallen, dass man eine "Sonderrolle" spielt, weil man keine Eltern mehr hat. Überall wird erst mal irritiert geguckt, bei den Ämtern habe ich dauernd das Gefühl noch mehr Arbeit zu verursachen und dann fühl ich mich schuldig.
Naja, vielleicht interpretiert man auch viel hinein, aber dieses ständige "aus der Reihe fallen" geht mir fürchterlich auf den Keks...

@Claudia:
Das mit Deiner besten Freundin ist sehr schade. Ich wollte es nie wirklich glauben, aber vielleicht stimmt der Satz schon: Erst in der Not weisst Du, wer Deine wirklichen Freunde sind! In meinem Freundeskreis hat sich nach dem Tod meiner Eltern auch vieles geändert (da mein Vater starb als ich 18 war und meine Ma letztes Jahr ist das schon zweimal passiert). Mit einigen habe ich gar keinen Kontakt mehr und das tut mir auch nicht leid. Sie haben sich nach der Beerdigung noch ein- oder zweimal gemeldet und danach war Funkstille. Oder ich habe dann noch mal angerufen, aber dann entweder das Gefühl gehabt, demjenigen schon fast körperliche Schmerzen mit diesem Anruf zuzufügen oder es kam der Spruch "Na, Dir muss es ja gutgehen, meldest Dich ja gar nicht mehr". Hm, braucht man Freunde, die einen gerade dann, wenn man sie braucht, im Stich lassen? Oder liegt es nur an der Unerfahrenheit und ist das nicht vielleicht "normales Verhalten" und nur die, die das alles mitgemacht haben, wissen, dass es anders geht?

Ich habe das grosse Glück gehabt, noch während der Krankheit meiner Mutter wirklich liebe und wertvolle Menschen kennenzulernen, mit denen ich jetzt befreundet bin. Die wissen, was los ist, wenn es mir nicht gut geht und sie haben schon in der Zeit der Krankheit mitbekommen, mit welchen Sprüchen sie besser zuhause bleiben ;-)
Auch hier im KK hab ich Freunde gefunden, die mir sehr am Herzen liegen, ich brauche die alten "Freunde" nicht mehr.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du bald neue Freunde findest, die Dir beistehen und zuhören. Sie müssen einen ja nicht immer verstehen, aber sie könnten es versuchen.

Lass Dich nicht runterziehen, weil Du jetzt gerade keine beste Freundin hast! Das kommt wieder, Du wirst andere Leute kennenlernen. Ich finde das Verhalten einiger auch zum Kotzen, aber nur weil wir uns verändert haben, muss das ja nicht heissen, dass sie sich mit verändern ;-)

Liebe Grüsse und viel Kraft für die "neuen" Freunde wünscht Euch,
Sandra
  #126  
Alt 02.09.2004, 13:17
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Vielleicht eine Überforderung für manche, für mich jedoch bei Abschieden eine Hilfe:

STUFEN
(von Hermann Hesse)


Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)
  #127  
Alt 02.09.2004, 23:26
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Liebe Claudia,
deine Zeilen haben mich sehr betroffen gemacht.
Es ist richtig, dass man gerade in einer schweren Zeit erkennen kann, wer ein wirklicher Freund ist und von wem man sich am besten trennt.
Aber man kann nicht von anderen erwarten, dass sie merken müssen was man will, was man braucht. Auf eine ehrliche(hoffentl. ehrliche) Frage, sollte man auch ehrlich antworten und glaube mir eine gute Freundin hätte sich gefreut, wenn Du geantwortet hättest: Komm vorbei, ich brauche Dich. So hat sie vielleicht geglaubt, Du brauchst Deine Ruhe, jeder geht mit Trauer anders um.
Betrachte nochmal unter diesem Gesichtpunkt Deine Freundschaften. Du wunderst Dich,dass Dich keiner fragt wie es Dir geht, aber wenn Du keine ehrlichen Antworten gibst, ist ein Kommunizieren schwer.
Ich hoffe, ich bin Dir nicht zu nahe getreten, wollte Dir auf keine Fälle weh tun, habe aber selbst früher immer gedacht, der andere muss doch merken wie es mir geht. Falsch, auf Fragen antworte ich oder sage es auch von selbst. Wer es nicht hören will oder nicht mit umgehen kann, gehört nicht zu mir, und ist mir auch nicht so wichtig.
Ganz liebe Grüße Elke :-)
  #128  
Alt 04.09.2004, 15:58
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Hallo Elke!

Ja, das ist schon richtig, dass man sagen sollte, wenn einem was bedrückt. Ich habe auch nicht von meiner Freundin erwartet, dass sie merken muss was ich will, doch sie hätte halt merken müssen, dass ich sie brauche. Ich bin ein sehr sensibler Mensch und wir haben über vieles immer gesprochen. Sie kennt mich gut und weiß was für ein Mensch ich bin. Wenn sie einmal überlegt hätte, dann wäre sie gekommen, auch wenn ich sage, nein, nicht nötig. Ein bisschen ein Gespür muss man schon haben. Wenn man mich wirklich fragt, wie es mir so geht, dann gib ich auch eine ehrlich Antwort.
Ich sag zB auch nie, wenn wer fragt, wie es mir geht: Danke, voll super! Ich sage immer "es geht so" - aber da fragt auch keiner nach.
Mich interessiert es auch nicht, dass ich dann die Leute vollsudere, weil man merkt schon, mit dem man über Verstorbene reden kann und nicht und es ist halt so, dass viele mit dem Tod nicht konfrontiert werden wollen. Ein Schutzmechanismus halt.
Ich wollte dir nur sagen, dass ich immer ehrliche Antworten gebe, nur halt an dem STerbetag meines Vaters nicht, da habe ich gesagt: nein und hätte halt ja sagen sollen, mein fehler, sehe ich auch ein!
zb ist sie auch nicht auf das begräbnis gekommen, naja, egal....
ich hab meine familie zum reden, das ist auch schön.

welche erfahrungen hatst du gemacht, liebe elke!?

herzliche grüße, claudia
  #129  
Alt 06.09.2004, 22:13
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Hallo Claudia,
ich gebe Dir recht!! Wenn Deine Freundin Dich so gut kennt und weiß, dass Du sensibel bist, ist es schon traurig, dass sie Dir nicht zur Seite gestanden hat, insbesondere am Begräbnistag. Aber ich denke, dann war es auch Zeit, Dich von ihr zu trennen, dann kann sie es nicht wert gewesen sein.
Ich habe solche Erfahrungen nicht machen müssen, und ich bin auch sehr dankbar dafür. Im Gegenteil, als mein Vater vor vier Jahren plötzlich verstorben ist, hatte ich ein langes Gespräch mit einer meiner Freundinnen, von der ich weiß , dass es ihr ein Horror ist, zu Beerdigungen oder Trauerfeiern zu gehen, da sie den Anblick eines Sarges nicht ertragen kann. Ich wollte nicht, dass sie kommt, nur um meinetwillen, mir reichte schon ihr Verständnis. Aber, sie kam mit ihrem Mann, was ich ihr hoch anrechne, ein Zeichen , wie stark unsere Freundschaft ist.
Letztes Jahr bin ich an Brustkrebs erkrankt, und eine andere Freundin, mit der man früher nicht so gut über Krankheiten sprechen konnte, war an meinem Bett, hat mir zugehört mich getröstet und seltsamerweise,gerade mit dieser Freundin habe ich im Krankenhaus zusammen geweint, mit der Frau, die so was immer abgewehrt hat.
In der Reha, oder in Büchern habe ich gelesen, dass schwere Lebenskrisen immer auch ein Aufräumen der Freunde sei. Du kennst den Spruch, dann zeigt sich wahre Freundschaft. Ich brauchte nicht aufräumen, habe ich zunächst als fast selbstverständlich angesehen, aber dann doch gemerkt, das ist nicht selbstverständlich. Zwar habe ich noch einige lose Freundschaften zu Bekanntschaften degradiert, aber ich kann mich schon glücklich schätzen, in einem wunderbaren sozialen Netz von Klein-und Großfamilie, Freundinnen, Kolleginnen mich zu befinden. Ist schon ein supergutes Gefühl, aber ich glaube, ich habe auch schon vor Jahren gelernt,Bekanntschaften bei Bekanntschaft zu lassen und die wenigen Freundschaften , wie zarte Blüten zu pflegen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich meine Trauerarbeit hauptsächlich mit meiner Familie und auch vieles mit mir ausgehandelt habe, seltener mit meinen Freundinnen.

Herzliche Grüße

Elke:-)
  #130  
Alt 07.09.2004, 09:44
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Hallo Elke!

Ja, du hast recht, es ist ein aufräumen der Freunde. Meine ehemals beste Freundin schreibt mir jetzt immer noch alle paar Wochen ein e-mail und schreibt Sachen wie, ob ich der Meinung bin, dass ich die richtige Entscheidung getroffen haben,.... Ich glaube, sie glaubt, ich habe das alles nicht ernst gemeint, ich habe ihr auch schon oft geschrieben, sie soll mich endgültig in Ruhe lassen, aber das fruchtet anscheinend nicht.
Heißt das, dass du auch nur mit der Familie und am Anfang deiner Trauerzeit auch mit Freunden darübergesprochen hast. Ich denke mal, Freunde sollen ja nachher auch für einen da sein, nicht nur kurz danach und dann nie wieder ein Wort darüber verlieren. Ich weiß auch nicht, bei mir ists halt schon so, dass ich nur mit meiner Familie darüber reden kann, Freunde verlieren darüber kein Wort. Doch ich finde das trotzdem nicht normal! Ich würde schon öfter nachfragen, aber das bin halt ich und wahrscheinlich weil ich so bin, erwarte ich das von den anderen auch!
Aber du schreibst, du musstest solche Erfahrungen nicht machen, da kannst du dich wirklich glücklich schätzen, dass du so wahre Freunde hast.
Jetzt, wo über ein Jahr vergangen ist seit dem Tod meines Vaters, da denke ich dann manchmal, ob ich nicht etwas übertreibe, dass ich gleich dir Freundschaft gekündigt habe, aber ich darf mein damaliges Gefühl, meinen Schmerz mit damals nicht mit heute vergleichen und darüber hinwegsehen - es ist nicht leicht!
Und wie geht es dir mit deiner Krankheit, wirst du behandelt? Ich wünsche dir vor allem wieder Gesundheit.

lg, Claudia
  #131  
Alt 07.09.2004, 14:35
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Das hier kopiere ich für Britta und mich als Erinnerung hier rein:
An dem Tag war Papa anders. Er konnte essen und trinken was sonst kaum noch ging. Wir spürten aber schon Tage vorher, dass das die letzten sein werden.
Papa wurde Stunden vorher unruhig. Wir gingen mit ihm zum WC. Danach wurde er immer schwächer. Wir sahen mit ihm Fußball - Wolfsburg gegen Freiburg, besorgten ihm Bier. Irgendwann wechselten seine Blicke zwischen Fernseher oben und der Ecke/Wand daneben. Ich sagte, dass der Fernseher abgestellt werden soll, der würde ihn ggf. beim Sterben irritieren. Denn der Lärm löste seinen Blick immer wieder und lenkte ihn zum Fernseher. Er schwitzte ganz viel - und schaute mit seinen wunderschönen blauen Augen immer nach oben. Wir sprachen viel mit ihm. Wir fragten ihn, was er dort sieht. Er sagte: alles weiß? Wir: Ganz hell? Er: ja. Wir: ist das schön? Ist das wunderschön? Papa: JAA. Ich habe noch nie so ein intensives kräftiges überzeugtes JAA von einem Menschen gehört. Wir fragten: Möchtest du dort hin? Papi: JA ... wir sagten ihm dann noch, dass er gehen dürfe etc.
Papi sagte nicht immer ja. Mit JAA meinte er JAA.
Papa reagierte auch nur noch auf uns. Wenn Pfleger ihn ansprachen, so schienen sie Luft zu sein.
Daher wissen wir es. In "Zeichen von unserem geliebten Menschen" findest du was zu Papa.
Meine Mutter bekam während Brittas Geburt zuviel Betäubungsmittel. Auch sie sah ein Licht/einen Tunnel. Alles war schön und warm und friedlich.
  #132  
Alt 10.09.2004, 13:28
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Heute morgen hatte ich einen Traum, in dem eine unangenehme Stimmung war. Ich wurde verfolgt, rannte in ein Haus. Ich hatte das Gefühl, es sei mein Elternhaus.
Plötzlich flog mit Knallen eine Zimmertür auf. Ich erwartete eine Verfolger.
Aber es war Papa. Er stand dann aber nicht im Traum vor mir, sondern ich hatte das Gefühl zu liegen und er war mit seinem Oberkörper über mir, aber nicht schwer, sondern leicht.
Ich habe mich so riesig gefreut. Rief: "Papa, du hier?" Ich habe ihn liebevoll vorsichtig umarmt und habe ihn GESPÜRT. Ich fühlte körperlich richtig einen leichten Druck auf mir. Es war nicht wie ein Traum. Ich habe ihn vorsichtig gedrückt da er ja so krank war und ich es so kannte aus den letzten Wochen. Ich habe seinen Nacken gestreichelt, aber der war nicht ganz so warm wie früher. Ich fragte ihn, wie es ihm geht. Mit seinem wunderschönen Lächeln sagte er: "Das war schön, ne?" Ich spürte, dass er unser gemeinsames Beisammensein und sein Hinübergehen meinte. Ich wusste ja, dass er nicht mehr "hier" ist und hatte Angst, dass er zu schnell wieder geht ohne meine Fragen zu beantworten. Ich fragte: "Hast du Freunde dort? Bist du nicht allein? Ich mache mir Sorgen" Wie er auch hier immer war winkte er ab und strahlte und sagte: "Ach wo, alles ist gut." Ich war so erleichtert und froh.

Und dann klingelte mein Telefon 2 mal. Wer auch immer das war, ich könnte dieser Person in den H... treten.

Da man ja nicht so rumzweifeln soll, nehme ich der Einfachheit halber an, dass das Klingeln einen schweren traurigen Abschied verhindern sollte und hat.

Ich wachte auf und war einfach nur glücklich. Ich habe mich nie darauf konzentriert. Meint ihr, Papa war bei mir? Blöde Frage wahrscheinlich, ich zweifel es auch nicht wirklich an. Ich habe es ja nicht nur "geträumt" im Kopf, sondern echt gefühlt. Aber es ist sooo schön, dass ich es kaum glauben kann.

Was meint ihr?
Lieben Gruß, Sonja
  #133  
Alt 10.09.2004, 13:50
Vida Vida ist offline
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Liebe Sonja,

ich habe Gänsehaut bekommen, als ich von Deinem Traum las. Wie wunderschön muß das gewesen sein. Ich kann es so gut nachempfinden. Ich habe ja im anderen Thread geschrieben, daß ich auch sehr intensiv träume. Und GENAUSO, wie Du es jetzt beschrieben hast, ging es auch mir mit R.! Ich habe ihn auch gefragt, ob ich ihn umarmen darf und er sagte "klar"....sprich er gab mir Antworten auf Fragen und es war anders, als es in einem normalen Traum ist. Ich konnte morgens noch seine Anwesenheit irgendwie spüren.
War das bei Dir auch so? Daß Du Dich so gefühlt hast, als hättest Du Deinen Vater wirklich gerade getroffen? Ich hatte so ein Gefühl des Friedens und des Glücks in mir. Anders als es nach einem "normalen" Traum ist....

Ach, Sonja, ich freue mich so mit Dir! Genieß dieses Gefühl, daß ihr euch wiedergesehen habt. Es ist nicht nur ein Traum gewesen! Er war sicher ganz nah bei Dir!

Fühl Dich gedrückt.
Viele Grüße in den hohen Norden aus dem sonnigen Südwesten!

Vida

P.S.: Bin auch im Job. Und ich LIEBE übrigens Hamburg und habe dort mal einige Woche gearbeitet. Habe mich mal mit der U-Bahn verfahren und kam statt an meinem Appartment dann abends um 10 am Hauptbahnhof an..... lauter "nette Leute" hihi. Fiel mir nur grad so ein, sorry.... ;-)
  #134  
Alt 10.09.2004, 14:15
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@Vida: Der Traum war nicht in meinem Kopf, ich habe Papa richtig gespürt. Wir haben uns umarmt während er da war. Ja, das Gefühl war anders als nach anderen Träumen. Nicht in der Art, es wäre schön, wenn es so wäre wäre, sondern: wie schön, dass Papa bei mir war.
Ich wusste während des Traumes, dass ich träume und Papa gerade bei mir ist. Solche Träume nennt man Klartraum oder auch luziden Traum.
Und du hast öfter solche Träume?
LG, Sonja
  #135  
Alt 10.09.2004, 14:34
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Hallo Sonja,

ja, ich habe öfter solche Träume. Ich kannte das früher garnicht, obwohl ich meine beiden Großeltern verloren habe und das auch ein großer Verlust war. Dieses Mal ist der Verlust aber anders, schlimmer irgendwie, vielleicht weil R. noch so jung war und es auch so schnell ging.

Und genauso, wie Du es beschrieben hast, waren diese Träume auch bei mir. Ich wußte, ich träume, aber ich wußte andererseits auch, daß er da ist. Er strahlte eine unheimliche Wärme und Güte aus und er gab mir dieses Gefühl, das ich so sehr vermißt hatte die letzten Wochen. Ich konnte mich ja nicht von ihm verabschieden, bevor er starb. Ich hatte in den Wochen vor seinem Tod so ein großes Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen, aber ich durfte nicht zu ihm. Und wenn ich träume, geschieht immer genau das - wir umarmen uns und ich fühle ihn nochmal und merke, daß er mir nah ist.

Viele liebe Grüsse,

Vida
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