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  #1  
Alt 10.03.2013, 13:22
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

ich finde es gut, dass Du bald mit Deiner Mama ein paar Tage verreist. Das haben wir nach dem Tod meines Vaters auch gemacht und es war zwar einerseits sehr traurig, da Papa ja normalerweise bei allen Familienurlauben dabei war, aber andererseits tat der Tapetenwechsel auch wahnsinnig gut!

Das Du ärgerlich auf andere Leute bist, dass kenne ich auch noch. In der ersten Zeit habe ich immer gar nicht verstanden, wie jemand noch lachen kann und fand das einfach total unfassbar, dass sich für alle anderen die Welt einfach weiterdreht und sie einfach weitermachen, wo meine (unsere) Welt doch zum totalen Stillstand gekommen ist. Oft haben meine Schwester und ich auch darüber geredet, dass es doch so viele Familien gibt, die sich gar nicht mehr verstehen. Die nicht mehr miteinander reden und es dem einen egal ist, was aus dem anderen wird. Die Menschen in diesen Familien dürfen aber alt werden und hätten so die Chance eine lange Zeit miteinander zu haben und statt es zu schätzen, streiten sie und reden nicht mehr miteiander. Und wir müssen so früh unseren Papa verlieren, obwohl wir immer zusammengehalten haben und uns so gut verstanden haben. Das fanden wir sehr ungerecht und hardern von Zeit zu Zeit immer noch damit. Deine Gefühle sind somit ganz normal! Es braucht einfach viel Zeit, um sich an die neue - und keinesfalls schöne - Situation zu gewöhnen. Irgendwann fängt man an die immer bleibende Lücke in sein Leben zu integrieren. Anders gehts auch nicht, denn ansonsten wird man viel zu traurig.

Nach dem Tod meines Papas habe ich mir auch sehr oft Gedanken über die Krankheit gemacht und ob ich nicht in der einen oder anderen Situation noch etwas hätte tun oder andere Entscheidungen treffen können. Gerade auch in den letzten Wochen seines Lebens. Aber ich glaube, dass sind vegebliche Gedanken, da man alles getan hat, was man tun konnte, was in dieser sehr anstregenden und verzweifelten Situation möglich war!!!! Und das gilt auch für Dich und Deine Mama. Ihr habt gekämpft mit Deinem Papa, ihr habt auf alles geachtet, ihr habt alles veranlasst, was veranlasst werden musste und das wichtigste, ihr wart immer an seiner Seite! Mehr geht nicht, der Rest ist einfach Schicksal und das Leben...

Liebe Nina, ich denke weiterhin ganz fest an Dich und Deine Mama und sende Euch ganz viel Kraft!!!

Bis bald!

LG! Tina
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  #2  
Alt 10.03.2013, 18:27
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ach Tina, es tut so gut! Ich weiß, du hast es zur Zeit auch nicht leicht und bis geplagt von Sorgen und Ängsten und trotzdem baust du mich auf und hilfst mir! Unglaublich, danke!

Liebe Grüße Nina
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
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  #3  
Alt 11.03.2013, 08:03
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

Einkaufszentren und Menschenmassen machen einen geradezu verrückt, oder? Die Geräuschkulisse tat meinen Ohren weh und dann diese Heiterkeit überall... Schrecklich fand ich das! Am liebsten hätte ich mich damals in meiner Wohnung verkrochen oder wäre in den Wald gerannt. Und ich weiß auch sehr genau, wie wütend ich auf all diese gleichgültigen und mir oberflächlich erscheinenden Menschen war. Aber du hast Recht, es ist ungerecht, wenn wir denen zürnen, denn sie können weder wissen, wie es in uns ausschaut noch tragen sie irgendeine Schuld.

Die Natur ist oft heilsam. Das geht mir heute noch so. Wenn es mir nicht gut geht, dann bin ich gern für mich allein und irgendwo draußen unterwegs, wo ich niemanden treffen muss. Dann konzentriere ich mich gern auf das, was da ist. Den Wind, die Sonne, die Bäume, Steine, Vogelgezwitscher. Vielleicht, weil ich mich dann als einen Teil des Ganzen empfinde? Vielleicht, weil ich glaube, dass mein Papa jetzt ein Teil dieses Ganzen ist und ich ihn wiederfinde in jedem Regentropfen, im Sonnenschein, im Wind? Ich weiß es nicht, aber es tut einfach nur gut und fühlt sich heilsam an.

Ich finde, dass du bereits ausgesprochen weit bist auf deinem Weg. Auch, wenn es dir selbst nicht so vorkommen mag.

Eine feste Umarmung
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #4  
Alt 11.03.2013, 19:32
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Danke Miri!
Ich hätte so gerne mit dem Buch "Meine Trauer wird dich finden" angefangen. Habe es mir extra bestellt und habe dann nur die ersten beiden Seiten gelesen, die ich auch sehr gut fand. Leider kann ich mich momentan nicht überwinden Bücher über Trauer und den Tod zu lesen. Vielleicht kommt es daher dass ich schon zu Papas Krankheit viele Bücher von Elisabeth-Kübler-Ross gelesen habe um mich auf das "Schlimmste" vorzubereiten, damit es später nicht so weh tut. Ich habe da schon sehr sehr viele Tränen vergossen. Momentan kann ich mich nicht durchringen das Buch zu lesen obwohl ich es so gerne machen würde und ich weiß dass es mir helfen würde. Ich hoffe das kommt wieder.

Heute hat Papas Bruder bei Mama angerufen. Papa war mit seinem Bruder seit 10 Jahren (seit dem Tod ihres Vaters) wegen der Erbschaft zerstritten. Leider konnte zu Lebzeiten von Papa keine Verzeihung mehr stattfinden. Wir haben ihn dann aber doch schriftlich zu Papas Begräbnis eingeladen. Die Familie kam dann auch und wir sprachen ganz normal miteinander. Man sah meinem Onkel an dass es ihm sehr sehr leid tat.
Mama hat dann nach dem Begräbnis ein altes Kinderfoto von Papa und meinem Onkel gefunden, es vergrößern lassen und ihm einen Abzug davon geschickt. Er hat sich heute bei Mama gemeldet und sich bedankt.
Irgendwie komisch, ich weiß ja nicht ob Papa es gewollt hätte aber ich denke mir eine Versöhnung ist doch immer gut und irgendwie glaube ich schon dass es in Papas Sinn gewesen wäre auch wenn er immer das Gegenteil behauptete.
Wir haben verziehen, wir wollen jetzt keinen allzu engen Kontakt aber vielleicht fahren wir mal zu ihnen auf Besuch im Sommer oder sie kommen nochmal zu uns und wir fahren dann zu Papas Grab, man wird sehen!

Ich hoffe ich kann heute besser schlafen als die vorigen Nächte. Ich kann sehr schlecht einschlafen, liege oft bis 2 Uhr wach, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Habe dann heute nach auch noch geträumt dass Papa doch nicht tot sei, es ein Irrtum der Ärzte war und Papa jetzt weiter ausleiden musste. Es kam dann immer eine Palliativärztin zu uns und ich habe für sie "Geschnetzeltes" gekocht. Ganz ganz komisch und irgendwie beängstigend diese Träume!

Ich wünsche euch einen guten Wochenstart und sende euch ganz liebe Grüße
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am 23.2.2013
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  #5  
Alt 11.03.2013, 19:49
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hey Nina!
Ich lag anfangs auch immer ewig lang wach, meistens bis 3 Uhr und dann kam ich zum schlafen.. inzwischen gehts wieder.. ich denk da musst du nur abwarten, dann passt da alles wieder..
Und die Bücher.. wenn du sie bräuchtest, dann hättest du sicher auch Lust sie zu lesen.. das wird sicher auch noch kommen.. Hab auch 2 Stück daheim, 1 vom Palliativdienst und 1 welches mir eine Freundin empfohlen hatte und ich hab auch keins der beiden gelesen.. Ich könnte dir aber auch nicht sagen wieso..
Was ich ganz vergessen hatte: Ich find dein Zitat richtig schön und sehr passend gewählt!

Liebe Grüße und dir auch ne schöne Woche (mit ganz lieben Schülern)

Geändert von Flower* (11.03.2013 um 19:53 Uhr)
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  #6  
Alt 11.03.2013, 20:22
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina und liebe Flower,

ja, genauso sehe ich das auch! Wenn ihr die Bücher benötigt, dann werdet ihr sie auch lesen wollen. Wenn nicht, ist das auch gut! Sie laufen ja nicht davon Ich habe auch drei Bücher von Kübler-Ross gelesen, bevor mein Papa gehen musste, weil ich doch diese irrationale Angst hatte, wir würden hier zusammen bleiben, während er ganz allein gehen müsse... Na ja, und die Vorstellung von diesem Schutzengel, Geistführer oder wie auch immer man das nennen will, hat mich echt beruhigt. Ich habe sogar im Bett gelegen, alles Licht aus gemacht und darum gebeten, dass sich Papas Schutzengel mir zeigen solle bzw. mir nur ein Zeichen geben solle, dass es ihn gibt. Das hat er tatsächlich getan und dadurch kehrte in mir Frieden ein. Ich habe das alles meinem Papa berichtet und er hat gelächelt.

Die schlaflosen Nächte hatte ich vorher, nach dem Tod meines Vaters hätte ich nur noch schlafen können... Dass du so etwas geträumt hast, Nina, hat bestimmt damit zu tun, dass du derzeit keine Ruhe finden kannst. Du wartest auf den Bericht und darauf, dass der Arzt ihn mit dir durchgeht. Bis dahin kannst du keine Ruhe finden. Auch im Traum nicht. Wäre nun meine ganz banale Erklärung, aber die kann auch ganz daneben liegen.

Liebe Grüße und schlaft heute Nacht gut! Vielleicht helfen so kleine Rituale wie Tee trinken, Hörbuch hören, den Tag Revue passsieren lassen?
Miri
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  #7  
Alt 13.03.2013, 19:52
cawo cawo ist offline
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Beiträge: 283
Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

ich drück dich mal ganz feste

Wie auch die anderen bereits schrieben gibt es wohl in der Trauerphase viele Parallelen.

Ich z.B. warte auch grad auf "den Zusammenbruch", bis gestern war ich ja nie wirklich alleine. Meine Eltern waren ja eine Woche hier.
Bin immer noch am rotieren (mein Schatz hat ja eine kleine Firma, da ist ja auch einiges zu erl. / aufzuräumen)...

Ich vermeide "nichts zu tun zu haben", bin dann aber wieder sehr traurig, dass ich mir keine Zeit nehme zu trauern. (hört sich jetzt sicher wirr an)

Am Mo habe ich den nächsten Artztermin, ich bin schon innerlich am zittern, dass ich ganz ganz bald wieder zum Arbeiten muss. Klar muss ich wieder, klar ist das dann auch Ablenkung. Im Moment habe ich das Gefühl, dass es mich zerreissen würde, im Büro zu sitzen und mir über "pille-palle" Prbleme einen Kopf machen zu müssen.

Dann kommen die Phasen, dass ich sehr sehr traurig werde, wenn ich 2 alte Leute nebeneinander hertippeln sehe. Ich wollte doch mit meinem Schatz alt und tüttelig werden. WARUM durften wir das nicht, WARUM die anderen??

Auf dem Friedhof habe ich ebenfalls das Gefühl, dass er nicht dort ist. Ich starre auf die Urnenwand und da ist nichts???? Ich schaue in den Himmel und habe das Gefühl, dass "dort" was ist. Ich hoffe, ich wünsche, dass unsere Lieben da wo sie jetzt sind, gelücklich sein dürfen und dass sie immer wieder auf ihre Zurückgebliebenen schauen und auf sie aufpassen.

Werde die Tage auch meinen "Umzug" in den Hinterbliebenen Bereich angehen.

Ganz liebe Grüße

Carmen
__________________
Mein Schatz:
10/2012 Diagnose Pankreaskarzinom mit Metastasen
am 23.02.2013, in meinen Armen eingeschlafen

Hier kann man unseren Weg nachlesen (Achtung, sehr lang)

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=57813
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