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  #1  
Alt 28.12.2014, 22:03
laolam laolam ist offline
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Böse AW: Abschied

Liebe Amelie, es tut mir sehr leid das zu lesen. Die Familien sind zerrissen. Menschen müssen ganz fürchterliche Erfahrungen machen wie Krieg, dann noch die Krankheit...Und alles scheint sinnlos zu sein....
Das schwerste für mich war den Eltern von meinem Mann Bescheid sagen, dass er gestorben ist. Die Mutter lebt in Moldawien, der Vater in der Ukraine, beide über siebzig.Sie waren nicht in der Lage nach Deutschland zur Beerdigung zu kommen....
Es war der schwerste Schicksalsschlag.Beide sind krank. Ich kann sie nicht nach Deutschland holen. Ich rufe sie oft an. Ich unterstützte die Mutter finanziell, ich werde es immer tun.Ich habe seine Schwester beauftragt,die beiden so oft wie möglich zu besuchen. Sie sind dort auch nicht alleine.
Bei euch ist alles noch sehr frisch, aber vielleicht schaffst du das, sie nach D-d zu holen sei es für einige Monate.Deine Schwester hatte doch eine Familie, das hast du in einem deiner Beiträge erwähnt. Kommt zusammen und entscheidet,was passiert jetzt mit Mutti.Was denkt sie selbst, hat sie sich geäußert?
Es tut mir sehr leid, ich wünsche Dir und euch viel Kraft
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  #2  
Alt 29.12.2014, 10:40
Amelie2007 Amelie2007 ist offline
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Standard AW: Abschied

Liebe Laolam, danke dir. Meine Mutter möchte nicht zu mir nach Deutschland, habe ich ihr mehrmals angeboten. Sie fühlt sich körperlich und psychisch nicht in der Lage für so eine "lange" Reise. Ausserdem, die drei Töchter von meine gestorbene Schwester brauchen meine Mutter auch da. Nur, das ist alles noch so frisch und wir alle kommen mit der Situation noch nicht klar. Meine Mutter war ein aktiver Mensch, sie war ständig in Bewegung, jetzt sitzt sie nur noch zu Hause und macht das nötigste. Ich bin so weit weg und kann sie immer nur anrufen,mehr nicht. Ich selber habe auch keine Kraft, habe immer und immer wieder die Bilder vor den Augen aus den letzten Tagen mit meiner Schwester, habe meine Kinder vernachlässigt und hoffe nur dass der Schmerz irgendwann weniger wird. Ich suche noch für mich einen Weg ins Leben, gleichzeitig denke ich an die Mutter,aber weiss dass ich ihr auch nicht helfen kann. Wie du siehst, meine Gedanken sind so durcheinander, ich weiss nicht was ich schreiben soll und gleichzeitig platzt mein Kopf, weil so viele Gedanken durch mein Kopf kreisen. Schlimmste von allen ist dass ich gesehen habe wie man mit so einem kranken Menschen in meine Heimat umgeht. Die haben keine Mittel und kein Personal für krebskranke Menschen und Leiden ist sehr gross. Du bist da, mittendrin, kannst aber nichts tun, siehst nur Leid und Armut, Schmerz... Jetzt bin ich froh dass meine Schwester zu Hause gestorben ist und nicht in so einem Krankenhaus (Krankenhaus habe ich gesehen, das wünscht man den grössten Feind nicht das kann man sich hier im Westen nicht vorstellen ) Sie lag in ihrem Bett zu Hause und ich hatte ihre Hand den ganzen Tag gehalten, ihr immer wieder gesagt "Hab' kein Angst,hab' kein Angst", ihre Tränen gewischt und sie geküsst. Sauerstoffflasche hat auch nichts mehr gebracht, mein Schwager war gar nicht dabei als sie gestorben ist, weil er unterwegs war neue Flasche zu besorgen (das muss man alles alleine machen, weil du in Bosnien gar nichts bekommst, nicht mal ein Wattepad). Es ist schlimm, sehr schlimm, es tut weh darüber wieder zu denken. Ich melde mich wieder, danke dass du liest und mir schreibst. LG
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  #3  
Alt 29.12.2014, 11:31
laolam laolam ist offline
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Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 22
Standard AW: Abschied

Liebe Amelie, es ist so schlimm, was du über die letzten Tage von deiner geliebten Schwester berichtet hast. Wenn ich im russischen Internet lese, wie die Angehörigen von sterbenden Patienten einen Kniefall machen müssen um Morphium zu bekommen, welche Hürden sie überwinden müssen, während sich die Sterbenden zu Hause von Schmerzen quälen. Wie verzweifelt sie sind. Keine Hilfe, keine Versorgung. Das sind die Welten zwischen dem was ich hier in Deutschland erlebt habe. Mein Mann war auf der Palliativstation bestens versorgt und von lieben Menschen umgeben, die sich rund um die Uhr um ihn gekümmert haben. Das war das Glück im Unglück, dass er in Würde und Ruhe gehen durfte, im Schlaf ohne viel Angst und Schmerzen. Diese Bilder bleiben eingebrannt ins Gedächtnis. Dir geht auch nicht anders.
Wenn deine Mutti zu Hause bleiben möchte, es ist doch ok. Sie hat drei Enkelinnen. Wunderbar, sie ist doch nicht alleine. Wenn du sie anrufen kannst, tue das mehrmals am Tag, erzähle ihr alles, was dir am Herzen liegt.
Meine ganz erstaunliche Erfahrung: ältere Menschen gehen mit Verlusten anders um. Sie können sie besser ertragen. Oder anders.Menschen in deinem Land haben so viel Leid ertragen müssen.
Deine Mutti war und ist eine starke Person, sie braucht momentan viel Liebe, Zuwendung, Hilfe von der Familie.

Amelie, warte ab, lass Dir einfach Zeit, lass dich selbst von deiner Familie trösten.
Sei umarmt von mir
Laolam
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  #4  
Alt 08.01.2015, 21:19
Amelie2007 Amelie2007 ist offline
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Standard AW: Abschied

Heute ist ein schlimmer Tag... Ich habe auf der Arbeit geweint,als ich eine Mutter mit ihren Zwillingen sah, die sich umarmt haben und die Mutter sie beide auf den Stirn geküsst hat Die Tochter meiner Schwester haben ihre Mutter nicht mehr und werden sie nie wieder sehen,umarmen,küssen... Mein Schmerz ist erträglich,aber ich muss immer wieder an die Kinder meiner Schwester denken. Die haben viel zu früh die Mutter verloren.
Ich kann sie nicht ersetzen, egal was ich tue und versuche.. Niemand kann sie ersetzen.




Meine geliebte Schwester, mein Engel
23.07.1962- 19.12.2014
__________________
Meine geliebte Schwester

Adeno CA
23.07.1962-19.12.2014
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