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Alt 29.05.2003, 16:44
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Standard Engel

Hallo ihr Lieben!

Ich bin zurück von der Insel und fühle mich etwas erholt. Ich konnte endlich mal wieder ein paar Stunden am Stück schlafen, bei geöffnetem Fenster und dem Rauschen der Wellen war es irgendwie beruhigend.

Ich habe mir einen wunderschönen einsamen Platz auf einer Moole gesucht, auf der ich viel Zeit verbracht habe. Abends, kurz vor der Dämmerung vermischten sich Horizont und Wasser zu einem Ton, so dass ich kaum mehr sah, wo die Erde endet und der Himmel anfängt...

Ich denke, genauso ist es auch mit unseren Engeln. Wir können sie zwar nicht mehr direkt ansehen, aber sie sind nicht weg. Wir können nicht sagen:"Hier endet sein oder ihr Leben!" Unsere Engel sind immer bei uns. Ich habe es ganz deutlich gespürt. Es tat gut, am Meer zu sein. Leider war es auch sehr traurig, all die glücklichen Familien zu sehen; kleine Kinder im Sand, verliebte Paare auf der Promenade etc. Manchmal hätte ich am Liebsten nur laut geschrien...

Ihr ward sehr fleißig und ich habe kräftig nachgelesen. Bei meinem Engel und mir war es genauso wie bei euch, Jörg! Viele Chemos, Ops und sogar Stammzelltransplantion. Dann endlich ein kurzzeitiges Aufatmen. Es waren sechs Wochen. Dann entdeckten die Ärtze zwei neue Lungenmetastasen. Dennoch waren wir voller Hoffnung. Mein Engel hat die Medikamente immer gut vertragen, war so tapfer. Sogar die Hochdosis mit allen Nebenwirkungen hat er durchgestanden. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie wir endlich wieder raus durften, nach der Isolation. Wir waren im Krankenhauspark und sahen uns die Sonne an. Es war ein Gefühl, wie nach einer gewonnenen Schlacht!!!

Aber leider kam dann doch alles anders...! Mein Engel und ich haben an diesem schrecklichen Sonntag im Februar noch zusammen gesprochen, uns gesagt, wie sehr wir uns lieben. Es war morgens um 7.00 Uhr. Danach wollten wir weiterschlafen. Alles war wie immer. Als ich wieder wach wurde, war mein Engel schon bewusstlos. Trotzdem hat er weitergekämpft, er hat geschwitzt und geatmet. Er wollte nicht gehen. Wir sind ins Krankenhaus gebracht worden, wo mein Schatz noch einige Stunden geatmet hat. Ich war die ganze Zeit mit meiner Wange an seiner, Hand in Hand, habe ihm viel erzählt und ihm gesagt, dass er keine Angst zu haben braucht. Ich habe seine Hand nicht losgelassen und hoffe so sehr, dass er mich gehört hat. Hätte sich in diesem Moment der Himmel geöffnet und mir die Wahl gelassen, mit ihm zu gehen, ich hätte es getan. Aber diese Wahl haben wir nicht. Also müssen wir weiter durchhalten, bis wir unsere Engel hoffentlich wiedersehen!!!!

Schön, dass ihr noch alle da seid. Bis bald, Julia
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