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  #1  
Alt 02.03.2013, 14:55
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

Hallo ihr Lieben,

Ich bin gerade am Koffer packen. Morgen früh mache ich mich für 1 Woche auf nach Ägypten, um dort in unserem Lieblingshotel nach lieben Erinnerungen zu suchen. Ich freue mich darauf und bin gleichzeitig unendlich traurig, weil ich nun nur noch einen Koffer packen muss und niemand da ist, mit dem ich die Vorfreude auf den Urlaub teilen kann. Und weil ich immer daran denken muss, dass er - als wir das letzte Mal dort waren - noch gesund war und eine lebensbedrohliche Erkrankung jenseits unserer Vorstellungen lag.

Ich habe ein ganz sonderbares Gefühl in mir. Einerseits die freudige Erwartung, ihn und mit ihm die schönsten Zeiten in unserem gemeinsamen Leben wieder zu finden und gleichzeitig Angst davor, was diese Erinnerungen in mir auslösen werden.

Ich habe keine Angst vor den Tagen - da werde ich schwimmen, schnorcheln und lange Strandwanderungen machen, aber ich fürchte mich vor dem Abend. In diesem Hotel sind zu 90 % ältere Ehepaare, die das gemeinsame Abendessen genießen und reden und lachen - genau wie wir das auch immer gemacht haben. Nur dass ich jetzt allein dort sein werde und den anderen beim genießen, reden und lachen zusehen muß. Und mich immer wieder fragen werde, warum gerade uns das nicht mehr vergönnt ist....

Ich hoffe, ich werde damit umgehen können und es wird nich allzu schmerzhaft für mich werden - aber ich kann einfach nicht anders: ich muß dorthin und mich den Erinnerungen stellen.

Ganz liebe Grüße an alle Mitleser und eine gute Zeit für euch
Edith
__________________
mein Mann:
NSCL ED 21.10.2010
nach langem Kampf ins Licht gegangen am 30.11.2012
für immer in meinem Herzen

http://www.youtube.com/watch?v=ibREmAkEgJo
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  #2  
Alt 02.03.2013, 17:01
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

Liebe Edith! Ich wünsche dir eine wunderschöne Woche! Ich denke schon, dass es nicht einfach für dich werden wird aber ich weiß und ich kann es nachfühlen, dass du dich da hingezogen fühlst! Ich wünsche dir einen "guten" Herzschmerz, der bei dir vieles aufarbeiten lässt!
Auch ich habe so eine Reise vor, waren mit Papa als er noch gesund war in Kroatien. Möchte unbedingt dort hin, kann es mir jetzt noch nicht vorstellen, es ist noch zu frisch aber ich sehne mich danach und werde es auch tun!

Pass auf dich auf und geh deinen Gefühlen nach, die sind richtig!

Liebe Grüße Nina
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #3  
Alt 03.03.2013, 11:09
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

liebe edith.
ich wünsche dir eine gute zeit in ägypten.. genieß das gute wetter dort :-)
ich hoffe, du kannst dort so aufarbeiten, wie du es dir vorstellst.
ich ziehe den hut vor dir.. allein dort hinzugehen.. alle achtung.
das zeigt doch, was für eine starke frau du bist :-)
laß es dir auch gut gehen... es sei dir so sehr gegönnt.
drückerle von tine
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MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #4  
Alt 05.03.2013, 13:38
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

Liebe Edith,
ich finde es auch sehr mutig, dass Du Dich dem stellen willst.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass die Erinnerung an die schönsten Zeiten in eurem gemeinsamen Leben Dir gut tut.
Und dass Du Sonne, schwimmen, Strandspaziergänge auch genießen kannst.

Alles Liebe,
Anja
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  #5  
Alt 06.03.2013, 23:46
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

Liebe Edith, ich wünsche Dir auch von Herzen eine wunderschöne Woche. Ich habe gleich nach Dieters Tod Urlaub gemacht, an dem Ort, an dem wir glücklich waren. Es war schön und traurig zugleich. Ägypten war auch ein Ort an dem er sich wohl gefühlt hatte. Bin damals mit meinem Sohn hingeflogen, er hat gleich Freunde gefunden, aber ich war halt eben ein Singel, und sehr alleine, rings rum Paare, es ist schon frustran und sehr traurig. Aber man lernt mit der Zeit mit dem Schmerz zu leben.

Gruß Ilonka
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  #6  
Alt 12.03.2013, 22:47
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: du fehlst so sehr...

Hallo ihr Lieben,

Da bin ich wieder - zurück aus meinem ersten "Single-Urlaub" - gesund und um eine wertvolle Erfahrung reicher: ich bin allein zurecht gekommen!

Doch der Reihe nach:
Im Hotel angekommen habe ich mich zuallererst über ein riesengroßes Zimmer mit 2!!! Doppelbetten für mich allein gefreut und dann festgestellt, dass es genau dasselbe Zimmer ist wie wir es bei unserem ersten Besuch in diesem Hotel vor 5 Jahren hatten, nur 2 Stockwerke höher. Was für ein Zufall bei über 400 Zimmern im Hotel.

Dann bin ich zum ersten Abendessen in den Speisesaal geschlichen und habe sofort gemerkt, dass noch fast das gesamte Personal da ist wie vor 3 Jahren bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub dort. Ich hab mich an irgend einen freien Tisch gesetzt und unser Lieblingskellner ist sofort erfreut auf mich zugelaufen, hat mir die Hand geschüttelt, mich herzlich willkommen geheißen und gefragt, wo mein Mann ist. Und dann sind die Tränen schon gelaufen und ich habe ihm gesagt, dass ich allein hier bin, dass mein Mann leider nie wieder kommen wird, weil er vor 3 Monaten gestorben ist.

Der nette Kellner war total entsetzt und konnte irgendwie nicht damit umgehen. Er hat nur gemurmelt, dass es ihm leid tut und dann ist er vom Tisch gegangen, hat einen jungen Kollegen geschickt und in den nächsten 60 Minuten einen großen Bogen um meinen Tisch gemacht, was mir sehr weh getan hat.

Und dann habe ich festgestellt, dass ich offensichtlich der einzige Single-Gast in diesem Hotel bin, denn ich habe die ganze Woche nur Paare und Familien gesehen. Dass wohl nicht viel Alleinreisende dort sein werden, habe ich allerdings schon vorher gewusst, das ist eben kein Clubhotel, sondern eines für ältere Ehepaare. Nun jedenfalls habe ich mich total verlassen und einsam gefühlt und war an diesem Abend froh, dass ich nur 1 Woche gebucht habe. Ich bin nach dem Essen auf mein Zimmer und hab mich in den Schlaf geheult.

Am nächsten Morgen wurde ich auf meinem Balkon von strahlendem Sonnenschein, milder Temperatur und einem atemberaubenden Ausblick aufs Rote Meer empfangen. Ich habe versucht, dass alles nicht nur mit meinen Augen, sondern auch mit den Augen meines Mannes zu sehen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er wirklich da ist, was mir ein warmes Glücksgefühl beschert hat.

Dann bin ich zum Frühstück gegangen und siehe da: "unser" Kellner hatte sich wieder gefangen, hat mich gleich an einen freien Tisch geleitet und hat sich fortan den ganzen Urlaub rührend um mich gekümmert, wenn gleich er auch mit keinem Wort mehr von meinem Mann gesprochen hat. Trotzdem habe ich mich durch seine Fürsorge fortan sehr viel wohler gefühlt im Speisesaal - allein unter lauter glücklichen und vielleicht auch nicht so glücklichen Paaren.

Ab dem 3. Tag habe ich dann angefangen, den Urlaub zu genießen. Bis auf einen bewölkten Tag war die ganze Woche wunderbares Wetter mit Temperaturen zwischen 28 und 31 Grad und 23 Grad warmem Meer, welches zum Schwimmen und Schnorcheln eingeladen hat.

Ich habe sehr ruhige Tage verlebt, viel gelesen, lange Strandwanderungen gemacht und habe ganz bewusst Erinnerungen herauf beschworen. Ich bin die gleichen Wege gegangen wie mit ihm, habe den Tagesablauf so gestaltet wie mit ihm, habe alles so gemacht, als ob er mit dabei wäre. Ich habe 2 Liegen unter meinen Sonnenschirm gezogen und habe mich wie immer auf die auf der rechten Seite gelegt.

Und mehr als einmal habe ich - nachdem ich nach einem kurzen Strand-Nickerchen erwacht bin - als erstes zur anderen Liege hinüber geschaut um zu sehen, was er gerade macht, um dann - von einem schmerzhaften Stich ins Herz getroffen - wieder zurück zu sinken und eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen.

Aber es war sehr heilsam für mich. Ich hatte immer das Gefühl, dass er da ist und wie auch zuhause habe ich ihm ständig alles erzählt und ihn an allem teilhaben lassen.

Und ich habe zuhause noch extra einen Plexiglas-Fotorahmen gekauft, damit ich auch im Urlaub sein Foto neben mein Bett stellen kann. Und jeden Abend, wenn ich das Foto zu mir genommen und ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben habe, ist ein ganz warmes Gefühl durch mich hindurch geströmt und hat mich glücklich gemacht und mir erstaunlich erholsamen, guten Schlaf gebracht.

Und gegen Ende der Woche hatte ich dann plötzlich die Gewissheit, dass ich es durchaus noch einige Tage so aushalten würde, weil ich eine ganz starke Verbundenheit mit ihm an diesem für uns ganz besonderen Ort gespürt habe.

Und so kann ich jetzt - wieder glücklich zuhause gelandet - mit Gewissheit sagen, dass ich froh bin, dass ich diese Reise gemacht habe. Es hätte mich nie in Ruhe gelassen, wenn ich meinem Bauchgefühl nicht gefolgt wäre. Jetzt habe ich gesehen und gespürt, dass es zwar viel schwerer geworden ist, aber dass es immer noch schön ist und dass er mich nie verlassen wird. Er hat mich nach Ägypten begleitet und er wird mich überall hin begleiten - und das macht mich glücklich

Liebe Grüße
Edith
__________________
mein Mann:
NSCL ED 21.10.2010
nach langem Kampf ins Licht gegangen am 30.11.2012
für immer in meinem Herzen

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  #7  
Alt 12.03.2013, 23:24
undine undine ist offline
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Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: du fehlst so sehr...

Liebe Edith,

oh-je-mine, ich möchte nicht, dass du denkst, ich wollte dir nicht schreiben! ICH HABE EINFACH NICHT DEINE BEITRÄGE GESEHEN!

Weißt du, ich bin im KK eigentlich gar nicht / kaum mehr unterwegs. In den lettzen Wochen war ich nur zufällig hier und las seitdem nur bei Moni und Christel.

Liebe Edith, ich freue mich, dass dein Bauchgefühl dich nicht betrogen hat und du mit einem guten, liebevollen Gefühl wieder daheim bist.

Ich verstehe dich so sehr. Ich habe bis vor kurzem auch unentweg mit meinter Ma geredet; bei jeder Gelegenheit. Allerdings ist der Verlust des Partners noch etwas anderes. Vergleichen mag ich es nicht, weil die Beziehungsform ja eine andere ist.

Du wirst noch viele "erste Mal ohne ihn" in diesem Jahr erleben, aber du hast die Gewissheit, "ohne ihn" "nur" leibhaftig. Seine Liebe, Deine Liebe, die kann nicht vergehen. Er hat dich geprägt, so wie du ihn und deshalb ist er ein Teil von dir und wird es immer sein. Und wenn man weiß, dass man alles für den Liebsten getan hat - so wie du es getan hast - den aller größten Liebesbeweis auf Erden gegeben hat - dann bekommt man auch ein Gefühl von Ewigkeit.

Ich habe eine Therapie angefangen, um mit dem Tod meiner Ma klar zu kommen. Verrückterweise hat mich meine Lungenentzündung erst dazu gebracht, besser mit ihren Tod umzugehen, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich wünsche dir alles Liebe und dass es dir gut geht. Und zwar von ganzen Herzen!
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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