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  #1  
Alt 20.11.2011, 14:32
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Ich habe es gelesen und verstanden.

Wollte mich nicht so davonschleichen, ich will Dir sagen, es hilft ja nichts, es wird auch nicht schnell besser, der Gedanke "Bruder tot" erwischt Dich immer wieder- wird irgendwann zur Realität.

Es ist wie es ist.

Ich selber knabber ganz schlimm am Tod meiner Schwester, und es ist da noch kein Ende in Sicht, es ist noch nicht so tief in mein Bewusstsein gedrungen, dass ich nicht beinahe täglich denke- Heike anrufen, oder ob sie schon zuhause ist...

Irgendwann wird es sicher so sein, dass sie WEG ist....
eine liebe Erinnerung, traurige Gedanken...
aber die große Trauer, die wir noch spüren, wird weniger, ist gewohnter,
haut uns nicht mehr so von den Socken...
aber der Riss im Leben bleibt, kann zugepappt werden mit Zeit und Gewohnheit, ist aber trotzdem untendrunter noch da.

Wirres Geschreibsel, ich hoffe Du verstehst was ich meine.

Du bist nicht allein, ich weiss gut wie Du fühlst.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #2  
Alt 25.11.2011, 01:24
maryellen maryellen ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Liebe Monika,

ich danke dir sehr!!
Es tut mir wirklich sehr, sehr Leid, dass du deine liebe Schwester verloren hast.. Weiß gar nicht was ich sagen soll...

Ja.. Dann verstehst du es......

Manchmal ist es einfach kaum zu ertragen und zerreißt mir einfach fast das Herz.. Stephan fehlt einfach an jeder Ecke...
Daher mein "leicht" wirres Geschreibsel von letztens.. Kurz vorm Durchdrehen..
So schwer ist das einfach, so schwer und unfassbar....

Hoffentlich wird es bald etwas mehr gewohnt, wie du sagst. Es soll ja auch wirklich so sein..
Und dass wir, die wir jetzt ohne unsere Lieben weiterleben müssen, dass wir uns bald mehr an das Schöne mit ihnen erinnern können...
Wenn es umgekehrt wäre, würden wir das ja auch für sie so wollen...

Ich wünsche dir alle Kraft der Welt!!
Lieben Dank nochmal für deine Nachricht,
Marion
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  #3  
Alt 23.12.2011, 22:55
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Liebe Maryellen!

War schon länger nicht mehr hier, hab daher erst jetzt Deine Zeilen vom November gelesen. Ja, ich versteh Dich so gut, auch ich kann gerade jetzt - vor Weihnachten - es wieder einmal nicht fassen, dass es auch dieses Jahr wieder Weihnachten ohne meinen großen Bruder sein werden. Es ist nun 1 Jahr und 8 Monate her und es tut noch immer sehr weh.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt uns bloß damit zu leben. Damit muss ich mich wohl abfinden, dieser Schmerz des Verlustes wird wohl nicht vergehen. Und die immerbleibende Frage nach dem "Warum musste das alles passieren mit ihm?"

Hab seine Mobilnummer noch immer nicht aus meinem Speicher geholt, schaff es einfach nicht. Möchte ihn immer wieder mal einfach anrufen...

Liebe Maryellen, ich kann Dich sehr gut verstehen mit dem, was du durchmachst!
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  #4  
Alt 17.02.2012, 01:27
maryellen maryellen ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Liebe Tischlerin!!

Hab erst jetzt nach langer, langer Zeit wieder geguckt..

Ja, es ist schlimm.. Ich habe auch weder seine Mobilfunknummer, noch seine Festnetz gelöscht..

Habe gerad auch viele, eigentliche positive Sachen beruflich - die ich dringend wieder so gern mit Stephan besprechen würde (wir waren ja im selben Laden)... Auch manch doofe Sachen privat - da bräuchte ich unbedingt seinen Rat, oder einfach nur das Gefühl, dass er auf meiner Seite ist... Auch, wenn ich weiß, dass ich ja für alles in meinem Leben ja eigentlich selbst verantwortlich bin..
Tja, oder Quatschen einfach nur so zum Spaß...

Er war für mich einfach immer ein ganz großer Halt - Wir waren immer füreinander da..
Naja.. Und jetzt eben nicht mehr.

Weihnachten gabs bei uns nicht.
War nur kurz bei unseren Eltern zum Kaffee am zweiten Feiertag..
Es war traurig.
Und vor zwölf Tagen war sein Geburtstag.. Sein erster Geburtstag so.

Hab gerad das Gefühl, dass jetzt Jahrestag nach Jahrestag kommt..
Erst Diagnose, dann HirnOP, dann erste Chemo, dann, dann, dann..

Und der Gedanke "letztesmal war noch alles einigermaßen.. hm naja.. gut..." (Zumindest konnten wir miteinander sprechen)

Es ist einfach so schlimm!!

Weißt du, wenn man wenigstens sicher wüsste, es geht ihnen gut..
Wenn sie doch nur irgendein Zeichen schicken könnten....

Was ich manchmal denke (ich mag ja die Naturwissenschaften):
Es geht ja nichts verloren.. Weder Energie, noch Materie...
Sie wandelt sich nur um und wandern woanders hin, verteilt sich vielleicht erstmal und bildet dann mit neuen Teilchen vielleicht ein neues Wesen..

Manchmal, wenn ich nur so durch die Straßen laufe, manchmal hab ich plötzlich das Gefühl, ihm ganz nah zu sein, ihn vielleicht sogar einzuatmen..
Oder, dass er vielleicht ein bisschen in der einen Schneeflocke steckt, die da gerad auf meine Nase gefallen ist.....

Weiß nicht..
Ich hoffe, es wird irgendwann besser..

Liebe Grüße und alle Kraft,
Marion

Geändert von maryellen (17.02.2012 um 01:41 Uhr)
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  #5  
Alt 21.10.2012, 04:02
maryellen maryellen ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

.. und eigentlich sind wir einfach wie alle anderen vorher und ganz normal!

Es ist einfach so: Sh..* passiert halt...

Irgendwann erwischt es eben jeden, so oder eben so.
Und für jeden ist es eben irgendwann das erste Mal - so oder eben so.

Das erste Mal einen engen, lieben Menschen verlieren.. Man leidet unglaublich - und es hört wahrscheinlich nie ganz auf.
Dann später irgendwann geht man selbst ja auch - und die Lieben um einen herum, also die, die bleiben: die müssen dann auch da durch ...

Also, alle erwischt es von beiden Seiten..
Ist ja auch logisch und ganz normal. Und somit irgendwie beruhigend auch ...

Es gehört wohl dazu.
Vielleicht leben wir alle heutzutage einfach zu sehr in der Illusion, es sei einfach nicht so - vielleicht irgendwann, aber das ist ja immer soooo weit weg .. und wir seien einfach unsterblich.. Aber dann kommt der Tag!

Und dann kann man es nicht glauben. Wird geradezu überwältigt von dem Schmerz und denkt "warum denn nur? Hätt ich doch nur.. Warum haben wir denn nicht...?"

Und es ist wahrscheinlich sogar immer ziemlich gleich ... Was die Menschen empfinden, was leider fast alle Menschen irgendwann empfinden ...

Ja, wir sind ein Teil dieser Welt - ganz offensichtlich!!

Geändert von maryellen (21.10.2012 um 04:16 Uhr)
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  #6  
Alt 21.10.2012, 15:25
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Ich sehe, Dir geht es wie mir.

Meine Heike fehlt mir , 10 x am Tag laufe ich an irgendeiner Erinnerung (Foto, Strickjacke, von ihr genähte Dinge)vorbei, bleibe stehen, lege die Finger für einen Moment auf den Bilderrahmen, sage leise "Heike" und
weiter gehts.
Am schlimmsten ist es eigentlich, dass wir nicht drüber reden können,
sind alle so dünnhäutig, immer schon gewesen, keine Redner, eher Macher.
Unsere Eltern sind so alt geworden, es tut so weh den Kummer zu sehen und nichts tun zu können.
Ich lebe weiter, jeden Tag mit Vergnügen - sie hätte das von uns erwartet - aber SIE fehlt mir einfach.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #7  
Alt 03.11.2012, 23:48
maryellen maryellen ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Liebe Monika,

ja, genau so geht´s mir auch..
Ich habe auch ein sehr schönes Leben - mein Bruder will das ja auch so für mich..

Und wenns mir schlecht geht, stelle mir immer irgendwann vor, wie er sagt "Jetz hör doch mal uff!!" oder "Jetzt lach doch maaal.." - Und ich kann dann fast seine Stimme hören, seinen Tonfall..

Und wirklich mindestens 10x, wenn nicht sogar 20x am Tag denke ich an ihn oder spreche mit ihm, versuche ihn zu hören oder seine Anwesenheit zu spüren und warte immernoch auf ein Zeichen.. Ich flüster dann immer "Na? Stephan..?!"

Für mich ist er einfach so lebendig - er war ja auch ein "lauter", einfach so präsent. Wie kann er das denn plötzlich nicht mehr sein..?

Ich war gestern bei unseren Eltern... Es ist wahrlich nicht leicht!
Meine Mama redet schon sehr viel - zu viel glaub ich, vorallem für Papas Geschmack.. Der zieht sich dann immer zurück und muss ganz schnell weinen. In Papas Familie wird sonst auch nicht gern drüber geredet.
Dabei tut das eigentlich so gut.. Immer mal zu sagen "Ach, weißt du noch.." oder "Naja! Also Stephan würde ja jetzt sagen..."

Papa ist ja vor zwei Wochen 70 geworden - das war ein Drama, das Fehlen..
Ich habe im Namen unserer Familie ein Fotobuch für ihn gemacht und einfach ein paar schöne Erinnerungen zusammengestellt. Die Idee kam eigentlich von Papas Bruder - Er hatte sich die Mühe gemacht und seine Kindheitserinnerungen aus Schlesien aufgeschrieben.

Naja, es ist ja auch wichtig, das zu erinnern. Ich mach da auch nochmal was draus.. Aber vielleicht nicht gerade jetzt und nicht so.. Die ganzen Bomben, dann die Vertreibung, Aufenthalte in Auffanglagern, diverse Tode.. Naja, schon auch mal was Schönes zwischendurch. Aber, dann hörte die Geschichte auf bei der Hochzeit meiner Eltern, bei der Mama ja schon schwanger war mit Stephan!

Das ging natürlich gar nicht!!!

Wir konnten doch nicht einfach die letzten 45 Jahre (also Stephan) aus Papas Leben herauslöschen, nur weil es eventuell unangenehm gewesen wäre.. (Mein Onkel ist jetzt wohl sauer auf mich, weil ich sein Werk unterschlagen und seine Idee komplett "verfälscht" habe..)

Aber ich glaube, ich habs geschafft, alles schön zu machen - ohne irgendwas zu beschönigen.. Stephan konnte einfach auch ein ganz schöner Kotzbrocken sein und einfach UNMÖGLICH.. Wir alle eigentlich, denn unsere ganze Familie ist ja schon ziemlich bekloppt - aber auch liebenswert :0))

Meine Eltern gucken sich das Buch jetzt wohl jeden Tag mehrmals an und freuen sich unglaublich - müssen aber auch immer wieder weinen... Denn es war doch auch schön!! Ja, es war schön!!

Und obwohl wir etwas so hässliches erlebt haben jetzt... Das Schöne bleibt einfach schön und es gibt immernoch so viel davon!!

Und die Beschäftigung mit all den Fotoalben und den dazugehörigen Ereignissen in der Familie.. Irgendwie hat mir das das Gefühl gegeben, dass wir einfach in einen größeren Rahmen gehören. Wir sind nicht die Ersten und auch nicht die Letzten und wir sind ein Teil des Ganzen!!

Tja.. Ja.. Aber, das Vermissen hört nicht auf......
Solls doch auch nicht, oder? Wir haben sie doch lieb!!

Geändert von maryellen (04.11.2012 um 00:15 Uhr)
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