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Alt 13.02.2012, 12:37
Heralein Heralein ist offline
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Registriert seit: 13.02.2012
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Standard Das schlimme Ende meiner Mama!

Eigentlich bin ich hier in dem Krebsforum nicht richtig, aber irgendwie fühle ich mich zu Euch hingezogen, zumal man hier auf großes Verständnis trifft. Ich möchte Euch - wenn auch sehr lang - das bittere Ende meiner Mama schildern:

Meine Mama ist am 08.12.2011 im Krankenhaus verstorben. Dem vorausgegangen war ein fast 3monatiger Krankenhausaufenthalt, zunächst vom 09.09. - 21.09.2011 und dann noch einmal vom 26.09. - 08.12.2011.

Alles begann damit, dass meine Mama im März d. J. auf einmal starke Durchfälle bekam und ihr Hausarzt im Nachbarort darauf nicht richtig reagierte und sie dann im April d. J. zu meinen Hausarzt gewechselt ist, der sie dann in eine Facharztpraxis überwiesen hat. Die dortige Ärztin hat dann zwar mit allen Mitteln versucht, diese Durchfälle, die wohl von einer chronischen Darmerkrankung herrühren sollten, zu stoppen, aber eigentlich ist das Gegenteil eingetreten, sie wurden immer heftiger und mehr, auch traten sämtliche Nebenwirkungen, wie Wasser in den Beinen, Hautausschläge etc. auf. Ihr Hausarzt hat sie dann das erste Mal am 09.09.2011 in das Krankenhaus wegen des Verdachtes auf Niereninsuffizienz einliefern lassen. Dort wurde auch nicht herausgefunden, woher diese Durchfälle kamen und sie wurde dann am 21.09.2011 im guten Allgemeinzustand mit 8 verschiedenen Sorten an Medikamenten wieder entlassen. Die paar Tage, die sie dann wieder zu Hause war, ging es ihr so schlecht, dass ihr Hausarzt sie wieder hat ins Krankenhaus einliefern lassen. Mein Vater und ich haben sie dann wieder in das hier in unserer Kleinstadt ansässige Krankenhaus gebracht, was wohl der Fehler unseres Lebens war und ich mir schwerste Vorwürfe mache!

Im Krankenhaus wurden dann mehrere Darm- und Magenspiegelungen und andere Untersuchungen durchgeführt, aber es konnte weiterhin nicht herausgefunden werden, woher diese Durchfälle stammten. Mein Vater und ich haben meine Mama täglich besucht und sie immer wieder aufgemuntert, sie mit Essen und allem möglichen versorgt. Auch haben mein Vater und ich wöchentlich mit den dort ständig wechselnden jungen Stationsärztlichen, die ohne ihre Oberärztin nie was sagen konnten, gesprochen und es wurde uns nie eine richtige Auskunft erteilt. Es sei alles nicht so schlimm und man habe alles im Griff. Es hieß dann teilweise, dass die chronische Darmentzündung aus dem Darm raus sei bzw. nur noch gering vorhanden sei usw. Selbst um welche chronische Darmentzündung es sich gehandelt hat (Morbus Chron oder Colitis Ulserosa) konnte bis zum Schluss nicht diagnostiziert werden, diese wurden durch sämtliche Darmspiegelungen immer ausgeschlossen. Meine Mama aber wurde mit einem Medikament speziell hierfür, von dem sie täglich 8 Tabletten nehmen musste, behandelt und welches verheerende Nebenwirkungen hat.

Ich hatte mich dann zwischenzeitlich mit der Darmabteilung einer Spezialklinik per E-Mail in Verbindung gesetzt und wollte meine Mama verlegen lassen. Dieses habe ich auch der zuständigen Oberärztin mitgeteilt und erst daraufhin kam sie dann auf die Idee, ihren Kollegen, den Oberarzt für Privatpatienten, der wohl ein Darmspezialist sei, einzuschalten. Nach 2 Tagen stand dann das Ergebnis fest. Bei meiner Mama im Darm hatte sich eine Fistel gebildet, die operiert werden sollte. 7 Wochen vorher konnte aber wohl nichts diagnostiziert werden! Sie wurde dann ein paar Tage später auf die chirurgische Abteilung verlegt, Eine OP konnte aber zunächst zu stattfinden, weil sie mittlerweile eine tiefe Venenthrombose im Bein hatte. Auch auf Schmerzen im Bein haben meine Mama und mein Vater die Ärztinnen und das Pflegepersonal wochenlang hingewiesen, aber nichts wurde unternommen!

Sie wurde dann eine Woche später operiert, war 24 Stunden auf intensiv und alles war wohl gut verlaufen. 4 Tage danach, bei unserem Besuch an einem Samstag, ging es meiner Mama sehr schlecht. Sie hatte einen Schüttelfrost und sich mehrmals übergeben, dies obwohl sie bisher noch nichts gegessen hatte. Ich habe mehrmals die Schwester geholt, die nichts veranlasst hat. Als meine Mama dann sonntags mittags wieder anrief, teile sie mir mit, dass sie die Nacht wieder auf Intensiv verbracht hätte. Ich habe dann später herausgefunden, dass sie einen Schockzustand hatte. Mein Vater war dann am nächsten Tag wieder im Krankenhaus zur Besprechung und hierüber wurde nichts gesagt, es war wieder alles unter Kontrolle. Am Dienstag wiederum, als wir meine Mama besuchten, war ihr so heiß und sie wollte sich immer ausziehen, obwohl im Zimmer das Fenster auf war und es ziemlich kühl war. Auch dann habe ich wieder mehrmals die Schwester geholt, die wieder nichts veranlasst hat und mir mit meinem Vater auf dem Krankenhausflur mitteilte, wie schwer krank meine Mama sei und was sie alles noch für Krankheiten hätte, die sich alle im Lauf der Zeit im Krankenhaus entwickelt hätten und von denen wir und meine Mama nichts wussten. Am nächsten Tag erhielt mein Vater dann morgens den Anruf, dass meine Mama notoperiert werden müsste, da die innere OP-Naht wieder aufgegangen sei. Nach der OP besuchten wir meine Mama dann wieder auf Intensiv und es wurde uns wieder nichts mitgeteilt. Am nächsten Nachmittag (Donnerstag), als wir sie wieder besuchen wollten, erhielten wir gleich von der zuständigen Intensivärztin die Mitteilung, dass meine Mama wohl soeben einen Herzstillstand hatte und die Nacht wohl nicht überleben würde. Sie war in einen künstlichen Schlaf verlegt worden. Woher dieser Herzstillstand herrührte, teilte sie uns nicht mit. Später fand ich dann heraus, dass meine Mutter eine Lungenembolie bedingt durch die Thrombose hatte! An dem darauffolgenden Sonntag erhielten wir noch einmal die Nachricht, dass sie wohl dann in dieser Nacht versterben würde. Aber sie überlebte und wurde dann am Montag aus ihrem Schlaf wieder zurückgeholt und ihr Zustand wurde in den nächsten Tagen immer besser. Sie hat z. B. den darauffolgenden Mittwoch und Donnerstag wieder alleine getrunken, gegessen, war nicht mehr beatmet, es wurde mit ihr Krankengymnastik gemacht und ihr war langweilig und sie wollte am Liebsten wieder auf Station, um TV zu gucken, oder möglichst bald nach Hause. Wir haben mit ihr gequatscht und es ging ihr gut.

Am darauffolgenden Freitag erhielten wir wieder einen Anruf, dass meine Mama noch einmal operiert werden müsste, da die OP-Naht wieder nicht heilen würde. Auch nach dieser OP, war sie wieder ansprechbar und bereits nicht mehr beatmet. Es ging ihr dann aber von Tag zu Tag immer schlechter, weil sie auch starke Schmerzen hatte, wieder alles nicht heilte und sie weiterhin Blut verlor. Auch war ihr Rücken vom Liegen wund und ihre Arme waren völlig zerstochen und kaputt. Wir waren dann jeden Tag morgens und nachmittags bei ihr, mal war sie wach und hat uns erkannt, konnte etwas mit uns reden, mal schlief sie.

Allerdings an ihrem letzen Tag, an dem es ihr zuvor m. E. nach wieder etwas besser ging - sie war wach und erkannte uns etc. - erhielten wir dann abends den Telefonanruf von der Intensivstation, dass ihr Blutdruck rapide fallen würde und ob wir herkommen möchten. Ich kam gerade aus der Dusche und meinem Vater ging es sehr schlecht. 25 Minuten später erhielten wir dann den Anruf, dass sie friedlich eingeschlafen sei. Ich wollte dann ins Krankenhaus fahren, um mich von ihr zu verabschieden und sie noch einmal zu sehen, was mir allerdings verwehrt wurde mit den Worten, dann müsse ich innerhalb einer halben Stunde dort sein, sonst käme sie weg! Bereits am Vortag hatte ich ein Gespräch mit einer Schwester, die uns mitteilte, dass es besser sei, wenn wir beim Bestatter Abschied nehmen und dieses Gespräch hatte ich dann auch noch im Hinterkopf, obwohl ich ja auch eigentlich weiß, dass es in jedem Krankenhaus einen "Raum der Stille" gibt. Da meine Mama allerdings eine Urnenbeisetzung erhält, konnten wir noch nicht einmal mehr beim Bestatter Abschied nehmen und das macht mich so fertig und auch, dass ich ihr in ihrer letzten Stunde nicht beistehen konnte!

Auch diese ganze schlimme Zeit im Krankenhaus und dass ihr dort nie richtig geholfen wurde und mein Vater und ich uns immer wieder Frechheiten und Unzulänglichkeiten vom Pflegepersonal und den Ärzten anhören mussten und wie auch teilweise meine Mama immer ausgeschimpft wurde (sie hat mir das immer am nächsten Tag erzählt oder abends, wenn wir noch einmal telefoniert haben), macht mich fertig. Insbesondere das Verhalten auf der Intensivstation: Mein Vater und ich sitzen am Bett meiner Mama und wollen in Ruhe und Besinnlichkeit die letzten Tage mit ihr verbringen und das Klinikpersonal lacht laut kreischend im Vorraum und benimmt sich dort, als wenn es eine Party feiert und das nicht nur einmal. Auch habe auch ich mit sämtlichen internistischen Ärzten, an der 1. OP und darauffolgenden 1. Not-OP meiner Mama beteiligten Ärzten gesprochen und nie eine richtige Antwort erhalten, wie es überhaupt zu diesem schrecklichen Ergebnis gekommen ist. Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel nachgefragt. Zwei Schwestern auf der chirurgischen Abteilung, die meine Mutter dort vormals betreut hatten, haben uns auch direkt gesagt, wir sollen gegen das Krankenhaus vorgehen.

Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich sie dort nicht 'rausgeholt habe oder dass sie vor dort aus nicht in ein geeignetes Krankenhaus verlegt worden ist.

Ich habe dann eine 8seitige E-Mail an den Klinikdirektor geschrieben. Dieser war ziemlich erschüttert und mein Vater und ich führten dann 2 persönliche Gespräche mit diesem älteren und für mich eigentlich auch sympathischen Klinikdirektor, der uns sämtliche Klinikberichte erläutern wollte. Auch sagte er uns noch, dass "meine Mama wohl das Opfer einer Verkettung unglücklicher Umstände geworden wäre" und "wenn einmal was schief geht, geht alles schief". Allerdings der wichtigste Klinikbericht von der Inneren Abteilung lag ihm nicht vor. Diesen habe ich bereits Tage zuvor vom Hausarzt meiner Mutter ausgehändigt bekommen und dieser trägt ein Datum, zu dessen Zeitpunkt z. B. die Thrombose und die Fistel noch gar nicht diagnostiziert waren, diese aber inmitten der Befunde aufgeführt wurden. Dieser Klinikbericht ist einfach um knapp 14 Tage zurückdatiert worden!

Mittlerweile habe ich einen Schlichtungsantrag bei der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen eingereicht, denn solch' massive Fehler will ich nicht ungesühnt lassen.

Meine Mama war trotz ihrer 83 Jahre vorher körperlich und geistig gesund und fit, hat ihren Haushalt und ihr ganzes Leben alleine gemeistert, sie war regelmäßig zum Gesundheits-Check und alles war immer bestens. Sie war kein omatyp, sondern immer flott gekleidet und pfiffig. Sie war eigentlich nie krank, hatte vielleicht alle 3 Jahre mal 'ne Erkältung, aber sonst nichts. Sie hat Zuhause alles gemanaget, der Haushalt war ihr Bereich und sie war immer fit, hatte 'ne große Klappe und war immer hilfsbereit. Ihr Selbstbewusstsein hat sie dann allerdings im Krankenhaus völlig verloren und wurde im Laufe der Zeit immer ängstlicher, aber sie hat bis zum Schluss gekämpft und wollte immer wieder nach Hause und endlich wieder in ihrem Bett zu schlafen oder in ihrem Fernsehsessel zu sitzen. Mein Vater und ich aber haben immer gesagt, die Ärzte müssen erst herausfinden, was Du hast. Und keiner hat ihr wirklich geholfen. Erst nach über 7 Wochen wurde herausgefunden, dass sie eine Darmfistel hatte und die für ihren Tod ausschlaggebende Thrombose wurde auch zunächst einfach "übersehen". Im Laufe ihres Aufenthaltes im Krankenhaus hatte meine Mama ca. 10 verschiedene ältere Mitpatientinnen (das waren immer Zwei-Bett-Zimmer), die alle irgendwie nicht mehr so mobil waren, einen Rollator oder irgendwelche Alterserkrankungen hatten, die aber alle nach ein paar Wochen wieder 'rausgekommen sind, nur meine Mama nicht! Man konnte ihren Verfall seit der Diagnose der Thrombose regelrecht miterleben, obwohl die Ärzte auf der Chirurgie zuversichtlich waren, dass sie nach der OP nach 10 Tagen wieder nach Hause könnte!

Meine Mama ist nun auf dem Grab meiner Schwester, die vor 25 Jahren verstorben ist und welches eigentlich dieses Jahr abgelaufen wäre, beigesetzt worden. Meine Schwester wäre am 13.12.2011 50. Jahre alt geworden, an diesem Tag wurde nun die Sterbeurkunde meiner Mama ausgestellt. Ich bin Anfang November 40 Jahre alt geworden und dann hat meine Mama noch einen Sohn aus 1. Ehe, der im Mai d. J. 60 Jahre alt geworden ist, aber zu dem sie seit fast 25 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Meine Eltern hatten d. J. im September auch noch Goldene Hochzeit und meine Mama wäre am 31.12.2011 84 Jahre alt geworden!

Es kam dieses Jahr alles knüppeldick für uns, mein Vater und ich wurden immer wieder von Unglücken und Krisen heimgesucht und ich weiß nicht, wie alles ohne meine Mama weitergehen soll, sie fehlt mir so sehr. Ich selber habe keine Familie oder derzeit einen Freund, auch kann man irgendwelche Bekannte, die eigene Probleme haben, hiermit nicht belasten. Auch wenn sie ihr Alter hatte und ich auch nicht mehr die Jüngste bin, werde ich mit allem nicht fertig. Ich dachte immer, sie würde langsam altern, ich würde ihr dann vieles bzw. noch mehr abnehmen, aber mit so einem schrecklichen Ende habe ich nie gerechnet. Wofür wurden sie und wir so bestraft? Ich vermisse sie so sehr. Bei ihr konnte ich mich stundenlang ausquatschen, sie wusste immer Rat oder konnte einen aufmuntern, wenn es einem schlecht ging. Am Liebsten wäre ich bei meiner Mama, aber da ist noch mein Vater, um den ich mich nun kümmern muss!

Ich dachte ja, dass die Trauer ja mit der Zeit langsam nachlässt und in der Woche, wenn ich zur Arbeit bin, geht es meistens einigermaßen, aber die Wochenenden sind schlimm, da heule ich nur noch und grübele! Warum musste alles so schlimm enden, warum konnte ich nicht an ihrem Ende bei ihr sein und warum konnte ich sie nicht noch einmal sehen!?
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