Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Umgang mit Krebs und Krankheitsbewältigung

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 21.11.2006, 16:17
GI-Blue GI-Blue ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 21.11.2006
Ort: RLP, NRW
Beiträge: 5
Standard AW: Läßt die Angst mal nach??

Liebe Rosi,

zwei Deiner Aussagen kann ich so nicht unkommentiert für mich nicht stehen lassen.

Ich zitiere:
1. "warum sollen "Nicht-Betroffene" Deine Angst nicht verstehen, begreifen oder nachvollziehen können? Haben wir nicht alle bereits Angst an Krebs zu erkranken? Wer möchte behaupten das "Nicht-Betroffene" womöglich nur noch nicht wissen, dass sie selbst bereits erkrankt sind?"

Ich bin der festen Überzeugung das Nicht-Betroffene diese Ängste nicht vollständig verstehen und begreifen können. Sie können sie nachvollziehen. Lance Armstrong hat in seinem Buch "Tour des Lebens" treffend festgestellt, dass er seit seiner Erkrankung zu der Gemeinschaft der Krebskranen gehört und ihr Zeit seines Lebens angehören wird. Dabei handelt es sich ja nicht um eine organisierte Gemeinschaft, sondern vielmehr um ein Gefühl, dass zwei oder mehr Menschen spüren die persönlich betroffen und in direktem Kontakt miteinander stehen. Ich habe dieses Gefühl bisher immer gehabt, wenn ich mit anderen Erkranten persönlich gesprochen habe.
Ich kann Katrin so gut verstehen, wenn sie schreibt : "Ich hab etwas gewartet,ob ích dieses Thema eröffne,aber ich kann es nicht mit "Nicht-betroffenen" weiter besprechen.", denn an eine gewissen Punkt kommt der Nicht-Betroffene nicht mehr mit. Ich habe diese, leider auch sehr schmerzliche Erfahrung gemacht. Sogar meine Mutter (selber Therapeutin an einer psychosomatischen Klinik, betroffene Angehörige durch mich und auch, ähnlich wie Du, durch den Krebstod ihres Vaters, meines Großvaters), meine engste Vertraute und wichtigste Stütze, kann in gewissen Situationen nicht weiterhelfen. Eben weil hier das persönliche Erleben fehlt. Gespräche mit anderen, auch sehr schwer erkranten, Krebspatienten habe ich, als ebenfalls Betroffener, nie als depressiv empfunden. Sie waren zwar traurig, aber ich konnte immer eine Verbindung wahrnehmen, die das Gespräch unglaublich
leichter gemacht haben. Ich habe den Kontakt zu anderen "Krebslern" immer als eine tiefe Bereicherung empfunden, die mich nicht zuletzt auch motieviert, auch wenn ich ja freiwillig nie Teil dieser Gemeinschaft sein wollte.
Liebe Katrin, solltest Du diese erfahrung noch nicht gemacht haben, hoffe ich, dass Du ähnlich erlebst. Umso unkomplizierter geht es mit Betroffenen im gleichen Alter.


Liebe Rosi, zudemmöchte ich noch einen zweiten Satz kommentieren.

Ich zitiere: "...ein Gesunder kann viel mehr wegstecken als ein Betroffener, nicht wahr?"
Das ist nur sehr bedingt wahr, denn wie vielen Angehörigen, Freunden und Bekannten fällt es schwer mit der Diagnose Krebs umzugehen. Das führt soweit, dass sie aus Unsicherheit den Kontakt abbrechen. Letztlich steckt der Betroffene vielfach mehr weg als der Nicht-Betroffene. Und wie oft stützt der Betroffene seine Familie, Frau, Freundin, manchmal sogar noch am
Sterbebett. Hier gibt es ein tolles Buch eines holländischen Autors, der seine Erlebnisse mit seiner todkranken frau schildert. Leider habe ich den Titel vergessen, werde ihn aber nach reichen.
Auch die hier geschilderten Erfahrungen habe ich gemacht. Sie waren schmerzlich, aber haben mich zugleich gestärkt. Denn, nicht zuletzt der Krebskranke prägt sein Umfeld ob er in Mitleid, Ängsten und Zweifeln versinkt oder aber motiviert, sich motivieren lässt und aktiv gestaltet.
Wahr ist, und da sollte jeder Kranke dankbar sein, dass die nahe stehenden Nicht-Betroffenen, stützen, begleiten und motivieren und ohne sie eine Heilung kaum gelingen kann.

Liebe Grüße an Alle (Betroffene und nicht-Betroffene), Till
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 21.11.2006, 17:03
Benutzerbild von Rosi22
Rosi22 Rosi22 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.11.2006
Ort: NRW
Beiträge: 18
Standard AW: Läßt die Angst mal nach??

Till ich will an dieser Stelle nicht streiten, denn meine Worte waren persönlich und an Katrin gewandt.
Wenn ich eins nicht mag, so sind das Wortklauberein in Beiträgen, die dann von X Leuten auseinandergenommen werden und ein Kommentar den nächsten mit Zitaten und weiteren Kommentaren belegt.

Diese Foren meide ich mittlerweile konsequent, weil es nicht in meinem Sinne ist Worte zu wählen und abzuwägen ob jemand sie auseinander diskutiert, etwas hineininterpretiert, oder etwas anderes dran zu "stinken" hat.

Zitat:
Ich bin der festen Überzeugung das Nicht-Betroffene diese Ängste nicht vollständig verstehen und begreifen können.
siehst Du, ich sehe das eben anders und spreche in meinen (v.a. persönlichen) Beiträgen von mir

Liebe Grüße
Rosi
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 21.11.2006, 17:31
irmgard05 irmgard05 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.08.2006
Ort: 27574 Bremerhaven
Beiträge: 423
Daumen hoch AW: Läßt die Angst mal nach??

Hallo alle zusammen! Vor einiger Zeit habe ich überlegt ein neues Thema " OP vor einem Jahr, alles in Ordnung - und trotzdem...!" o.ä. zu eröffnen. Ich habe mich aber mit den Formulierungen schwer getan und jetzt bin ich (wenn auch nur fast) über den absoluten Tiefpunkt hinweg. Ich bin v0r 13Monaten an SPKR operiert, es geht mir eigentlich gut! Trotzdem habe ich Ängste, Befürchtungen, die manchmal dann eben überhand nehmen. Ich bin sicher, dass diese Tiefpunkte sich auch immer wieder wiederholen werden, aber ich will sie dann auch immer wieder überwinden-alleine oder auch mit professioneller Hilfe.
Auslösend für diese schlechte psychische Verfassung war sicher ein "Zuviel" an Terminen, die durch die gründliche Gesundheitskontrolle (Ansteigender Tumormarker...PET,Darmspiegelung,Magenspiegelung,U ltraschall,Misteltherapie...) mich in die gefühlte Rolle gebracht haben, dieser Maschinerie nicht mehr entkommen zu können. Wirklich entscheiden,die Untersuchung o.ä. will ich nicht, ich glaube,dass ist nicht möglich.
Jetzt bin ich durch diesen Stress durch, die Bedeutung der Gedanken - vor 1Jahr - wie sah es da aus- hat sich auf ein für mich akzeptables Maß reduziert. Jetzt kann ich wieder besser vorwärts schauen. Und ich bin froh z.Zt. zu wissen, jetzt scheint alles in Ordnung zu sein!!! (eigentlich in sich widersprüchlich, aber so empfinde ich es.)
Zu dem Verständnis von Nichtselbstbetroffenen: Ich bin sicher, fast alle, die mit Krebserkrankten zusammen treffen , bemühen sich jeder auf seine Art teilzunehmen,zu helfen, zu unterstützen, wie auch immer. Nichts desto trotz glaube ich, bleibt (auf beiden Seiten) das Gefühl "außen vor zustehen". Mal mehr mal weniger. Auch mit dadurch verursacht, dass man sich gegenseitig schützen will.
Ihr Lieben, mit und grüße ich euch alle Irmgard05
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 21.11.2006, 20:57
GI-Blue GI-Blue ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 21.11.2006
Ort: RLP, NRW
Beiträge: 5
Standard AW: Läßt die Angst mal nach??

Liebe Rosi,

es geht hier in keinster Weise um Streit. Denn bezgl. des Themas Ängste und Krebs gibt es jawohl keine hundertprozentige Wahrheit. Auch ich behaupte das nicht. Ich habe meinen persönlichen Standpunkt geschildert, untermauert mit persönlich erlebtem. Ich wäre glücklich, wenn alle Nicht-Betroffenen mich zu hundert Proent verstehen könnten. Mein Leben wäre um einiges einfacher.

Bitte versteh meine Schildetungen und Bemerkungen nicht als rum-"stinken", denn imerhin habe ich all das was ich niedergeschrieben habe persönlich erlebt und erfahren und die Beteiligung an diesem Forum ist auch eine Art der Stressbewältigung.

Deswegen verstehe meine Worte nicht als Angriff, sondern als durchlebte Erfahrungen eines Betroffenen. Am Ende meines vorigen Beitrags habe ich die Bedeutung der Nicht-Betroffenen für die Heilung des Kranken doch auch deutlich gemacht. Es gibt eben Unterschiede und ich wünsche keinem Nicht-Betroffenen das selbe Schicksal nur um zu erleben wie es ist.

In Frieden, Till
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.11.2006, 21:14
Benutzerbild von Rosi22
Rosi22 Rosi22 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.11.2006
Ort: NRW
Beiträge: 18
Standard AW: Läßt die Angst mal nach??

nun ja Till, es kam halt so rüber. Ich fand das nur irgendwie "falsch" oder unpassend an dieser Stelle.

Jeder ist von etwas überzeugt, und manchmal kollidieren eben eigene Erfahrungen und Sichtweisen mit anderen. Was aber wohl auch nur verschiedene Blickwinkel wiederspiegelt. Und manchmal hat man einfach auch nur unpassende Worte getippt

Liebe Grüße und natürlich in Frieden!
Rosi
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:09 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55