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  #1  
Alt 21.12.2005, 19:52
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun sind wir also wieder da aus England. Es war wieder so herrliches Wetter. Nur an einem Tag mußten wir die dickeren Pullover tragen, weil der Wind so eisig war aber sonst wieder nur dünne Sachen und den ganzen Tag wolkenloser blauer Himmel. In der Zeitung stand dort ein langer Bericht, warum alles noch grün ist und blüht.

Auch das Theater war fantastisch. Es ist faszinierend, wie ein Mann die Bühne so beherrschen kann und immer zwei Personen gleichzeitig spielt. Das Stück ist nun wirklich nicht leicht und doch waren jede Menge Kinder in der Vorstellung und sie alle waren die zwei Stunden mucksmäuschenstill und gebannt. Nach der Vorstellung waren wir noch am Bühnenausgang und haben uns ein Autogramm geholt. Auch dort, ungeschminckt, konnte man die Fasziniation von Patrick Steward spüren. Er sah einem direkt in die Augen und war für eine Sekunde nur für diesen einen Menschen da. Ich finde es zeigt immer das Interesse und den Respekt vor seinem Publikum, wenn sich der Künstler nach der Aufführung die Zeit nimmt um wirklich jedem ein Autogramm zu geben, der gewartet hat. Es war eine schöne Zeit in England und nun, wie beim letzten Mal, zurück in Kälte und Schnee bereiten wir uns auf Weihnachten vor.

RÜCKBLICK auf 2004

Der 17. Dezember sollte eigentlich der erste Urlaubstag von Carina und mir sein. Wir wollten nach Bad Tölz fahren. Du warst schon seit über einer Woche ziemlich gelb im Gesicht und den Augen. Aber du wolltest nicht zum Arzt gehen, denn schließlich warst du ja erst bei der Krebsnachsorgeuntersuchung und alles war OK. Als du am morgen ohne Aktenkoffer das Haus verlassen hattest, habe ich mich gewundert, aber du meintest nur: "Den brauche ich heute nicht." Gerade als wir aufbrechen wollten hast du angerufen und mir erzählt, daß du beim Betriebsarzt warst und der gemeint hat, du müßtest sofort ins Krankenhaus wegen der Gelbsucht und dich untersuchen lassen. Du hast mich gebeten nicht wegzufahren und da wußte ich, daß du schreckliche Angst hast. Normalerweise hättest du uns fahren lassen, weil du uns den schönen Tag gegönnt hättest und wärest allein zum Arzt gegangen. Aber du hattest schon so eine Ahnung, daß es dir nicht so gut geht. Später hast du mir erzählt, daß schon seit Tagen dein Urin so komisch aussah und dann noch die gelbe Farbe. Wir sind dann ins Krankenhaus und waren von 10 Uhr bis 14 Uhr dort. Wir sind von einer Untersuchung zur nächsten und dann das Warten. Man sitzt dort und wartet auf ein Wunder, man hofft auf eine gute Nachricht und wird doch vertröstet. Und dann kamst du zum letzten mal aus dem Zimmer und meintest, es wäre vielleicht was auf der Bauchspeicheldrüse und du müßtest ins Rechts der Isar zur genauen Untersuchung. Ich war so erschrocken, wich einen Schritt zurück und stammelte: " Nein, das bitte nicht." Wir haben zuhause die Tasche gepackt und sind los. Während du in der Notaufnahme warst, habe ich draußen gewartet. Diese schreckliche Zeit, wenn man da sitzt und wartet und sich die schrecklichsten und auch wieder hoffnungsvollsten Gedanken macht. Du kamst heraus und meintest, ich solle nachhause gehen, weil du dableiben müßtest und erst morgen auf die Station kommen würdest. Ich bin nachhause und mit Carina noch einige Stunden bei uns gesessen und wir haben geredet und geweint.

18. Dezember. Als ich dich besuchen kam, hattest du schon deine Endoskopie bekommen und warst bester Dinge. Der Stent den du bekommen hast, sollte die Galle abfließen lassen und du solltest endlich deine gelbe Farbe verlieren. Du bist dauernd rumgelaufen und mit mir zum Essen ins Restaurant. Dann kam die Ärztin und meinte, daß man bei der Untersuchung nichts gesehen hätte und sie würde am Montag wiederholt.

20. Dezember. Gottseidank hat die Sonographie geklappt und es mußte nicht die Leber punktiert werden. Aber leider hat man gesehen, daß der Tumor schon auf den Gallengang drückt und deine Blutwerte sehr schlecht sind. Ich hatte solche Angst um dich.

21. Dezember. Man hat dir versprochen, daß du über Weihnachten heim gehen kannst und erst am 27. wieder rein mußt. Du hast dich so gefreut und wir uns auch.

Nun ist das alles schon ein Jahr her und ich kann es kaum glauben, es scheint erst gestern gewesen zu sein.

Ich liebe dich
Delia
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  #2  
Alt 22.12.2005, 20:13
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

als ich heute wieder weinen mußte meinte unsere Tochter, ich solle mich doch freuen, denn endlich hättest du dir den langen Urlaub genommen, der dir zusteht. Du könntest dich nun erholen und es dir gut gehen lassen. Sie hat ja recht, aber es schmerzt trotzdem so unendlich.

RÜCKBLICK auf 2004:

22. Dezember. Du mußtest am Vormittag zur Computertomographie und bist dabei umgefallen. Man hatte dich aus dem Bett zu schnell aufstehen lassen und du mußtest dann nach unten laufen und die Flüssigkeit trinken und dabei wurde dir schwarz vor Augen. Als du mir das erzählt hast bin ich wieder ganz schön erschrocken, weil dir so etwas ja noch nie passiert war. Am Nachmittag wurde dann auch noch eine Kernspintomographie gemacht und wir warteten voll Ungeduld auf das Ergebnis.
Als ich wieder einmal allein mit der U-Bahn nachhause fuhr, war ich fest der Ansicht, du würdest es auch diesmal schaffen.

Delia
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  #3  
Alt 08.05.2008, 06:50
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

08. Mai 2008

Mein lieber Schatz,

nun sind also 3 Jahre vergangen, seit du uns verlassen musstest. Diese Zeit erscheint oft ewig lange und dann wieder wie gestern. Noch immer kann man nicht verstehen, wie so plötzlich ein gemeinsames Leben vorbei sein kann und ein Glied in der Kette fehlt.

Ich hatte im April, an deinem Geburtstag einen Moment, in dem ich dich wieder vor mir sah, im Bett liegend. Wir haben uns angesehen und plötzlich wurde es uns beiden bewusst, daß du bald nicht mehr da bist. Ich sah den Schmerz und die Verzweiflung in deinen Augen und du in meinen und wir begannen beide zu weinen. Ich denke dieser Moment ist für einen nicht Betroffenen nicht vorstellbar, denn es ist ein Albtraum, der Supergau, etwas, das man sich nicht mal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen könnte. Früher war da noch die Zuversicht, daß er es schaffen wird. Dann die Hoffnung und zuletzt die Gewissheit, daß man miterleben muss wie der geliebte Mensch sterben muss. Und noch schlimmer als die Gewissheit für einen selbst, ist es zu wissen, daß auch er es weiß und Tag für Tag, Stunde für Stunde, jede Minute und Sekunde mit seiner eigenen Verzweiflung allein ist. Man kann für ihn da sein und ihm helfen, aber dort drinnen in sich selbst ist man so allein und einsam, hilflos und verzweifelt und auch schrecklich zornig. Jeder für sich.

Nach diesem Erlebnis, war wieder alles wie früher. Wir beide hatten Hoffnung und auch wieder nicht. Aber du hattest es schon einmal geschafft, warum nicht wieder? Auch du hast bis zum letzten Moment nicht aufgegeben.

Diese Momente und noch viele andere werde ich niemals vergessen und leider kommen sie mir noch viel zu oft in den Sinn. Aber immer wenn ich denke die negativen Gedanken überschwemmen mich, sehe ich dich wie du den Kopf schüttelst und meinst: „Jetzt reichts aber wieder, mir geht es hier super und ich möchte, daß ihr zwei fröhlich seid und euer Leben genießt.“ Ich bin wirklich dankbar dafür, daß ich noch oft das Gefühl habe, du bist da und freust dich über uns.

Vor einiger Zeit habe ich nachts um dich geweint und dich gefragt, ob du auch um uns weinst und da begann es zu regnen. Der Regen tropfte erst langsam aufs Dach, dann etwas heftiger und plötzlich war es vorbei. Ja, so geht es mir auch. Ich werde wunderbar mit allem fertig, doch manchmal überkommt es mich immer noch und die Tränen fliesen.

Seit letztem Jahr ist es nun etwas leichter und ich bin wieder glücklicher und lache mehr. Ich habe dich 39 Jahre lang lieben dürfen und unser Leben war so glücklich, daß ich nun mit keinen anderen Mann mehr leben möchte. Ich habe so viele schöne Erinnerungen, daß die noch für ein weiteres Leben reichen würden. Ich freue mich nun wieder an meinem Leben und gehe sehr oft mit Carina oder meiner Freundin fort und habe viel Spaß und weiß, daß dir das auch gefällt. Jetzt ist wieder die American Football Saison angegangen und wenn ich zu einem Spiel gehe, besuche ich dich vorher auf dem Friedhof, sind ja nur ein paar Schritte neben dem Stadion. Ich weiß, daß dir das Spaß macht so nah beim Geschehen zu sein, hatten wir doch 25 Jahre unsere Freude beim Verein.

Das Leben geht weiter und es macht langsam wieder Spaß. Aber für deine Tochter und mich vergeht kein Tag, an dem wir nicht über dich reden und wir lieben dich für immer.

Deine Frau

P.S:
Ich kann allen Betroffenen nur raten, sich Zeit zum Trauern zu lassen. Es braucht seine Zeit und manchmal glaubt man, man wird diese Gedanken an die schlimmen Momente nie mehr los. Jeder wird eine Möglichkeit für sich entdecken, wie er mit diesem Verlust umgehen lernt. Manche verzweifeln total, während andere sich bald auf einen neuen Partner stützen. Ich lebe nun zum ersten Mal in meinem Leben allein. Zuerst lebte ich mit meinen Eltern zusammen und dann mit meinen Mann und nun allein. Als mein Mann im Sterben lag und ich durch unsere Wohnung ging, wußte ich, daß ich bald allein darin leben muss. Aber als ich am 8. Mai 2005 vom Krankenhaus nach Hause kam und wußte er kommt nie wieder zurück, da war es als würde mich eine Welle überrollen. Ich stand im Flur und sah ihn vor mir und wußte er kommt nie mehr zurück und da fühlte ich sie zum ersten Mal, die Einsamkeit der Wohnung. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein Gefühl der Leere und Verlassenheit. Aber es gab noch viele andere Momente der Verzweiflung.

Jeden Morgen zur Todesstunde lief alles wieder wie ein Film vor mir ab und ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe geglaubt ich werde das nie mehr vergessen können. Aber plötzlich vor einigen Monaten bin ich später aufgewacht und wußte es ist vorbei. Ich habe mich wie befreit gefühlt und seither schlafe ich durch und habe, wenn ich an diese Momente denke, das Gefühl es ist schon lange her. Und seither kann ich mein Leben wieder genießen und mit dem Verlust anders umgehen. Erst jetzt beginnt mein neues Leben richtig. Ich habe hier im Forum viel Hilfe und Trost bei den zwei Krebserkrankungen meines Mannes erleben dürfen. Man darf nichts forcieren, man muss den Gefühlen ihren natürlichen Lauf lassen. Bei manchen geht es schneller und andere brauchen länger. Aber eines Tages beginnt dann das neue Leben und man freut sich wieder auf jeden neuen Tag. Mein Glück ist, daß ich so viele Hobbys habe, die mich glücklich und zufrieden machen und eine Tochter, die für mich da ist und eine Freundin mit der ich reden kann und viele Bekannte vom Footballverein, der Arbeit meines Mannes und der Nachbarschaft die mich verstehen und mich ablenken.

Lasst euch Zeit und wartet auf das Neue und Andere, aber seid euch sicher, dort „drüben“ sind alle glücklich und wollen, daß es euch gut geht. Beginnt ein neues Leben ohne Sie oder ihn, aber seid sicher er oder sie wird weiterhin bei euch sein und wollen, daß ihr euer Leben genießt.

Ich hoffe ihr alle findet euren Weg.

Delia
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  #4  
Alt 24.12.2005, 06:21
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun ist es also soweit, das erste Weihnachten ohne dich. Du hattest immer so liebevoll unsere Geschenke verpackt und die edlen Tropfen in Nuss, die wir immer dazubekamen und die so lecker geschmeckt haben. Wir werden dieses Jahr auf sie verzichten, wie wir leider auch auf dich verzichten müssen. Du fehlst so! Aber ich weiß, du hast nun deinen inneren Frieden und deine Gesundheit zurück und kannst sicher wieder deine langen Spaziergänge machen und ich verspreche dir, wir werden nicht so viel weinen, sondern lachen und endlich mal unsere Spiele machen, die wir alle angesammelt haben. Du wirst immer bei uns sein.

Ich wünsche dir ein wunderschönes Weihnachtsfest, dort wo du jetzt bist und sag auch dem Rest der Familie alles Liebe.

Delia


RÜCKBLICK auf 2004:

23. Dezember. Heute waren die Ergebnisse da und dir wurde gesagt, daß du ein Pankreaskopfkarzinom hast mit Ummantelung der wichtigsten Venen und daß deshalb nicht mehr operiert werden kann. Wir waren alle total fertig. Ein Tag vor Weihnachten und dann diese Nachricht. Als wir ins Krankenhaus kamen, warst du schon beim Packen und konntest mit uns nachhause gehen. Herrlich, daß du erst wieder in drei Tagen rein mußt, nun freuen wir uns alle, daß wir drei Tage kein Krankenhaus sehen müssen. Du warst ziemlich fertig, aber es gelang mir, obwohl ich auch fast am Ende war, dich wieder aufzubauen. Ich habe dir erzählt, daß du es wieder schaffen wirst, auch wenn du den Rest deines Lebens nun mit diesem Krebs zusammen verbringen mußt. Aber du wirst es schaffen. Es ging dir gesundheitlich noch so gut, daß du wohl auch daran glauben konntest. Mir ging es leider nicht so gut. Durch meine panische Angst hatte ich in der Nacht einen Atemaussetzer und dachte ich müsse Ersticken. Mein Asthma meldet sich langsam wieder zurück.

24. Dezember. Mittags und abends haben wir alle drei zusammen gegessen und Carina war auch die ganze Zeit da und wir haben sehr viel geredet und trotz der schlimmen Nachricht auch eine Menge Spaß gehabt. Du hattest deinen Humor wieder gefunden und wir waren alle sehr glücklich. Du hast gemeint, du müßtest dich wohl jetzt noch mehr umstellen und noch gesünder leben. Aber du wolltest dich mit deinem "Untermieter" arrangieren, wenn es nicht gelingen sollte ihm zu kündigen. Trotz allem hatten wir ein wunderschönes Fest und wir drei halten mehr denn je zusammen. Leider hatte ich in der Nacht wieder einen Anfall. Bin nur froh, daß du es nicht mitbekommst. Es war trotz allem ein sehr schöner Tag und auch ohne all die übliche Weihnachtshektik. Das war alles nicht wichtig. War halt mal nicht so gut geputzt, Hauptsache der Baum war geschmückt und du warst bei uns.
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  #5  
Alt 26.12.2005, 09:25
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

erstaunlicherweise haben wir die Feiertage ohne weinen und trauern verbracht. Du hast uns sehr gefehlt, aber wir sind viel spazieren gegangen und haben über früher geredet und so warst du immer bei uns. Es war mal ein ganz unkonventionelles Fest, ohne festliches Essen und große Geschenke. Wir haben spät gefrühstückt und abends nur noch Salat und Brote gegessen und es gab nur ein kleines Geschenk. Aber es waren sehr schöne Tage, die ich ganz allein mit unserer Tochter verbracht habe. Nun habe ich keine Angst mehr vor dem nächsten Weihnachten.


RÜCKBLICK auf 2004:

25. Dezember. Wir haben diesen Tag sehr genossen. Alle drei zusammen gegessen und dann so lange beisammen gesessen und geredet und erzählt, bis es zu spät zum spazierengehen war. Aber es hat dir nicht leid getan, denn dieser Tag war sehr schön für dich, das hattest du mir abends erzählt. In dieser Nacht konnte ich endlich mal wieder sechs Stunden am Stück schlafen und mein Asthma war auch besser.

26. Dezember. Dein letzter Tag zuhause. Wir beide haben nach dem Frühstück geredet. Du hast erzählt, daß du Angst vor dem Krankenhaus hast. Du wußtest nicht, was gemacht wird und vor allem was dabei herauskommen wird. Auch das "eingesperrtsein" mochtest du nicht. Du der du immer draußen herumgelaufen bist und dies genossen hast. Wir haben uns umarmt und zusammen geweint. Du hast mir nur sehr selten Tränen gezeigt, obwohl ich wußte wieviel Angst du hast.. Beim Mittagessen hast du zuviel gegessen und es ging dir danach nicht sehr gut. Du warst den Rest des Tages ziemlich eklig. Aber ich konnte es verstehen. Leider wird mein Asthma wieder schlimmer, denn auch ich habe Angst vor den nächstenTagen.
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  #6  
Alt 29.12.2005, 18:50
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

in den letzten Tagen habe ich sehr viel an dich denken müssen. An die Feiertage im letzten Jahr, die so intensiv und schön, aber auch traurig waren wie nie zuvor. Es waren vielleicht die schönsten Feiertage überhaupt. Ich frage nun nicht mehr "warum", denn ich denke es mußte wohl so sein und du hast nun endlich deine Ruhe gefunden. Wir beide haben nun gelernt ohne dich zu sein, wenn es auch immer noch unendlich schmerzt, so wird es doch immer leichter mit diesem Schmerz umzugehen und wir fühlen dich doch immer noch bei uns.

Delia


RÜCKBLICK auf 2004:

27. Dezember. Ich habe dich heute wieder in die Klinik begleitet und war froh, daß du dein Bett gleich bekommen hast, denn mir ging es sehr schlecht. Ich hatte am Morgen schon Fieber und Husten. Darum hat dich dann am Nachmittag nur Carina besucht und ich schlief den ganzen Tag. Deine Laune war leider nicht sehr gut, dir geht es einfach nicht schnell genug voran.

28. Dezember. Heute konnte dich keiner von uns beiden besuchen, weil wir nun beide Fieber haben und erkältet sind. Der Arzt meint, du darfst dich nicht anstecken und so konnten wir uns nur am Telefon unterhalten. Nun läßt nach all der Aufregung einfach unser Immunsystem nach und ich wäre doch so gern bei dir. Du hast heute einen neuen Plastikstent bekommen und kannst nicht verstehen warum. Du glaubst immer noch, daß die Sache bald überstanden wäre. In deinem Leben hast du alle Krankheiten und Schwierigkeiten überwunden und das willst du nun mit diesem Krebs auch tun. Und natürlich, ungeduldig wie Widder nun sind, soll es möglichst schnell gehen.
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  #7  
Alt 02.02.2006, 16:27
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

die letzten Wochen ging es mir wirklich sehr schlecht. Ich konnte wieder nur bis vier Uhr schlafen und mußte dann immer deine Todesstunde durchleben. Immer wieder die Qual, warum ich nicht bei dir sein konnte in deiner letzten Stunde. Und doch wußte ich auch immer, daß du das nie gewollt hättest. Manchmal war es schon sehr schwer, dir deinen Willen zu lassen. Na ja, als Widdergeborener hattest du ja auch den richtigen "Schädel" dazu.

Aber gerade, als ich jetzt ganz am Ende war, da hast du wieder geholfen. Um mich abzulenken, habe ich wieder mal die alten Sachen in der Wohnung aufgeräumt. All die Schreibsachen, die man ja auch mal wieder aussortieren mußte. Dabei habe ich dann "unsere" Schachtel gefunden, mit all den Liebesbriefen und kleinen Zetteln, die wir uns immer geschrieben und versteckt haben. Ich habe sie nach Jahren sortiert und natürlich viele davon gelesen. Wie glücklich kann ich doch sein, daß wir so viel Liebe füreinander zu geben hatten. Natürlich waren auch sehr bitter Sachen dabei, von all den Streitereien, die natürlich auch zu 39 Jahren gehören, aber die lieben Zettelchen waren doch weit in der Überzahl. Ich hatte gar nicht mehr gewußt, daß es so viel war. Da waren hunderte von kleinen Zetteln und Dutzende von Liebesbriefen.
Natürlich auch noch all die Karten zu den Geburtstagen, Valentins-und Jahrestagen usw. Was hatten wir doch für ein Leben zusammen. Und was für eine Liebe. Du fehlst mir körperlich schrecklich. Nur noch einmal eine Umarmung und ein Streicheln über meine Haare, das wäre das Schönste. Aber ich bin auch so glücklich, daß es dir nun gut geht und du "entspannt" auf uns sehen kannst und dich natürlich "einmischen" und etwas "mitmischen" bei uns. In wenigen Tagen ist es dann ein dreiviertel Jahr, daß du nicht mehr bei uns bist und es scheint doch wie gestern.

Ich liebe dich, mein Schatz und weiß, du wirst immer bei uns sein.

Delia
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  #8  
Alt 14.02.2006, 08:18
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

heute ist Valentinesday und du fehlst. Was haben wir nur immer an diesen Tagen für Überraschungen für den Anderen erfunden und Zettelchen versteckt. Gestern hatte ich mal wieder einen Ordner mit alten Schriftstücken aussortiert und dabei vier kleine Liebeszettelchen von dir gefunden. Sie waren so nett und liebevoll geschrieben und du hast mir wieder so gefehlt. Auf einem der Zettelchen stand: "Du fehlst mir so. Heinz" Du hattest den Zettel im Januar 1998 geschrieben, als ich am Abend an einem Seminar teilnahm und du mich vermißt hast. Und nun vermisse ich dich so unendlich. Könnte wieder mal nur heulen und weiß doch, daß du das nicht möchtest. Bin heute schon seit 3.30 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Hatte gestern beim Mittagessen mein Weißbierglas kaputt geschlagen, Als du es mir damals besorgt hast, meintest du:"Wenn du es kaputt machst, mußt du dir das nächste selbst besorgen." Wer hätte gedacht, daß dieses Besorgen nun so ausfallen muß. Du hattest einen Witz gemacht und nun ist es im wahrsten Sinne des Wortes "todernst" geworden.

Wie unterschiedlich doch in den letzten 3 Jahren die Valentinstage waren.

2003- Du warst gerade vor 3 Tagen an deinem Tonsillenkarzinom operiert worden und hast es kaum mehr ausgehalten im Krankenhaus. Ich habe an diesem Tag gemerkt, daß du mich nicht gehen lassen wolltest. Du hattest mir einen kleinen Schokokäfer geschenkt (mehr hatte der Laden im Krankenhaus nicht zu bieten, wie du gemeint hattest). Und als ich dann gehen mußte, bist du noch bis zur Krankenhaustür mitgegangen und als ich draußen vorbeiging, sah ich durch das Fenster, wie du geweint hast. Ich habe den ganzen restlichen Tag geweint und so gehofft, daß es dir bald bessergehen würde.

2004- Wir waren alle drei auf der Caravan-Boot-Reisen Ausstellung und haben viele Reisepropekte mitgenommen, denn nun wollten wir wieder unser Leben genießen. Du hattest deinen Krebs überstanden und wir wollten es uns wieder so richtig gut gehen lassen. Keiner wußte zu diesem Zeitpunkt und das war auch besser so, daß der neue Krebs schon bald begann in deinem Körper zu wachsen.

2005- Du hattest keinen guten Tag, denn schon am nächsten sollte die Chemo für den Bauchspeicheldrüsenkrebs beginnen und wir wußten auch, daß er nicht mehr operiert werden konnte. Du hattest auf die Chemo gewartet und doch so große Angst.

Und nun 2006 sitze ich hier allein und du bist nicht mehr da. Aber ich freue mich auch so sehr für dich, daß nun all die Angst und die Schmerzen für dich ein Ende haben. Und nun kannst du dein Leben so richtig genießen. Und ich werde mich auch bemühen. Bald sind wir ja wieder in England und du wirst wieder dabeisein.

Ich liebe dich für die Ewigkeit.

Delia
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